Wasserstoff: DLR-Projekt will Dornier-Flieger mit Brennstoffzellen ausrüsten

2025 soll erstmals eine umgerüstete Dornier 328 hybrid-elektrisch abheben. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt kooperiert dafür mit neun Unternehmen.

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(Bild: Deutsche Aircraft)

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Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sieht Brennstoffzellenantriebe als eine vielversprechende Möglichkeit, im Regionalflugverkehr Treibhausgase einzusparen. Zusammen mit neun Unternehmen will das DLR erstmals mit einem Kurzstreckenflugzeug des Typs Dornier 328 für den hybriden Betrieb mit Wasserstoff und Gasturbine umrüsten. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das "328H2-FC" genannte Projekt mit 30 Millionen Euro.

Im Reiseflug sollen die Wasserstoff-Brennstoffzellen einen Betrieb ohne CO₂-Emissionen ermöglichen. Für den energieintensiven Start soll zunächst ein hybrid-elektrisches Konzept erprobt werden, bei dem eine Gasturbine zusätzlichen Schub liefert.

Das Brennstoffzellen-System, das das DLR unter anderem mit der DLR-Ausgründung H2FLY und Diehl Aviation in das von der Deutschen Aircraft gestellte Flugzeug einbauen will, soll eine Leistung von 1,5 MW haben. Dabei wird der Antriebsstrang elektrifiziert und das System samt Kühlung und Flüssigwasserstofftank integriert. Vorher soll das neu zu entwickelnde Brennstoffzellensystem auf einem neuen Bodenprüfstand am DLR getestet werden. 2025 soll das umgerüstete Flugzeug das erste Mal abheben

Das soll ausführlich am DLR-Standort Stuttgart geschehen, wie Prof. André Thess, Leiter des DLR-Instituts für Technische Thermodynamik erläutert. "Mit einer Brennstoffzelle, die mehr als ein Megawatt Leistung erzeugt, stoßen wir das Tor zur klimaneutralen Passagierluftfahrt auf, ohne CO₂-Emissionen."

Das DLR koordiniert das Projekt und ist zuständig für den Brennstoffzellenteststand, das Tanksystem, dessen Erprobung sowie die Schnittstelle von Brennstoffzellen und Tanksystem ebenso wie die Brennstoffzellen-Einhausung mit integrierten Sensoren, Sicherheitskomponenten und deren Kühlung. Für die Erprobung des Antriebsstrangs wird die BALIS-Forschungsinfrastruktur genutzt. Außerdem analysiert das DLR Emissionsdaten und untersucht die Gesamtklimawirkung einer möglichen 328H2-FC Flotte, wobei die Kondensstreifenbildung und deren Wirkung im Vordergrund steht.

Weitere Projektpartner sind AKG Verwaltungsgesellschaft mbH, Bauhaus Luftfahrt e.V., GE Aviation, HS Elektronik GmbH, Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH und Premium Aerotec GmbH. Das DLR ist nicht nur in der Luftfahrt in Sachen Brennstoffzellentechnik aktiv. Im Februar dieses Jahres präsentierte es ein Brennstoff-hybrides Auto.

Die Deutsche Aircraft hatte sich bereits im vergangenen Juli mit dem deutschen Brennstoffzellen-Startup H2FLY verabredet, bis 2025 eine wasserstofffähige Dornier 328 abheben zu lassen. H2FLY ist hervorgegangen aus einer Partnerschaft zwischen dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Universität Ulm. Diese wiederum brachte 2016 mit dem KY4 erstmals ein Wasserstoffhybridflugzeug in die Luft, mittlerweile soll es über 70 Mal erfolgreich abgehoben sein.

Der Flugzeughersteller Airbus hatte im Februar dieses Jahres bekannt gegeben, bis 2035 ein mit Wasserstoff betriebenes Flugzeug zu bauen. Als Vorbereitung dafür kooperiert der Hersteller mit CFM International, um bis 2025 ein Demonstrationsprogramm in Gang zu setzen. Dabei soll ein Motor am Boden und in der Luft getestet werden, der mit Wasserstoff betrieben wird.

(anw)