Zeitung: WestLB pushte Infomatec

Die Westdeutsche Landesbank soll sich beim Börsengang von Infomatec schriftlich zu "aktiver Kursunterstützung" verpflichtet haben.

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  • dpa

Die Westdeutsche Landesbank soll sich beim Börsengang des inzwischen krisengeschüttelten Augsburger Software-Herstellers Infomatec schriftlich zu "aktiver Kursunterstützung" verpflichtet haben. Das berichtet die Wirtschaftszeitung EURO am Sonntag in ihrer kommenden Ausgabe. Die Vereinbarung liege der Redaktion vor. Darin heiße es, dass die WestLB-Analysten "selbstverständlich mit entsprechenden Kommentaren und Empfehlungen" auf Unternehmensmeldungen reagieren werden. In den Publikationen des Bankhauses werde die Aktie "insbesondere in den ersten Monaten nach Börsengang zur aktiven Kursunterstützung berücksichtigt".

Ein WestLB-Sprecher habe erklärt, es seien "alle rechtlichen Vorschriften beachtet" worden. Eine konsortialführende Bank sei beim Börsengang eines Unternehmens auch "verpflichtet, einen Markt für das Unternehmen zu schaffen".

Infomatec-Anleger wollen für Kursverluste ihrer Aktien auch die WestLB in Anspruch nehmen und die größte öffentlich-rechtliche Bank Deutschlands auf Schadenersatz verklagen. Ob die Augsburger Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen im Zusammenhang mit Infomatec auch gegen Vertreter der WestLB erweitert hat, wollte die Behörde bislang nicht bestätigen. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte lediglich, dass neben Gerhard Harlos und Alexander Häfele auch andere als Verantwortliche in Betracht kämen. Die beiden Ex-Vorstände werden unter anderem des Kursbetrugs und des Insiderhandels verdächtigt.

Die Infomatec-Aktionäre begründen ihre Schadenersatzforderung an die WestLB nach Auskunft der Kanzlei Rotter mit dem Verdacht auf Beihilfe zum Kapitalanlagebetrug und mit der Prospekthaftung nach dem Börsengesetz. So würden leitende Angestellte der Bank etwa verdächtigt, in ihren Unternehmensberichten die Situation von Infomatec vor dem Börsengang nicht zutreffend dargestellt zu haben. Wegen dieser unrichtigen oder unvollständigen Angaben hätten die Anleger Wertpapiere von Infomatec gekauft. (dpa) / (mw)