Web.de macht hohe Verluste bei hohem Umsatz

Die Karlsruher Web.de AG legt ihren Vorabbericht zum Geschäftsjahr 2000 vor.

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Fünf Wochen vor der Bilanz-Pressekonferenz am 15. März legt die Geschäftsleitung der in Karlsruhe ansässigen Web.de AG die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2000 vor. Demnach haben die Betreiber des gleichnamigen Internetportals ihren Umsatz von 3,5 Millionen Euro im Jahr 1999 auf 11,9 Millionen Euro gesteigert und übertrafen damit die beim Börsengang im Februar 2000 gesteckten Ziele. Diese konnte man aber bei der Gewinn/Verlust-Rechnung bei weitem nicht einhalten: Insgesamt ergibt sich hier ein Jahresfehlbetrag von 28,5 Millionen Euro, deutlich mehr als die ursprünglich anvisierte Marke von 13,1 Millionen Euro.

Um Reichweite und Nutzerbasis des Web-Portals zu erhöhen, wurden im vergangenen Jahr 26,9 Millionen Euro in den Bereich Marketing und Werbung investiert. Im Feld Forschung und Entwicklung betrugen die Aufwendungen insgesamt 10,6 Millionen Euro. Der deutliche Expansionskurs spiegelt sich auch in der Personalentwicklung wieder: Im Verlauf des Jahres stieg die Anzahl der Mitarbeiter von 45 auf 355. Der Trend des schnellen Wachstums bei hohen Verlusten setzt sich demnach ungebrochen fort.

Der momentanen Schwäche im Online-Werbemarkt versucht Web.de mit veränderten Werbestrategien und einer Neustrukturierung des Vertriebs zu begegnen. Dennoch rechnet das Unternehmen mit einer verhaltenen Umsatzentwicklung in den beiden ersten Quartalen 2001. Auch im laufenden Geschäftsjahr will Web.de den aggressiven Expansionskurs fortsetzen. Aus den Emissionserlösen von 183,4 Millionen Euro, die mit dem Börsengang vom Februar 2000 erzielt wurden, verbleiben zum neuen Geschäftsjahr noch 168,4 Millionen Euro. Genug, um die Position im stark umkämpften Online-Markt weiter auszubauen, meint Web.de.

Der vorläufige Geschäftsbericht von Web.de beglückte die Investoren nicht gerade: Im Handel bis 13 Uhr sackte der Kurs des Papiers um 12,64 Prozent auf 8,64 Euro ab. Immerhin können sich die Anleger an anderen Zahlen erfreuen: Laut Analysen des Marktforschungsunternehmens Netvalue liegt Web.de auf Platz fünf der meistbesuchten Websites Deutschlands. Damit liegt Web.de zwar noch hinter Yahoo und Lycos, konnte seine Konkurrenten Freenet, MSN und GMX jedoch auf die hinteren Ränge verweisen. Noch zu Beginn des Jahres 2000 befanden sich dich Karlsruher nicht einmal in den Top Ten. Ob sie daraus in Zukunft genug Kapital schlagen können, um in die Gewinnzone vorzustoßen, bleibt die große Frage, die die Anleger auch in den nächsten Monaten umtreiben wird. (sha)