Xvid-Team zertifiziert MPEG-4-taugliche DVD-Player
Bisher schmĂĽckten MPEG-4-taugliche DVD-Player und -Recorder neben DivX-Zertifikaten vom Hersteller auch selbst ersonnene Xvid-Logos. Mit einem offiziellen Zertifizierungsprogramm wollen die Codec-Entwickler jetzt dagegen vorgehen.
Seit kurzem kursieren im Internet Informationen, wonach die Entwickler des Open-Source-MPEG-4-Codecs Xvid ein eigenes Zertifizierungsprogramm fĂĽr MPEG-4-DVD-Player etablieren wollen, um dem Missbrauch des Xvid-Schriftzugs entgegenzuwirken.
Auf Nachfrage von heise online bestätigten die Xvid-Entwickler dieses Vorhaben. Viele Hersteller von DivX-DVD-Playern klebten neben dem offiziellen DivX-Zertifikat – so sie denn eines haben – auch ein Xvid-Logo auf die Verpackung, obwohl nicht garantiert sei, dass sich die Videos fehlerfrei mit dem Gerät abspielen lassen, so die Xvid-Entwickler. Im Unterschied zu DivX unterstützt Xvid jedoch das komplette Repertoire des MPEG-4 Advanced Simple Profile (ASP), während die verbauten DSPs in der Regel nur einen Teil der ASP-Features beherrschen. So funktionieren häufig MPEG-4-Spezialitäten wie mehrere aufeinander folgende B-Frames, QPel oder GMC gar nicht oder nur eingeschränkt.
DivX Inc. umging dieses Problem mit der Einführung eigener "Profile" und einem Zertifizierungsprogramm, das diese Unzulänglichkeiten berücksichtigte. Nachdem Xvid-Movies auf DivX-zertifizierten Geräten nicht fehlerfrei liefen, sahen sich auch die Entwickler des Open-Source-Codec dazu gezwungen, die DivX-Profile zu unterstützen, um eine Kompatibilität der erzeugten MPEG-4-Filme mit den Consumer-Geräten zu gewährleisten. Dies schränkt allerdings die Leistungsfähigkeit und damit auch die Qualität von MPEG-4 ASP deutlich ein.
Das Xvid-Programm sieht nun eine strenge Zertifizierung der Geräte auf Basis von MPEG-4 ASP vor, während DivX sich im Wesentlichen auf MPEG-4 Simple Profile plus B-Frames beschränkt. Nach Angaben von Dino Mari – früher für DivX Inc. tätig und nun bei Xvid an Bord – wurden tatsächlich bereits erste Geräte zertifiziert. Dabei handelt es sich ausschließlich um Player mit dem Zoran-Chip Vaddis 888. Dessen Hersteller gibt zwar an, der DSP unterstütze unter anderem QPel und GMC, macht aber keine Aussage darüber, wie viele Warp-Punkte (1 oder 3) der Vaddis 888 beherrscht. Möglicherweise mussten bei der Zertifizierung in diesem Bereich Zugeständnisse gemacht werden.
Die Xvid-zertifizierten Player stammen von ATS, Muvid und Siemssen. Letzterer baute auch den mit "Xvid Home"-Aufklebern versehenen "Tevion Slimline DVD-Player", der jüngst bei Aldi-Süd verkauft wurde. Es handelt sich also keineswegs um ein "Fantasie-Zertifikat", wie von einigen Nachrichtenseiten vermutet. Die Zertifizierung soll im Unterschied zu den DivX-Zertifikaten keine Stücklizenzen nach sich ziehen ("royalty free"). Ob das Xvid-Team versuchen wird, gegen Hersteller, die ohne Zertifizierung weiterhin Xvid-Logos auf ihre Geräte kleben, vorzugehen, bleibt abzuwarten.
Die Details zu dem Zertifizierungsprogramm sollen gemeinsam mit dem Chip-Hersteller Zoran in der kommenden Woche verkündet werden. Bis dahin vertröstet Michael Militzer die Anwender. Im Zuge der jüngsten Gerüchte und der Nachfrage von heise online aktualisierte er am heutigen Nachmittag die Projekt-Homepage und wies darauf hin, dass das Xvid-Team momentan einen Relaunch der Web-Seite vorbereite. Sie soll in der kommenden Woche online gehen. Dann werde es auch weitergehende Informationen über die Zukunft von Xvid geben. Möglicherweise stellt das Team dann die ursprünglich bereits für Ende Januar angekündigte H.264/AVC-Implementierung von Xvid vor ("Xvid 2.0"), die ebenso wie der MPEG-4-ASP-Codec selbst weiterhin unter der GNU General Public License (GPL) veröffentlicht wird. (vza)