Was Apple mit dem chinesischen Uber vorhaben könnte

Eine Milliarde US-Dollar steckt der iPhone-Hersteller in Didi Chuxing. Die Summe ist für Apples Verhältnisse außergewöhnlich hoch.

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Analyse: Was Apple mit dem chinesischen Uber vor hat

Taxi von Didi Chuxing.

(Bild: Didi Chuxing)

Lesezeit: 3 Min.
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Apples eine Milliarde US-Dollar teure Investition in den chinesischen Fahrdienstleister Didi Chuxing sorgte am Freitag in der IT-Branche für Erstaunen. Es ist eine der größten Ausgaben, die Apple in den vergangenen Jahren für Zukäufe und Investitionen in andere Unternehmen getätigt hat – nur der Kauf des Kopfhörerproduzenten Beats samt Streaming-Tochter Beats Music dürfte mit drei Milliarden Dollar teurer gewesen sein.

Doch was will Apple mit Didi Chuxing, das man in Europa kaum kennt? Die Firma hieß früher Didi Kuaidi. Wie der Hauptkonkurrent Uber bietet sie eine App für das Handy an, mit der Nutzer Autos, Taxis oder Mitfahrgelegenheiten bestellen und mit den Fahrern kommunizieren können. Beide liefern sich ein erbittertes Rennen um Kunden und Investoren. Um Marktanteile zu gewinnen, subventionieren sie das Geschäft kräftig. "Unser Einkommen stützt sich vor allem auf Zuschüsse", schilderte ein 50-jähriger Uber-Fahrer in Peking.

Mit dem Geld von Apple hat Didi in der jüngsten Kapitalrunde drei Milliarden US-Dollar eingesammelt, berichtet die US-Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg unter Hinweis auf informierte Kreise. Damit erreicht das Unternehmen einen Marktwert von 26 Milliarden US-Dollar. Vor mehr als einem Jahr war es erst sechs Milliarden wert. Hinter Didi stehen auch die beiden chinesischen Internetriesen Tencent und Alibaba.

Die eine Milliarde US-Dollar ist die größte einzelne Investition, die Didi bisher erhalten hat, und macht Apple zum strategischen Investor. "Der Einstieg nützt beiden", sagte der bekannte Technologie-Blogger Wang Qingrui der Deutschen Presse-Agentur in Peking. Didi sei nur zu glücklich über die Investition. "Die Kooperation hilft ihnen nicht nur, weil ihr Markenname auf dem internationalen Markt bekannt wird, sondern auch weil sie im Wettbewerb gegen Uber gestärkt werden."

Für Apple sei die Kooperation mit einem großen Mitspieler im Auto- und Verkehrsgeschäft eine wegweisende Entscheidung, sagte der Experte weiter. Auch werde sich der Einstieg auszahlen. "Didis Wert steigt. Deswegen ist es ein guter Zeitpunkt zu investieren."

Sein Unternehmen habe anhaltendes Vertrauen in die Entwicklung der zweitgrößten Volkswirtschaft China, hatte Apple-Chef Tim Cook erst kürzlich noch betont. Apple macht inzwischen rund ein Viertel seines Geschäfts in China, wo der Absatz allerdings deutlich nachgelassen hat.

Höchst interessant dürfte der Einstieg bei Didi Chuxing auch aufgrund der Tatsache sein, dass sich Apple im Autogeschäft engagiert. Hier locken viele spannende Daten. Cook wollte dazu erwartungsgemäß nichts sagen – nur, dass man durch den Zukauf eine Chance erhalte, "mehr über bestimmte Segmente des chinesischen Marktes" zu "lernen". Ansonsten sagte er nur, "das ist alles, was wir heute im Autogeschäft machen. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt."

Uber bemüht sich unterdessen, selbst im Gebiet der selbstfahrenden Autos zu forschen und Wissen anzusammeln. In China läuft das Geschäft übrigens nur mäßig: Eine Milliarde Dollar Verlust soll der Taxidienst dort noch machen – auch deshalb, weil er Marktanteile erobern will. (Andreas Landwehr, dpa) / (bsc)