Virtueller Coworker gegen schlechte Produktivität

Mit der App Focusmate können sich Heimarbeiter einen Kollegen per Video ins Haus holen. Gegenseitig kontrolliert man dann seine Arbeitsmoral.

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Virtueller Coworker gegen schlechte Produktivität

(Bild: Focusmate)

Lesezeit: 3 Min.
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Noch nie war es für Menschen so einfach, sich von ihren eigentlichen Aufgaben abzulenken. Das Internet ist voller spannender Texte, Bilder, Videos und Töne, von direkter Kommunikation mit Freunden und Familie ganz abgesehen. Wir können mit zwei Klicks alles konsumieren, was uns auch nur im Entferntesten interessieren könnte – und das direkt über unser zentrales Arbeitsgerät, den Rechner auf dem Schreibtisch.

Da ist es kein Wunder, dass immer mehr Angestellte an schlechter Produktivität leiden, weil sie unnötig Zeit im Netz versurfen und "prokrastinieren". Noch schlimmer ist aber, dass es enorm schwer ist, aus einem solchen Zyklus herauszufinden. Online hat sich ein ganzes kleines Universum an Produktivitätshilfen etabliert – von Tabellenkalkulations-Apps, die alle anderen Programme sperren, über Netzfilter für beliebte Unterhaltungsseiten bis hin zu eigenen Geräten für Autoren, die gänzlich ohne Internetanschluss auskommen und einen daher zwingen, sich aufs Schreiben zu konzentrieren.

In besonders harten Fällen will nun eine neue Web-App Abhilfe schaffen. Sie nennt sich Focusmate und bringt Menschen zusammen, die in der gleichen Situation sind: Solche nämlich, die es nicht schaffen, ohne Kontrolle von Außen konzentriert durchzuarbeiten.

Die etwas verrückt klingende Idee hinter dem Dienst: Zwei Personen, die dringend ein paar Stunden ununterbrochen durcharbeiten müssen, werden zu virtuellen Coworkern gemacht, die per Videochat in direktem Kontakt stehen. Dabei gilt das Buddy-Prinzip: Ich schaue auf meinen virtuellen Freund oder meine virtuelle Freundin, sie schaut auf mich.

Dabei nutzt Focusmate Erkenntnisse aus der Verhaltenspsychologie. Die besagt, dass sozialer Druck von Außen sowie Verantwortung für das eigene Handeln und die Definition genauer Arbeitsschritte dazu führen, dass sich die Produktivität je nach Fall verdoppeln oder gar verdreifachen lässt – jedenfalls wenn man zuvor ein besonders intensiver Arbeitswegschieber war.

Wer bei Focusmate mitmachen möchte, muss natürlich zu einer gewissen Offenheit bereit sein. Sie oder er muss einen anderen Menschen in sein Arbeitsleben hineinlassen und zumindest seine Ziele vor diesem angeben. Gleichzeitig darf natürlich nicht geschummelt werden.

Die Arbeit mit Focusmate ist dabei genau "formatiert". Es gibt ein kurzes Kennenlernen mit der Definition der Ziele beider Coworker, dann die eigentlich Arbeit, bei der man den Druck des jeweils anderen zu spüren bekommt, schließlich ein gemeinsamer Plausch dazu, was man erreicht hat. Und tatsächlich: Die Methode kann in der Tat funktionieren, wie diverse Selbstversuche zeigen. Natürlich muss einem der "Buddy" auch sympathisch sein, zumindest sympathisch genug, um parallel zu ihm arbeiten zu wollen.

(bsc)