Von Kupfer zu Glasfaser: Telekom-Wettbewerber fordern zukunftssichere Migration
Wettbewerber der Telekom fordern von der Politik einen Plan, wie der Umstieg von Kupfer auf Glasfaser gelingen kann. Betroffen sind 24 Millionen Anschlüsse. ​
Wettbewerber der Telekom machen Druck bei der anstehenden Migration vom Kupfernetz auf Glasfaser. Der Branchenverband VATM hat dazu jetzt ein Positionspapier veröffentlicht. Der Verband will damit "die zentralen Leitplanken für einen erfolgreichen und zukunftssicheren Migrationsprozess" abstecken.
24 Millionen AnschlĂĽsse
Die Abschaltung des Kupfernetzes, aus dem nach dem VDSL-Turbo Vectoring technisch nicht mehr viel herauszuholen ist, und der Wechsel auf Glasfaserinfrastruktur gelten als die größten Herausforderungen in der Telekommunikationsbranche in den kommenden Jahren. In seinem neuen Bericht zur Gigabitstrategie stellt auch das Bundesdigitalministerium fest, angesichts des fortschreitenden Glasfaserausbaus stelle sich die Frage der Migration "zunehmend".
Aktuell gibt es noch 24 Millionen aktiv genutzte, kupferbasierte AnschlĂĽsse in Deutschland. 67 Prozent aller Haushalte in Deutschland gehen so ĂĽber das Kupfer-DSL-Netz der Telekom ins Internet. Der Magenta-Konzern selbst hat 14 Millionen VDSL-Kunden, fĂĽr weitere knapp zehn Millionen Kunden greifen Konkurrenten wie Vodafone, TelefĂłnica oder 1&1 auf das Kupfernetz der Telekom zurĂĽck.
Laut dem VATM-Papier müssen die Bundesnetzagentur und das an Pilotprojekten zur Umstellung arbeitende Gigabitforum "zeitnah ein Migrationskonzept auf Basis einer tragfähigen Gesamtlösung für Deutschland" entwickeln, auch wenn der Netzausbau und die Umrüstung "noch viele Jahre in Anspruch" nähmen.
Der Verband warnt, die Migration dĂĽrfe nicht "zur Verfestigung oder gar zur Ausweitung" der immer noch "marktbeherrschenden Stellung" der Telekom fĂĽhren. "Die Kupfer-Glas-Migration muss als historische Chance zur Herstellung von mehr Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt genutzt werden", fordert der VATM und pocht auf "maximale Transparenz bei den Planungen der Telekom zur Kupfernetz-Abschaltung".
"Schiedsrichter Bundesnetzagentur"
Ziel mĂĽsse "die letztendliche Abschaltung paralleler alter Kupfernetze der Telekom" sein. Das sei nicht nur fĂĽr die Auslastung und die Wirtschaftlichkeit der Glasfasernetze entscheidend, sondern auch fĂĽr das Erreichen der politisch gewĂĽnschten Nachhaltigkeitsziele bei der digitalen Infrastruktur". FĂĽr alle Marktteilnehmer mĂĽsse der Ăśbergang rechtzeitig und planbar gestaltet werden. DafĂĽr sei ein entsprechende Regulierungsumfeld ausschlaggebend und "ein Schiedsrichter in Form der Bundesnetzagentur".
Auch für eine ausreichende Übergangszeit macht sich der VATM stark. Eine weitgehend flächendeckende Versorgung sollte es erlauben, "problemlos auf einen Glasfaser- oder Gigabitanschluss" zu wechseln. Dabei seien auch gigabitfähige Kabelnetze als Teil der Lösung anzusehen. Sofern Kunden "ausnahmsweise" Glasfaser ablehnten, könne "hochleistungsfähige Mobilfunk- oder Satellitentechnologie eine Alternative sein".
Komplex sind dem Papier zufolge Details rund um Paragraf 34 Telekommunikationsgesetz. Er legt nur fest, unter welchen Umständen die Telekom ihr altes Kupfernetz abschalten darf. Der VATM hat dazu Szenarien ausgearbeitet. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, stellte unlängst bereits klar: Eine Zwangsmigration stehe nicht auf der Agenda. Druck für ein Migrationskonzept machen etwa auch die Breitbandverbände Breko und Anga. Sie verweisen auf Pläne der EU-Kommission, die Kupfernetze bis spätestens 2030 europaweit abzuschalten.
(vbr)