VoIP-Anrufe reißen Intel-Mainboards aus dem Schlaf

Per Remote Wakeup Technology sollen PCs mit manchen Intel-Mainboards künftig Internet-Telefonate auch im Energiesparmodus entgegennehmen können.

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Intel nutzt bei einigen neuen Mainboards mit den Chipsätzen der Serie 4 die Funktionen der integrierten Management Engine, um einen mit einem solchen Board bestückten PC bei eingehenden VoIP-Anrufen aus dem Suspend-to-RAM-Engergiesparmodus (ACPI S3, Windows: Standby) zu wecken. Ein solcher PC muss also nicht mehr kontinuierlich laufen, damit sein Besitzer keinen Internet-Anruf verpasst. Intel kooperiert bei dieser Remote Wakeup Technology (Intel RWT) mit dem VoIP-Anbieter Jajah, an dem Intel seit letztem Jahr via Intel Capital beteiligt ist und der das VoIP-Geschäft von Yahoo betreibt.

Laut Jahah wird die neue Funktion erst in einigen Monaten nutzbar sein, im September sollen die ersten RWT-tauglichen Intel-Mainboards aus den Baureihen Classic und Media erscheinen. Ob und wann andere Mainboard- und PC-Hersteller ebenfalls RWT-taugliche Hardware ausliefern, konnten weder Intel noch Jajah bisher klären. Auch ist bisher unklar, ob sich RWT auch mit anderen SIP-kompatiblen VoIP-Clients nutzen lässt.

RWT wird laut Intel nur unter Windows Vista und auf speziellen Mainboards funktionieren, die die richtige ICH10-Southbridge mit Management Engine, einen bestimmten Intel-Netzwerkchip (PHY) sowie die nötige Firmware mitbringen. Wie Intel-Techniker erläuterten, ist ein Aufwecken des PCs aus dem Suspend-to-Disk-Modus (Windows Ruhezustand/Hibernation) nicht vorgesehen, weil bei vielen Systemen (insbesondere mit viel RAM) das Betriebssystem dann nicht schnell genug wieder reagiert, damit der PC-Nutzer einen VoIP-Anruf sinnvoll beantworten kann. Glücklich konfigurierte Systeme wachen hingegen aus dem ACPI-S3-Modus innerhalb von etwa 3 bis 7 Sekunden wieder auf. Wie die Windows-Benutzeranmeldung und die zahlreichen Unwägbarkeiten der Windows-Energieverwaltung (und vieler Gerätetreiber) mit Intel RWT harmonieren, kann wohl erst die Praxis zeigen.

RWT soll sich auch dazu nutzen lassen, den eigenen PC aus der Ferne aus dem Schlaf zu reißen, um per Internet darauf zugreifen zu können. Dafür gibt es zwar schon Verfahren wie Wake-on-LAN (WoL) oder Wake on Modem Ring, doch auch diese haben ihre Tücken.

Die im Chipsatz integrierte Management Engine (ME) ist bisher vor allem bei den Chipsätzen der Q-Baureihen (Q35, Q965) für professionelle Bürocomputer und bei einigen Notebook-Chipsätzen freigeschaltet und dient dort als Basis für Intels Fernwartungskonzept Active Management Technology (AMT), einem Bestandteil von vPro. Als AMT-Komponente kann die integrierte ME auch bei scheinbar ausgeschaltetem (ACPI S5) oder schlafendem (ACPI S4, S3, S2, S1) PC eine LAN-Verbindung halten. Zusätzlich sind Funktionen zur Analyse von Netzwerkpaketen vorgesehen. Die ME steckt eigentlich als integrierter Controller in der Chipsatz-Southbridge, nutzt aber sowohl den Netzwerkchip als auch die Northbridge, vor allem den Speichercontroller, und den eingebauten Hauptspeicher. Weil alle diese Komponenten (aus der 5-Volt-Standby-Leitung des ATX-Netzteils) mit Strom versorgt werden müssen, damit AMT/vPRO/RWT funktioniert, braucht ein PC im Schlaf mit aktivierter ME mehr Leistung als ohne. Bei sehr guter Konfiguration (sparsames Netzteil, gutes Mainboards) kommen Desktop-Rechner mit unter 3 Watt im Standby-Modus aus, mit aktiver ME sind es bisher oft über 7 Watt – solche Rechner verletzten die Energy-Star-4.0-Vorgaben.

Bereits in der Vergangenheit hatte Intel immer wieder das Thema VoIP aufgegriffen und dazu etwa auf der Computex 2006 den mittlerweile schon wieder eingestellten PCI-Telefonadapter 600SM angekündigt. Damals kooperierte Intel mit der eBay-Tochter Skype. Ab Ende 2006 hatte Asus Mainboards zusammen mit TeleSky-Telefonadapter verkauft. (ciw)