Wie Netznutzer zum Klimaschutz beitragen können

Cloud Computing, schnelle Datenverbindungen und eine gezielte Nutzung von Suchmaschinen können nach Meinung von Experten dazu beitragen, dass Computernutzer weniger Strom verbrauchen.

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Von
  • Florian Oertel
  • dpa

Kein Zweifel: Online sein und die Umwelt schonen, das kann Hand in Hand gehen. Wer gezielt in Webshops kauft, statt mit dem Auto erst einmal Läden abzuklappern, spart unter Umständen eine Menge Benzin. Aber das ist nur eine Seite der Medaille – deren andere vielen Nutzern nicht bewusst ist: Das Netz hat enormen Energiehunger und belastet damit Umwelt und Klima. Das größte Stück vom Kuchen verschlingen zwar nicht der Privatnutzer und sein Rechner. Trotzdem kann jeder dazu beitragen, dass der Energieverbrauch nicht ausufert – und davon sogar selbst profitieren.

Die "Hotspots des Energieverbrauchs" seien die Rechenzentren der Anbieter, die für die Netzinfrastruktur zuständig sind, sagt Siegfried Behrendt vom Institut für Zukunftstechnologien und Technologiebewertung (IZT) in Berlin. Rund die Hälfte der Energie verschlinge die Kühlung der Rechnerparks. Wo auf engem Raum massenhaft Hochleistungscomputer stehen, wird es unweigerlich immer wärmer, und dem müssen die Betreiber entgegensteuern.

Hinzu kommt der Stromverbrauch privater Nutzer. "Hochgerechnet hatten 2007 alle informations- und kommunikationstechnischen Geräte in Deutschland zusammen einen Verbrauch von 55 Terawattstunden", sagt Behrendt. "Das entspricht 10 Prozent des gesamten Stromverbrauchs." Der dadurch verursachte CO2-Ausstoß sei ebenso groß wie jener gewesen, den im gleichen Zeitraum der innerdeutsche Flugverkehr verursachte. "Das ist ganz erheblich und hat eine starke klimapolitische Dimension."

Das Netz zu nutzen ist richtig und wichtig. Aber private Anwender werden etwa dann zum Teil des Problems, wenn sie sich online treiben lassen und ohne eigentliches Ziel mal hier, mal da klicken. Bei jeder Google-Anfrage wird Energie verbraucht, erläutert das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau – nicht viel, aber die Summe macht es. Die Experten raten, Suchmaschinen gezielt zu nutzen, um schneller zur gesuchten Info zu gelangen. "Das ist ja auch eine Zeitfrage", sagt Behrendt.

An intelligenten Ansätzen, das System Internet auch auf der Ebene der Rechenzentren auf Energiediät zu setzen, fehlt es nicht. So wird in manchen Zentren die Wärme zum Heizen von Büro- und anderen Räumen genutzt, sagt Markus Schaffrin vom Branchenverband eco in Köln. Oder es wird schlichtweg um 4 bis 5 Grad weniger heruntergekühlt. Behrendt sieht beim Betrieb der Rechenzentren ein Energiesparpotenzial von immerhin 50 Prozent. "Und es werden durchaus schon viele Einsparmaßnahmen realisiert."

Doch der Energieverbrauch internetfähiger Geräte wird laut Behrendt immer größer – auch weil das mobile Web immer wichtiger wird. "Schätzungen sagen voraus, dass der Verbrauch bis 2020 noch einmal um 20 Prozent steigen wird." Das liegt nicht zuletzt daran, dass das System immer mehr Geräte umfasst, auch solche, die bis vor Kurzem noch keinen Online-Zugang hatten.

Was kann der private Nutzer noch tun? Und was soll er davon haben? Das UBA rät zum schnellen Surfen, also zu DSL-Verbindungen mit hohen Datenübertragungsraten – davon hat der Anwender in jedem Fall etwas. "Je länger zum Beispiel ein Download dauert, desto mehr Energie wird verbraucht", erläutert Siegfried Behrendt, weshalb mehr Tempo zumindest einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Die heruntergeladenen Dateien sollten nach Angaben des UBA nicht auf CD oder DVD gebrannt werden – das würde zusätzliche Energie und Rohstoffe kosten. Während Nutzer, die auf das Sichern all ihrer Daten Wert legen, hier möglicherweise Einspruch erheben werden, dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass längst nicht jede E-Mail, die heutzutage vor allem im Büro ausgedruckt wird, tatsächlich zu Papier kommen muss.

"Erhebliches Einsparpotenzial" hat laut Behrendt der Trend zum Cloudcomputing – obwohl er für eine Zunahme des Datenflusses sorgen wird. Doch wird zum Beispiel Software nicht mehr auf Rechnern von Nutzern installiert, sondern eben über die Cloud, also online, verfügbar gehalten. Dann reichen "schlankere" Computer aus, die weniger Energie benötigen.

Hinzu kommt: Die Herstellung solcher Rechner, die schließlich auch in beträchtlichem Maße zur Gesamtenergierechnung des Systems Internet beiträgt, ist weniger aufwendig. Außerdem muss im Web bereitgehaltene Software nicht auf Datenträger gebracht und an den Handel geliefert werden. "Wir sind der Meinung, dass das Cloudcomputing viel Energie einsparen hilft", sagt Markus Schaffrin. Entsprechend klingt der resümierende UBA-Ratschlag auch nur im ersten Augenblick widersinnig: "Leben Sie verstärkt online!" (anw)