Videosprechstunde und mehr: Kinderonkologie-Projekt gewinnt Telemedizinpreis

Der diesjährige Telemedizinpreis der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin ging an "KULT-SH", ein Projekt zur Untersuchung krebskranker Kinder aus der Ferne.

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Telemedizinpreis

Die Finalisten des Telemedizinpreises auf dem 14. nationalen Telemedizinkongress.

(Bild: ZTG GmbH)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Ein an Krebs erkranktes Kind hat einen Videocall mit einer Ă„rztin ĂĽber ein Smartphone.

(Bild: UKSH Kiel)

Auf dem 14. Fachkongress Telemedizin der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin wurde "KULT-SH" ausgezeichnet, ein Projekt zur telemedizinischen Untersuchung krebskranker Kinder in Schleswig-Holstein. Über eine App können junge Krebspatienten Videosprechstunden mit ihrem Arzt abhalten.

Ärzte können die Vitaldaten der Kinder bei Bedarf aus der Ferne überwachen.

(Bild: UKSH Kiel)

Telemedizinische Sensoren messen die Vitalparameter wie Sauerstoffsättigung, Temperatur und Herzfrequenz in der häuslichen Umgebung. Dafür bekommen die Kinder kleine Messgeräte mit. Die Daten werden dann in eine persönliche elektronische Patientenakte übertragen. So können die Untersuchungen am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH Kiel) in der gewohnten Umgebung der Kinder stattfinden, nämlich zu Hause. Die Kinder müssen dadurch seltener ins Krankenhaus, die immer länger werdenden Anfahrtszeiten entfallen und sie müssen nicht in Wartezimmern warten.

Biopeak verspricht mit seinem Produkt die kontinuierliche Messung vieler Vitalparameter.

(Bild: Biopeak GmbH)

Den zweiten Platz belegte ein Projekt zur 24-Stunden-Blutdruckmessung ohne Manschette der Biopeak GmbH. Sie vertreibt exklusiv im DACH-Raum einen Brustpatch des israelischen Unternehmens Biobeat. Dieser soll sich schnell einrichten lassen und eine Verbindung zum Smartphone des Patienten herstellen. Dabei lassen sich die Daten über einen Bluetooth-Transmitter übertragen. Der Patch wird nur einmal verwendet und überträgt nach 24 Stunden eine Auswertung der Daten. Das Gerät erfasst laut Hersteller kontinuierlich bis zu 13 Vitalparameter wie Blutdruck, Sauerstoffsättigung und Atemfrequenz. Der Blutdruck wird mittels Photoplethysmographie (PPG) gemessen.

PPG-Sensoren sind weit verbreitet und häufig in Wearables integriert. Dabei durchdringt das Licht einer oder mehrerer LEDs am Wearable die oberen Hautschichten. Ein optischer Sensor reagiert auf reflektiertes Licht. Ein Blutgefäß, das während einer Pulswelle stark durchströmt wird, reflektiert das Licht anders als ein Gefäß in der Pulspause.

Chat mit dem digitalen Gesundheitslotsen.

(Bild: Digitaler Gesundheitslotse)

Der dritte Platz ging an den digitalen Gesundheitslotsen des Universitätsklinikums Halle. Der Online-Dienst hilft Menschen anonym bei der Beantwortung der Frage, ob es sich um einen medizinischen Notfall handelt. Vor allem bei schweren Erkrankungen mit unklaren Symptomen (wie Thrombose, Sepsis oder Schlaganfall) soll der Dienst sehr hilfreich sein und "warnen, bevor es zu spät ist". Der frei zugängliche und als Medizinprodukt zertifizierte Dienst sammelt keine Daten, heißt es auf der Website.

Dahinter steckt die von Schweizer Ärzten entwickelte Software "Structured Medical Assessment System", kurz SMASS, die seit April 2023 bei der Entscheidungsfindung helfen soll. Seit Oktober 2023 wird die Anwendung auch in der Zentralen Notaufnahme des Universitätsklinikums Halle (Saale) eingesetzt. Patienten können den digitalen Gesundheitslotsen im Wartebereich über einen individuellen QR-Code aufrufen, der auch bei der Anamnese hilft. Dabei soll der Digitale Gesundheitslotse das Anamnesegespräch mit dem Arzt nicht ersetzen.

(mack)