Yahoo stoppt Umsatzrückgang - vorübergehend

Yahoo konnte erst einmal den Umsatzrückgang stoppen, hat aber noch viele Baustellen, die das Geschäft belasten. Marissa Meyer sieht In talentierten Mitarbeitern, die gerne zur Arbeit gehen, die Grundlage für den zukünftigen Erfolg von Yahoo.

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2012 hat Yahoo seinen Umsatzrückgang gestoppt: 4,987 Milliarden US-Dollar sind praktisch der gleiche Umsatz wie 2011. Dies geht aus den am Montagabend veröffentlichten Jahreszahlen hervor. 2008 hatte das Unternehmen 7,208 Milliarden US-Dollar umgesetzt, seither war es bergab gegangen. Für 2013 prophezeit Yahoo aber einen erneuten Rückgang, diesmal auf 4,750 bis 4,880 Milliarden US-Dollar. Betrachtet man nur das vierte Quartal 2012 ist der Umsatz um zwei Prozent auf 1,346 Milliarden US-Dollar gestiegen, der Reingewinn aber um acht Prozent auf 272 Millionen gefallen.

Im Gesamtjahr 2012 hat Yahoo den Reingewinn sogar um 276 Prozent auf etwas weniger als 4 Milliarden US-Dollar steigern können. Doch diese Zahl trügt, denn darin sind 4,6 Milliarden US-Dollar aus dem Verkauf von Anteilen an Alibaba und zusätzlich erkleckliche Zinserträge aus dem dafür erworbenen Barvermögen enthalten. Allerdings musste Yahoo fast die Hälfte des Verkaufserlöses ans Finanzamt weiterleiten.

Der Free Cash Flow ist von plus 726 Millionen US-Dollar im Jahr 2011 auf minus 835 Millionen abgerutscht, und darin ist sogar eine Vorauszahlung von Alibaba für Lizenzrechte im Umfang von 550 Millionen US-Dollar berücksichtigt. Die Yahoo-Aktie legte nachbörslich trotzdem leicht zu. Gegenüber dem 52-Wochen-Tief vom März hat sich der Kurs sogar verdoppelt. Dies beruht auch auf Yahoos umfangreichem Programm zum Rückkauf eigener Aktien. Die Mittel dafür stammen aus dem Verkauf der Alibaba-Aktien.

Das Suchmaschinengeschäft war 2011 geradezu eingebrochen. 2012 erholte sich die Zahl der einnahmenrelevanten Clicks wieder etwas. Dafür gab es im klassischen Geschäft mit Online-Werbung einen herben Rückschlag. Dieser konnte durch gestiegene Durchschnittspreise pro Click nur teilweise ausgeglichen werden.

Yahoo-Chefin Marissa Mayer verbreitete in ihrem Telefon-Vortrag für Finanzanalysten trotzdem gute Laune und konzentrierte sich auf die menschliche Seite: Ihre Mitarbeiter. Sie wolle Yahoo zum "absolut besten Arbeitsplatz" machen. Dazu sei noch viel Arbeit erforderlich, aber erste positive Anzeichen gäbe es bereits. Die Abwanderungsrate sei besonders unter den besten Mitarbeitern gesunken. Zudem glaubten nun 95 Prozent der eigenen Mitarbeiter wieder an die Zukunft ihres Arbeitgebers, ein Zuwachs von 32 Prozentpunkten.

In talentierten Mitarbeitern, die gerne zur Arbeit gehen, sieht Mayer die Grundlage für den zukünftigen Erfolg von Yahoo. Mit kostenlosem Essen, neuen Smartphones, besseren Laptops und einem Bürokratieabbau zieht sie in den Wettbewerb um die besten Köpfe. Dazu kommen wöchentliche Gesprächsrunden. Gleichzeitig gibt es aber strengere Regeln für Einstellungen und "aggressive Quartals- und Jahresziele für die Firma, die Teams und für Individuen."

Die veröffentlichten Daten zeigen ein geographisches Defizit Yahoos auf: Rund drei Viertel des Umsatzes kommen von den Amerika-Kontinenten, und dort hauptsächlich aus den USA. "Wir haben eine starke Schieflage hin zu den Vereinigten Staaten", bekennt Mayer. Sie möchte die internationale Präsenz Yahoos mit der Zeit stärken. Zuletzt gingen Umsatz und Gewinn in Europa, dem Nahen Osten und Afrika aber noch mit schnellen Schritten bergab. Nicht einmal mehr jeder achte Yahoo-Dollar wird in dieser Region umgesetzt. In der Asia-Pazifik-Region konnte der Umsatz immerhin fast gehalten werden.

Die beiden anderen Zielsetzungen, die Mayer ausgegeben hat, sind weniger handfest: Sie will die Nutzung steigern und breitere Nutzerschichten ansprechen. Mitunter sind gerade banale Rezepte bekömmlich. Nach Yahoo Mail und Flickr sollen noch ungefähr zehn weitere Dienste überarbeitet werden. Besonders wichtig ist Mayer die Präsenz auf mobilen Geräten. Dafür hat Yahoo zwei Unternehmen für App-Programmierung erworben. Und allerlei Partnerschaften sollen dafür sorgen, dass über Yahoo-Kanäle Werbung rund um mehr attraktive Inhalte platziert wird.

