Barack Obama wird 44. Präsident der USA
Gegen 5 Uhr MEZ meldeten US-Medien einen nicht mehr einholbaren Vorsprung für den demokratischen Kandidaten. Die USA bekommen damit im kommenden Jahr mit Barack Obama den ersten afroamerikanischen Präsidenten.
Der demokratische Kandidat Barack Obama wird der 44. Präsident der USA. Gegen 5 Uhr MEZ gingen ABC News und CNN davon aus, dass Obama nach den bis dahin errechneten Wahlmännerstimmen einen nicht mehr einholbaren Vorsprung vor John McCain hat. Wenn Obama am 20. Januar 2009 in sein Amt eingeführt wird, wird er das erste afroamerikanische Staatsoberhaupt des Landes.
[Update] Gegen 5:15 Uhr MEZ trat John McCain an die Öffentlichkeit und gratulierte Barack Obama zu seiner "großartigen Leistung". Er bezeichnete die Wahl eines afroamerikanischen Kandidaten als einen historischen Sieg und als ein Zeichen dafür, dass die Gräben zwischen den Menschen in den USA geschlossen wurden. Um 6:00 Uhr MEZ zeigte sich Barack Obama in Chicao auf einer Wahlparty. Er sieht den Wahlausgang als ein Zeichen dafür, dass die Demokratie in den USA und der amerikanische Traum lebt. [/Update]
Etwa ab 1 Uhr MEZ wurden die ersten Prognosen und Hochrechnungen gemeldet. Ein erster wichtiger Meilenstein für Obama war, dass er die 20 Wahlmännerstimmen von Ohio gewinnen konnte, einer der besonders umkämpften Bundesstaaten, der vor vier Jahren an George W. Bush ging. Lange unklar war der Ausgang in North Carolina, Florida sowie in Virginia und Indiana. Gegen 3:45 Uhr MEZ wurde von US-Medien gemeldet, Obama habe das vormals mehrheitlich republikanisch wählende Virginia für sich gewinnen können, später kam Florida hinzu. Doch vorher schon, als klar wurde, dass Obama die sieben Wahlmännerstimmen aus Iowa und fünf aus New Mexico den Republikanern abnehmen, andererseits John McCain Pennsylvania nicht erobern konnte, räumten die Berichterstatter dem republikanischen Kandidaten kaum noch Chancen ein, in das Weiße Haus ziehen zu können.
Im Laufe des Tages zeichnete sich bereits eine Rekordwahlbeteiligung ab. Von den 213 Millionen Wahlberechtigten haben sich 187 Millionen für die Wahl registrieren lassen. 40 Millionen haben ihre Stimme vorzeitig abgegeben. In Umfragen hatte sich gezeigt, dass die Wähler ihre Stimmabgabe am ehesten von wirtschaftlichen Erwägungen leiten ließen und weniger durch Themen wie Sicherheit und Terrorismus, das Gesundheitssystem und den Irak-Krieg. Gleichzeitig wurde das US-Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu gewählt. Auch hier deutete sich ein Erfolg der Demokraten an.
Kurz vor der Wahl hatten sich 76 Nobelpreisträger für Obama als nächsten US-Präsidenten ausgesprochen. In einem offenen Brief an das amerikanische Volk zeigten sie sich mit der Haltung des jetzigen Präsidenten George W. Bush äußerst unzufrieden. Obama sei im Gegensatz zu ihm ein visionärer Politiker, der Themen wie den Klimawandel, die Wirtschaftskrise und die Energieversorgung angehen könne.
Große US-Zeitungen wie die Washington Post, die Los Angeles Times und die Chicago Tribune hatten sich in ihren traditionellen Wahlempfehlungen für den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten ausgesprochen. Es hatte sich auch abgezeichnet, dass die Computer- und Internetindustrie größtenteils hinter Obama steht. Während des Wahlkampfes hatte sein Team versucht, den republikanischen Kontrahenten John McCain als in technischen Belangen rückständig darzustellen.
Die Wahl stand unter anderem wegen des Einsatzes von Wahlmaschinen unter Beobachtung der Election Protection Coalition und anderer Bürgerrechtler. Auf einer speziellen Website werden Meldungen über Umstände und Vorfälle während der Wahlen gesammelt, die über eine kostenlose Telefon-Hotline abgegeben werden können. Bei Frühwahlen hatten sich bereits Probleme mit Wahlcomputern abgezeichnet, so warnten Experten vor erneuten Pannen bei der Auszählung der Wählerstimmen. Die OSZE hatte Wahlbeobachter entsandt, zudem hatten Teilnehmer von Social Networks wie zum Beispiel Twitter Gelegenheit, ihre Beobachtungen direkt mitzuteilen.
Obama wurde am 4. August 1961 auf Hawaii geboren, sein Vater kam aus Kenia, die Mutter aus dem US-Bundesstaat Kansas. Kurz nach seiner Geburt trennten sich die Eltern, die Mutter zog mit ihm nach Indonesien. Im Alter von zehn Jahren kehrte er nach Hawaii zurück und wurde dort von seiner Großmutter aufgezogen, die vor kurzem gestorben ist. Nach Politik- und Jura-Studium in New York und Harvard arbeitete Obama zunächst als Anwalt in einer auf Bürgerrechte spezialisierten Kanzlei, später wurde er Rechtsprofessor an der University of Chicago.
Seine politische Laufbahn begann Obama 1996 als Senator im Parlament des Staates Illinois, wo er erfolgreich für eine Krankenversicherung und Steuererleichterungen für Arme kämpfte. Schon damals wurde sein Talent gelobt, politische Freunde wie Gegner zu Kompromissen zu bewegen. 2000 wollte er für das US-Repräsentantenhaus kandidieren, konnte sich bei den Vorwahlen jedoch nicht durchsetzen. Vier Jahre später holte er bei seiner Wahl zum Senator in Illinois 70 Prozent der Stimmen.
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(anw)