Zukunft der Arbeit: "Vieles deutet auf eine konfliktreiche Zeit hin"

Seite 2: Schlecht bezahlte, befristete und unsichere Stellen

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Industriejobs gehen verloren, Dienstleistungsjobs kommen dazu?

Diesen Trend beobachten wir leider seit Jahren. Dienstleistungs- und Servicejobs galten mal als Hoffnungsträger. Viele dachten, das sei noch qualifiziertere Arbeit als die industrielle. Jetzt sehen wir im großen Stil, dass mehr schlecht bezahlte, befristete und unsichere Stellen entstanden sind im Vergleich zur Industriearbeit. Dennoch geht es uns volkswirtschaftlich insgesamt bombig. Die Ungleichheitsschere aber geht weiter auf. Wir können uns gute Arbeit eigentlich leisten. Es geht um Fragen der Regulierung und Verteilung, nicht um Industrie gegen Dienstleistung.

Im Umweltschutz besteht ziemlicher Handlungsbedarf. Dort könnten neue, gut bezahlte und hoch qualifizierte Stellen entstehen.

Auch weniger anspruchsvolle Arbeit ist dort vonnöten und wichtig, zumal auch Ungelernte Geld zum Leben brauchen. Im Umweltschutz wären hunderttausende Stellen gut, nur hoffen immer noch zu viele Protagonisten, dass die ökologische Katastrophe irgendwie doch zum Geschäftsmodell werden kann, mit dem sich Geld verdienen lässt. Dieses einseitige Denken lässt Investitionen nur dann fließen, wenn Gewinne damit zu machen sind.

Welche Rolle spielt der Computer in der Arbeit der Zukunft? Wird er zum Werkzeug, das jeder beherrschen muss?

Wir haben heute das Problem, dass immer mehr Prozesse des alltäglichen und beruflichen Lebens digital werden, von der Aufgabe eines Pakets bei der Post bis hin zum Urlaubsantrag online. Die Qualifikation, mit diesen Nutzungsformen umzugehen, einen Zugang dafür zu haben und sich das Gadget leisten zu können, ist das eine. Das andere ist zu verstehen, was das Gerät überhaupt macht. Das können immer weniger und viele Anwendungen liegen in der Cloud, kaum einer weiß, wer darauf Zugriff hat, was mit den Daten passiert, wofür sie genutzt werden.

Man muss aber diese digitalen Lösungen nutzen, weil es keine analoge Alternative mehr gibt. Eine große Herausforderung wird es sein, Systeme so offen zu gestalten, dass zumindest die, die es interessiert, verstehen können, was sie mit einem Klick auslösen. Vor Jahren hatten wir die Sorge, ob die Menschen ausreichend qualifiziert sind, den Computer zu bedienen. Heute sind alle Gadgets so gestaltet, dass sie jeder bedienen kann, was neue Probleme schafft.

Welchen Einfluss hat die Globalisierung auf den Arbeitsmarkt? Geht sie zurück, weil sie einzelne Staaten abhängig macht vom Weltgeschehen?

Politik und Unternehmen spüren zurzeit, dass sie vor Jahrzehnten einen Korken aus einer Flasche gezogen haben, die sie nicht mehr verschlossen bekommen. Alle wollen Globalisierung zwar aufrechterhalten, weil sie als Lebensader unserer Wirtschaft gilt. Sie merken aber auch, national immer weniger gestalten zu können. Am Arbeitsmarkt hat die Globalisierung in den vergangenen Jahren vor allem dazu beigetragen, dass die guten Industriejobs aus Deutschland an andere Stellen in der Welt verlagert wurden. Das wird mehr und einfacher, weil kaum zu verhindern.

Deutschland ist als Exportnation vom Weltmarkt abhängig. Wie wichtig ist für uns die Globalisierung?

Unserem Maschinenbau tun Strafzölle zwar weh, den Export von Maschinen verhindern sie aber nicht. Strafzölle haben keine große Dramatik, aber Sanktionen für Firmen sind bedrohlich und zeigen, dass zwischen den Volkswirtschaften mit härteren Bandagen gekämpft wird. Das sind verschiedene Eskalationsstufen und die nächste, von der wir hoffentlich nur hypothetisch reden, ist, dass aus Handelskriegen echte Kriege werden. Soweit kann es leider kommen, weil wir mit der ökologischen Katastrophe auch davon ausgehen müssen, dass der Zugang zu Ressourcen wichtiger wird als die Frage, wie komme ich in oder dränge ich andere aus Absatzmärkten. Vieles deutet auf eine konfliktreichere Zukunft hin.

(axk)