YouTube löscht mehr als eine Million Videos mit Falschinformationen zu Covid-19

Ein schnelles Löschen von Fake News sei der Video-Plattform zwar wichtig, aber nicht genug. YouTube belohne "gute" Inhalte mit einer höheren Reichweite.

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(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Seit Februar 2020 hat YouTube nach eigenen Angaben mehr als eine Million Videos entfernt, die "gefährliche Informationen" in Zusammenhang mit dem Coronavirus beinhalten. Dennoch stelle die Entfernung von Falschinformationen die Betreiber vor Herausforderungen.

Widersprüchliche Informationen seien nicht immer klar zu erkennen und würden sich ständig weiterentwickeln. Daher arbeite YouTube an einem System, dass die Verbreitung von Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen weiter stärken und die Verbreitung "schlechter" Informationen möglichst verhindern soll.

In einem Blogpost äußerte sich YouTubes Chief Product Officer (CPO) Neal Mohan zur Bekämpfung von Fehlinformationen auf der Plattform. Für die Betreiber sei die völlige Eindämmung von Fehlinformationen schwierig, da diese inzwischen auch im "Mainstream" angekommen seien und sich mit "rascher Geschwindigkeit" verbreiten. In erster Linie versuche Youtube sich mit seinen Richtlinien vor allem auf die Entfernung von Videos zu konzentrieren, die in der realen Welt "ungeheuerliche" Schäden verursachen könnten.

Mohans Argumentation zufolge ist es wichtiger, sich auf die Inhalte zu konzentrieren, die Menschen wirklich sehen. Die sogenannten "schlechten Inhalte" machten nur einen kleinen Prozentsatz (0,16 % bis 0,18 %) der gesamten Video-Ansichten aus. Seit Aktualisierung seiner Richtlinien im Oktober vergangenen Jahres hat YouTube rund 200.000 Videos gebannt, die aufgrund irreführender oder gefährlicher Inhalte zu Covid-19 gelöscht wurden. Bis Ende des Jahres waren es dann laut einem Bericht der EU-Kommission 700.000 gebannte Videos mit Covid-19-Desinformation. Insgesamt löscht YouTube 10 Millionen Videos jedes Vierteljahr. Eine Gesamtstatistik und weitere Details zu den Zahlen lieferte YouTube nicht und setzte die Zahlen auch nicht ins Verhältnis.

Laut Mohan sind Fehlinformationen nicht immer eindeutig zu erkennen, weil es ständig neue Entwicklungen und oft keine verlässlichen Primärquellen zum Wahrheitsgehalt von Aussagen gebe. Bei Covid verlasse sich YouTube auf den Konsens der Experten aus den verschiedenen Gesundheitsorganisationen wie dem CDC und der WHO.

Technologieunternehmen sind, meint Mohan, im Zweifelsfall nicht in der Lage zu entscheiden, wann und wo sie auf dem unübersichtlichen Gebiet der Fehlinformation Grenzen setzen. Wie nach einem Anschlag könnten widersprüchliche Informationen, etwa bei der Identifizierung von Tätern, von überall kommen — mit verheerenden Folgen. Die Lösung liege nicht darin, Inhalte schneller zu löschen — das versuche YouTube schon von Anfang an —, sondern darin, die Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen zu stärken und die Verbreitung schlechter Informationen zu reduzieren.

Schon Anfang 2019 kündigte die Plattform an, Videos mit Falschinformationen nicht in die generellen Empfehlungen für andere Nutzer aufzunehmen. Gelöscht wurden die Informationen in diesem Zusammenhang nicht. Mohan zufolge kann ein zu "aggressives" Vorgehen bei den Löschungen sich auch negativ auf die Meinungsfreiheit auswirken. YouTube stehe für eine offene Debatte, beobachte aber eine "beunruhigende neue Dynamik" dazu, dass "Regierungen die Löschung von Inhalten zu politischen Zwecken" anordnet.

(mack)