Eine teure Rechnung könnte Yahoo aus Mexiko ins Haus flattern. Ein Gericht hat das Unternehmen wegen Vertragsbruches dazu verurteilt, umgerechnet 2,1 Milliarden Euro zu zahlen. Yahoo hält die Klage für unbegründet und ist in Berufung gegangen. Weitere Kommentare zu diesem Fall wurden abgelehnt.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Yahoo
in US-Dollar
Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
4/96 8,9 Mio. -0,66 Mio.
1/97 10,7 Mio. -1,4 Mio.
2/97 14,3 Mio. -22,2 Mio.
3/97 18,7 Mio. 0,1 Mio.
4/97 26,6 Mio. -1,9 Mio.
1/98 30,6 Mio. 3,2 Mio.
2/98 44,9 Mio. -14,8 Mio.
3/98 66,3 Mio. 4,2 Mio.
4/98 76,4 Mio. 18,5 Mio.
1/99 86,1 Mio. 16,4 Mio.
2/99 115,2 Mio. -15,1 Mio.
3/99 155,1 Mio. 14,8 Mio.
4/99 201,1 Mio. 44,7 Mio.
1/00 228,5 Mio. 77,9 Mio.
2/00 270,1 Mio. 74,0 Mio.
3/00 295,5 Mio. 47,7 Mio.
4/00 310,9 Mio. -97,8 Mio.
1/01 180,2 Mio. -11,5 Mio.
2/01 182,2 Mio. -48,5 Mio.
3/01 166,1 Mio. -24,1 Mio.
4/01 188,9 Mio. -8,7 Mio.
1/02 192,7 Mio. -53,6 Mio.
2/02 225,8 Mio. 21,4 Mio.
3/02 248,8 Mio. 28,9 Mio.
4/02 285,8 Mio. 46,2 Mio.
1/03 282,9 Mio. 46,7 Mio.
2/03 321,4 Mio. 50,8 Mio.
3/03 356,8 Mio. 65,3 Mio.
4/03 511,3 Mio. 75,02 Mio.
1/04 758,0 Mio. 101,00 Mio.
2/04 832,3 Mio.
(609 Mio. ohne TAC)
112,5 Mio.
3/04 906,7 Mio.
(655 Mio. ohne TAC)
253,3 Mio.
4/04 1077,7 Mio.
(785 Mio. ohne TAC)
372,5 Mio.
1/05 1173,7 Mio.
(821 Mio. ohne TAC)
204,6 Mio.
2/05 1253 Mio.
(875 Mio. ohne TAC)
192 Mio.
3/05 1329 Mio.
(932 Mio. ohne TAC)
253,8 Mio.
4/05 1501 Mio.
(1068 Mio. ohne TAC)
683 Mio.
1/06 1567 Mio.
(1088 Mio. ohne TAC)
159,9 Mio.
2/06 1576 Mio.
(1123 Mio. ohne TAC)
164 Mio.
3/06 1580 Mio.
(1121 Mio. ohne TAC)
158 Mio.
4/06 1702 Mio.
(1228 Mio. ohne TAC)
269 Mio.
1/07 1672 Mio.
(1183 Mio. ohne TAC)
142 Mio.
2/07 1698 Mio.
(1244 Mio. ohne TAC)
161 Mio.
3/07 1768 Mio.
(1283 Mio. ohne TAC)
151 Mio.
4/07 1832 Mio.
(1403 Mio. ohne TAC)
206 Mio.
1/08 1817 Mio.
(1352 Mio. ohne TAC)
542 Mio.
2/08 1798 Mio.
(1346 Mio. ohne TAC)
131 Mio.
3/08 1787 Mio.
(1325 Mio. ohne TAC)
54 Mio.
4/08 1806 Mio.
(1375 Mio. ohne TAC)
-303 Mio.
1/09 1580 Mio.
(1156 Mio. ohne TAC)
118 Mio.
2/09 1571 Mio.
(1136 Mio. ohne TAC)
131 Mio.
3/09 1575 Mio.
(1131 Mio. ohne TAC)
186 Mio.
4/09 1732 Mio.
(1258 Mio. ohne TAC)
153 Mio.
1/10 1597 Mio.
(1130 Mio. ohne TAC)
310 Mio.
2/10 1601 Mio.
(1128 Mio. ohne TAC)
216 Mio.
3/10 1601 Mio.
(1125 Mio. ohne TAC)
396 Mio.
4/10 1525 Mio.
(1205 Mio. ohne TAC)
312 Mio.
1/11 1214 Mio. 223 Mio.
2/11 1229 Mio.
(1076 Mio. ohne TAC)
238 Mio.
3/11 1216 Mio.
(1072 Mio. ohne TAC)
293 Mio.
4/11 1324 Mio.
(1169 Mio. ohne TAC)
296 Mio.
1/12 1221 Mio.
(1077 Mio. ohne TAC)
286 Mio.
2/12 1218 Mio.
(1081 Mio. ohne TAC)
228 Mio.
3/12 1202 Mio.
(1089 Mio. ohne TAC)
3160 Mio.
(152 Mio.*)
4/12 1346 Mio.
(1221 Mio. ohne TAC)
272 Mio.
TAC (Traffic Acquisition Costs): Die an Partnerunternehmen weitergereichten Umsätze.
* operativer Gewinn, Nettogewinn enthält hohe Erlöse aus dem Verkauf der Alibaba-Anteile

(jk)