Wegen Rechtsstreit: Automattic kündigt Mitarbeit an Wordpress fast komplett auf

Man wolle die Arbeitszeit lieber in kommerzielle Produkte investieren, so das Unternehmen in seinem Blog. Hintergrund ist der Streit mit WP Engine.

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Wordpress-Logo auf Smartphone

(Bild: Primakov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Automattic schraubt im Rechtsstreit mit Wordpress-Hoster WP Engine an der Eskalationsspirale. Wie das Unternehmen, das von Wordpress-Erfinder Matt Mullenweg geleitet wird, in seinem Blog ankündigte, fährt es die Mitarbeit seiner Programmierer an der Open-Source-CMS drastisch herunter. Man habe diese Entscheidung getroffen, weil die anhängigen Klagen von WP Engine und deren Investor Silver Lake zu viel Zeit und Energie kosteten.

Nun wolle man das eigene Engagement so weit reduzieren, bis es mit dem des Kontrahenten übereinstimme. WP Engine trage nur wenig bei und sorge damit für ein Ungleichgewicht, so der Vorwurf. Automattic plane, seine Entwickler 45 Stunden pro Woche an Wordpress arbeiten zu lassen – diese Arbeit gehe wohl vorwiegend in Sicherheits- und andere kritische Updates.

Wie drastisch diese Reduzierung ausfällt, zeigt sich beim Blick in das "Five for the Future"-Programm, in dem das Wordpress-Projekt personelle und finanzielle Mitarbeit nutznießender Unternehmen bündelt. Derzeit spendet Automattic 1430 Stunden pro Woche, will künftig also 97 Prozent weniger Entwicklungszeit investieren. Wie die entsprechende Profilseite bei "Five for the Future" ausführt, teilen diese Stunden sich auf fast hundert Mitarbeitende in 17 Teams quer durch das Wordpress-Ökosystem auf.

Diese Mitarbeitenden werden zukünftig an lukrativeren Projekten arbeiten: So etwa der kommerziellen Blogplattform wordpress.com, Pressable, Jetpack und WooCommerce. Doch das müsse nicht so bleiben, schließt der Blogartikel: Sobald die juristischen Angriffe seitens WP Engine aufhörten, kehre man frohgemut wieder zur Arbeit am Open-Source-CMS zurück.

Die Ankündigung reiht sich in eine Vielzahl von Schritten ein, die Automattic unter Matt Mullenweg gegen den Konkurrenten WP Engine seit September ergreift. Auslöser des Konflikts sind Streitigkeiten um WP Engines Beteiligung an der Entwicklung des CMS, die Nutzung des Kürzels "WP" und eine strittige Nachzahlung von Lizenzgebühren.

Auch aus dem Wordpress-eigenen Plugin-Marktplatz hatte Mullenwegs Firma die Konkurrenz ausgesperrt und kurzerhand ein beliebtes Plugin gekapert. Das wurde Automattic kürzlich gerichtlich untersagt, was das Unternehmen offenbar nun mit Arbeitsverweigerung beantwortet. Darunter leiden dürfte hauptsächlich die Codequalität des CMS-Projekts und damit die gesamte Nutzerschaft.

(cku)