"Völlig unrealistisch": Warnung vor Überproduktion bei Batteriezellen in China

Angetrieben durch staatliche Subventionen gibt es in China einen Wettlauf beim Bau von Batteriefabriken. Die Nachfrage wächst aber nicht mit.

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Akkus von Elektroautos

(Bild: P5h / Shutterstock.com)

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In China werden immer mehr Batteriefabriken errichtet, bereits in diesem Jahr könnte die Produktionskapazität doppelt so hoch sein wie die Nachfrage. Das berichtet die Financial Times und ergänzt, dass die Warnungen vor Überkapazitäten immer lauter würden. Weil zwischen unterschiedlichen Regionen Chinas ein regelrechtes Wettrennen um staatliche Fördermittel entstanden sei, würden so viele Fabriken hochgezogen, dass die Überkapazitäten bis 2027 sogar auf das Vierfache der Nachfrage steigen könnten. In der Branche herrscht demnach die Sorge, dass bei Batteriezellen eine Krise droht, wie sie aktuell etwa auf dem chinesischen Immobilienmarkt zu beobachten ist. Gleichzeitig drohe eine neue Abhängigkeit von China.

Insgesamt werde China in diesem Jahr eine Produktionskapazität von 1500 GWh (Gigawattstunden) pro Jahr erreichen, zitiert die Financial Times die Marktforscher der CRU Group. Das sei mehr als doppelt so viel wie die prognostizierte Nachfrage in Höhe von rund 640 GWh. 2027 würde demnach schon fast Kapazität von 4000 GWh pro Jahr erreicht, bei einer ermittelten Nachfrage von dann 1200 GWh. Während sich die Kapazität danach bei etwas über 4000 GWh pro Jahr einpendeln soll, werde sich die Nachfrage bis Ende des Jahrzehnts für Elektroautos und alle anderen Verwendungszwecke nur auf 1700 GWh erhöhen, lautet die Prognose. Zum Vergleich: Für Europa wird erst für 2030 eine jährliche Produktionskapazität von 1500 GWh erwartet, das erreicht China bereits jetzt.

Dem Bericht zufolge produzieren viele Hersteller trotz der Situation immer weiter und würden ihre Lager füllen. Gleichzeitig zitiert die Zeitung einen anonymen Manager aus der Autoindustrie mit der Einschätzung, dass die Expansionspläne "völlig unrealistisch" seien und er auf eine Konsolidierung hoffe. Andernfalls bestehe das Risiko, dass die Batterien auf dem Weltmarkt landen und konkurrierende Hersteller in ähnlicher Weise unter Druck setzen, wie das einst bei der Solarindustrie der Fall war. Letztlich könnte das sogar zu neuen politischen Spannungen zwischen China und Europa beziehungsweise Nordamerika führen.

Die Zeitung zitiert aber auch Experten, die Befürchtungen wegen einer Überkapazität für übertrieben halten, immerhin seien Batterien und Akkus ein zentrales Element in Chinas geplanter Energiewende. Bis 2030 würde beispielsweise die Nachfrage nach Batterien für das Stromnetz auf das 70-fache des aktuellen Werts steigen. Bislang gebe es aber noch keinen Grund zu Entwarnung, denn im Schnitt seien Batteriefabriken in China gegenwärtig nur zu 55 Prozent ausgelastet. In Europa beispielsweise gebe es nur staatliche Subventionen, wenn eine Auslastung von mindestens 70 Prozent gewährleistet werden kann.

(mho)