Wegen Corona: Apple verlässt sich stärker auf chinesische Ingenieure

Der Konzern konnte in der Pandemie deutlich weniger vor Ort bei Fertigern sein. Das soll einem Bericht zufolge die Abhängigkeit von China noch verstärkt haben.

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Tim Cook bei Foxconn in China

Apple-Boss Cook bei einem China-Besuch (vor der Pandemie).

(Bild: Apple)

Lesezeit: 2 Min.

Apple hat während der Coronapandemie bei der Hardware-Fertigung deutlich mehr Verantwortung an sein chinesisches Team abgegeben. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge haben lokale Ingenieure, die für den iPhone-Konzern die Abstimmung mit Auftragsproduzenten wie Foxconn, Pegatron oder Quanta Computer in der Volksrepublik übernehmen, seit dem Jahr 2020 an Bedeutung gewonnen. Der Grund ist einfach: China war über lange Zeiträume auch für Geschäftsreisende vollständig unzugänglich, auch jetzt gibt es massive Einreisebeschränkungen.

Für Apple bedeutet dies allerdings, dass der Konzern noch stärker von China abhängig ist als zuvor – dabei möchte das Unternehmen dies eigentlich seit Jahren ändern. Zunächst litt Apple unter dem Handelskrieg zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Volksrepublik, nun ist die iPhone-Firma von den nicht enden wollenden Lockdown-Maßnahmen im Rahmen der "Zero COVID"-Politik der Kommunistischen Partei betroffen.

Apple beschäftigt in China seit vielen Jahren große Teams, doch sind diese stets unter zentraler Kontrolle Cupertinos – was auch zahllose Vor-Ort-Besuche einschließt. Apple buchte über Jahre massive Flugkapazitäten zwischen San Francisco und verschiedenen Städten Chinas, in denen sich Produktionsanlagen befinden – eine Art Pendelverkehr. Dieser kam durch Corona allerdings vollständig zum Erliegen und ist auch heute nicht wiederhergestellt.

Laut dem Wall Street Journal haben die chinesischen Ingenieure eine deutlich größere Verantwortung dafür übernommen, die gigantische Fertigungsmaschine Apples in Betrieb zu halten. Dies zeige das wachsende technische Können der chinesischen Arbeitskräfte, so der Bericht. Apple hat selbst stark ins Training der lokalen Mannschaft investiert und nutzt alle technischen Möglichkeiten, um "virtuell vor Ort" zu sein – darunter FaceTime und Live-Streaming. So soll es den Mitarbeitern in Cupertino unter anderem möglich sein, zu verfolgen, was auf den Produktionsflächen abläuft. Augmented Reality und iPads würden ebenfalls zur Kommunikation eingesetzt, um Fertigungsprobleme zu erkennen und zu beheben.

Entscheidungen von zentraler Bedeutung verbleiben allerdings bei Apple in den USA. Gleiches gilt für das Produktionsdesign. Mittlerweile gelingt es Apple, auch wieder einige Mitarbeiter vor Ort zu haben; dabei soll es sich aber nur um sehr wenige Menschen handeln, die die örtlichen Einreisesperren überwinden konnten. Wie lange der Prozess noch funktioniert, bleibt unklar. Andere westliche Firmen, deren Aktivitäten durch die ständigen Lockdowns gestört werden, erwägen bereits, China zu verlassen oder zumindest Investitionen aufzuschieben.

(bsc)