Was Uber von seinem tödlichen selbstfahrenden Auto gelernt hat

Seite 3: Uber will gelernt haben

Inhaltsverzeichnis

Für Uber ATG ergriff dessen Direktor für Organisationssicherheit, Christopher SanGiovanni, das Wort. Er beschrieb zahlreiche interne Änderungen, die nach dem Unfall vorgenommen wurden. Außerdem betonte er, dass der Fehler nicht bei Einzelnen gesucht werden dürfe.

Zuerst richtete er aber eine Botschaft an andere Entwickler autonomer Kfz: "Sind Sie bereit für einen Crash? Das Prozedere nach einem Unfall ist wirklich lange, und Sie können sich nicht vorstellen, wie sehr das emotional auslaugend ist für eine Firma. (…) Fragen Sie sich selbst: Sind Sie vorbereitet? Haben Sie einen Plan? Und kennt jeder diesen Plan?"

So stellt Uber ATG die Abfolge der Aufräumarbeiten im eigenen Haus dar. Rechts zu sehen sind Diskussionleiterin Kristin Kingsley, Uber-ATG-Sicherheitsdirektor Christopher SanGiovanni und NTSB-Projektmanager Ensar Becic (v.o.n.u.).

(Bild: Screenshot)

Nach einem Unfall komme es darauf an, in die eigene Organisation hineinzuschauen: "Konzentrieren Sie sich auf sich selbst. Fragen Sie sich, was die Organisation falsch gemacht hat. Vermeiden Sie, Einzelpersonen verantwortlich zu machen", sagte SanGiovanni, "Was hat die Organisation gemacht, das den Mitarbeiter dazu gebracht hat, zu versagen?"

Uber habe nach dem tödlichen Unfall externe Experten mit einer Analyse beauftragt: "Diese Untersuchungen waren sehr umfangreich. Sie haben jeden Stein umgedreht. Wer berichtet an wen? Wer braucht mehr Unabhängigkeit? Wo könnten sich Interessenkonflikte auftun?" Inzwischen sei nicht mehr die Sicherheitsabteilung für Sicherheit zuständig, sondern das Management. Und Uber ATG habe sich dazu verpflichtet, sich nicht an jenen zu rächen, die Fehler anderer melden. "Das ist sehr schwierig, korrekt hinzubekommen", gestand SanGiovanni ein.

Auf technischer Seite hat Uber ATG das Radarsystem so umgebaut, dass nun auch das ab Werk vorhandene Notbremssystem eingreifen kann. Das eigene System soll nun auch dann notbremsen, wenn ein Unfall damit nur noch gemildert werden kann. Abgeschafft wurde die Wartesekunde. Mit so verbesserten Wägen hat Uber wieder Testfahrten aufgenommen, etwa auf öffentlichen Straßen Pittsburghs.

Zudem sitzen nun stets zwei Bediener im Auto. Das soll so bleiben bis die Fahrzeuge völlig autonom fahren können. Die beiden Mitarbeiter sollen nicht nur den Fahrcomputer, sondern auch einander beobachten, um Aufmerksamkeit zu garantieren und Übermüdung zu erkennen. Und die Aufpasser im selbstfahrenden Auto haben eine neue Funktionsbezeichnung erhalten, die Wertschätzung symbolisieren soll. Fortan heißen sie "Mission Specialists."

Das Automated Vehicles Symposium ist die älteste und wohl wichtigste wissenschaftliche Tagung in Nordamerika zu autonomen Fahrzeugen und Verkehrssystemen. Die jährliche Veranstaltung findet heuer COVID-bedingt online statt. Veranstalter sind der Branchenverband AUVSI und das Transportation Research Board (TRB), eine Abteilung des Nationalen Forschungsrates der USA.

(ds)