Vivendi wird zum Internet- und Mediengiganten

Vivendi wird mit der Übernahme der Seagram-Gruppe, zu der unter anderem Universal Music und die Universal Studios gehören, zu einem der größten Medien-Konzerne.

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Von
  • Jürgen Kuri

Heute haben die beteiligten Firmen den schon erwarteten Deal perfekt gemacht: Der französische Mischkonzern Vivendi kauft den kanadischen Medien- und Getränke-Giganten Seagram. Zu Seagram gehört unter anderem die Universal Music Group, die Universal Studios Group und Seagram Spirits and Wine. Vivendi führte die Fusionsgespräche zusammen mit dem Pay-TV-Anbieter Canal Plus, der zu 49 Prozent den Franzosen gehört.

Für Seagram bezahlt Vivendi insgesamt 34 Milliarden US-Dollar. Der nun unter dem Namen Vivendi Universal firmierende Konzern, eine "führende globale Medien- und Kommunikationsfirma für die verdrahtete und drahtlose Welt", wie es bei Vivendi hieß, kommt weltweit auf 65 Milliarden US-Dollar Umsatz bei einem Börsenwert von über 100 Milliarden US-Dollar. Vivendi erklärte, die neue Firma werde "weltweit Filme, TV-Programme, Musik, Spiele sowie Sport- und Ausbildungs-Informationen für Verbraucher in allen digitalen und analogen Formaten" liefern. Und mit Vodafone Airtouch arbeitet Vivendi bereits am Aufbau eines Portals für den mobilen Internet-Zugang zusammen. Aufmerksam beobachtet dürfte das weitere Vorgehen von Vivendi Universal von AOL werden: Taucht mit der Fusion Vivendi/Seagram doch einer der größten Konkurrenten für den Giganten auf, der aus der Übernahme von Time Warner durch den Online-Dienst ensteht.

Edgar Bronfman Jr., der Chef von Seagram, suchte bereits seit einiger Zeit nach einem passenden Käufer für sein Unternehmen. Gespräche führte er unter anderem auch mit Rupert Murdoch, dem Chef der News Corporation. Die Gespräche platzten allerdings, weil Murdoch nicht bereit war, die von Bronfman geforderten 35 Milliarden US-Dollar für Seagram zu zahlen. Auch mit Vivendi-Chef Jean-Marie Messier verhandelte Bronfman bereits Anfang des Jahres. Damals konnte allerdings kein Konsens über Preis und Managementstruktur gefunden werden. Vivendi Universal soll nun sein Hauptquartier in Paris aufschlagen und ein zusätzliches Management-Zentrum in New York erhalten. Die Fusion findet durch einen Aktientausch statt, wobei jede Seagram-Aktie mit 77,35 US-Dollar bewertet wird. Jean-Marie Messier, bislang Chef von Vivendi, wird auch als Aufsichtsratsvorsitzender und CEO von Vivendi Universal fungieren. Edgar Bronfman, Jr., bekommt den Posten des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden und soll zukünftig für alle Aktivitäten des Konzerns in der Musik- und Internet-Branche zuständig sein.

Zur Zukunft der Getränke-Branche von Seagram, zu der unter anderem Chivas Regal gehört, hielten sich die beide neuen Partner noch bedeckt: Vivendi erklärte nur, dass dieser Geschäftsbereich keine strategische Bedeutung für Vivendi Universal habe und man erwarte, dass man über die Zukunft der Abteilung bald in einer Weise entscheide, die den "Wert für Aktienbesitzer und die Möglichkeiten für die Mitarbeiter maximiert". Allgemein erwartet wird, dass Vivendi schnellstmöglich einen Käufer für Seagrams Getränkesparte sucht. (jk)