Website des Weißen Hauses soll zu mehr Transparenz beitragen
Kurz nach dem Amtswechsel im Weißen Haus zeigt sich seine Website in neuem Gewand. Es soll zu mehr Transparenz, Kommunikation und dazu beitragen, dass sich die Menschen an politischen Entscheidungen beteiligen können.
Einen Tag nach der Amtseinführung von Barack Obama zeigt sich die Website des Weißen Hauses, des Amtssitzes des US-Präsidenten, in einem neuen Gewand. Dort befindet sich nun an zentraler Stelle eine betitelte Slideshow und Links zu Hintergrundinformationen. WhiteHouese.gov soll, so wird darin angekündigt, ein zentraler Bestandteil der Umsetzung von Obamas Versprechen sein, die transparenteste Regierungsarbeit in der Geschichte der USA zu leisten.
Die Internetpräsenz des Weißen Hauses enthält nun auch ein Weblog. Dort schildert der für Neue Medien zuständige Direktor Macon Phillips unter dem Stichwort "Change has come to WhiteHouse.gov" um 12:01 Uhr die drei Grundsätze, die beim Aufbau der neuen Website zum Tragen kommen sollen: Kommunikation, Transparenz und Beteiligung. Um 12:00 Uhr am gestrigen Tag endete gemäß dem 20. Zusatz der US-Verfassung die Amtszeit von George W. Bush.
Das Weblog ist als fester Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit Obamas eingeplant. Dazu gehört auch, dass alle nicht-dringlichen Gesetzesvorlagen für fünf Tage auf der Website zur Begutachtung und Kommentierung veröffentlicht werden, bevor Obama sie unterzeichnet. Wie das technisch konkret umgesetzt werden soll, wurde noch nicht verkündet. Auch findet sich auf der Website beispielsweise kein Forum, in dem diese und andere Einträge kommentiert werden können. Neue Einträge im Weblog lassen sich via RSS oder E-Mail beziehen. So sollen die Bürger keine Anordnungen und Proklamationen des Präsidenten verpassen.
Das Obama-Team hatte das Stichwort "Open Government" bereits im November zur Eröffnung der Website Change.gov ins Spiel gebracht. Darüber hinaus könne sich die US-Regierung auch zu einem "Open Source Government" wandeln, wie nun BBC News berichtet. Demnach sei der Sun-Mitgründer Scott McNealy gebeten worden, die neue US-Regierung in dieser Hinsicht zu beraten. McNealy wolle dafür sorgen, dass sie nicht von einem bestimmten Anbieter proprietärer Produkte abhängig werde.
Obama war gestern mit einer leichten Verzögerung gegenüber dem Zeitplan kurz nach Mittag vereidigt worden. Angesichts der tausende Menschen, die das Ereignis vor den Treppen des Capitols in Washington D.C. verfolgen und ihre Eindrücke möglicherweise per Handy in Form von Fotos, Gesprächen und SMS weitergeben wollten, waren Ausfälle des Mobilfunknetzes befürchtet worden. Die großen Betreiber AT&T, Verizon Wireless und Spring hätten aber keine Probleme bekommen, berichten US-amerikanische Medien.
Möglicherweise waren auch weniger Menschen als die zuvor prognostizierten 2 Millionen vor Ort, berichtet CNet. Stephen Doig, Professor an der Arizona State University, habe sich ein Foto vorgenommen, das 40 Minuten vor Obamas Vereidigung vom Satelliten GeoEye über Washington gemacht wurde. Aus diesem zieht Doig seine Schätzung von 800.000 Menschen. Einige von ihnen haben in der Tat Fotos geknipst, die die Microsoft Live Labs auf einer Website zur Demonstration ihrer Technik Photosynth nutzen.
Wer nicht vor Ort dabei sein konnte, hatte beispielsweise bei Yahoo, CNN.com, MSNBC.com, AOL News, ABC.com, CBS.com und Fox.com die Möglichkeit, die Amtsübergabe per Live-Stream zu verfolgen. Das Unternehmen Akamai Technologies, das unter anderem die Streamingtechnik für die Website der The New York Times, des Wall Street Journal, für Ustream und Viacom liefert, zählte gestern gegen 12:15 Uhr Ortszeit ein Maximum von über 7 Millionen gleichzeitig aktiven Streams. Akamai-Konkurrent Limelight brachte es nach eigenen Angaben auf 2,5 Millionen Streams. CNN.com zählte von 6 Uhr morgens bis zum Nachmittag 21,3 Millionen Abrufe des Live-Streams.
Während Medien-Websites oder Social Networks wie Twitter oder Facebook gestern besonderen Besucherzuspruch verzeichneten, hatten andere Websites zumindest kurzzeitig das Nachsehen. So registrierte MerchantCircle, das Websites von kleineren Unternehmen hostet, während Obamas Vereidigung einen Traffic-Einbruch. Doch habe der Datenverkehr kurz danach wieder zu seinen sonst zu dieser Tageszeit üblichen Ausmaßen zurückgefunden.
Nicht alle Menschen haben trotz der heute vielfältigen Möglichkeiten die komplette Ansprache Obamas gestern Mittag verfolgen oder nachlesen können. Obama sagte, frühere Generationen hätten "den Kommunismus und Faschismus nicht nur mit Raketen und Panzern, sondern auch mit stabilen Bündnissen und festen Überzeugungen" überwunden. Als der Übersetzer im chinesischen Fernsehen das Wort "Kommunismus" ausgesprochen habe, sei der Ton abgebrochen, heißt es in Medienberichten. Der Sender habe die Rede komplett ausgeblendet und ins Studio geschaltet. Auch habe das Wort "Kommunismus" in Übersetzungen der Obama-Rede auf diversen chinesischen Websites gefehlt.
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(anw)