c't Fotografie für Einsteiger - Teil IV: Tipps zum Autofokus

Teil IV der Grundlagenserie gibt Tipps für Einsteiger, die beim Umgang mit dem Autofokus hilfreich sind, verrät welche Autofokusmodi es gibt und was man bei ihnen beachten sollte

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter Uhl
  • Martina Walther-Uhl
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Zum Scharfstellen arbeiten aktuelle Kameras mit mehreren über die Bildfläche verteilten Autofokusmessfeldern (AF). Bei automatischer Motiverkennung nutzt die Elektronik meist mehrere Felder. Dabei ist allerdings nicht immer sichergestellt, dass die Automatik auf das Motiv scharfstellt, das sich der Fotograf vorgestellt hat. Oftmals ist es besser, die aktiven AF-Felder von Hand auszuwählen und sich obendrein auf möglichst wenige zu beschränken. In den meisten Fällen – vor allem bei statischen Motiven – reicht ein einziges.

Bei der Verwendung mehrerer Autofokusmessfelder wählt die Kamera selbstständig die Messfelder aus, in denen sie das Motiv vermutet. Dabei kann es leicht passieren, dass die Kamera auf etwas scharf stellt, was gar nicht Ihr gewolltes Motiv ist. Etwas anderes im Foto wird scharf, vielleicht ein Baum, der vor Ihrem eigentlichen Motiv steht - aber Ihr Motiv wird unscharf abgebildet. Deshalb – gemäß der Aussage, dass weniger oftmals mehr ist: Stellen Sie an Ihrer Kamera am besten die Option für ein einzelnes Autofokusmessfeld ein. Welches der einzelnen Autofokusmessfelder Sie aktivieren, ist dabei Ihnen überlassen.

Gezielt die Schärfe legen mit nur einem Autofokusmessfeld.

(Bild: Humbold)

Sie können bei den meisten Kameras ganz gezielt eines anwählen, entweder das Fokusfeld in der Mitte oder eines im Randbereich des Sucherfeldes. So haben Sie die Möglichkeit mit dem Autofokusmessfeld wie mit dem Zeigefinger gezielt auf den Teil des Motivs zu zeigen, der scharf werden soll.

Wir haben für Sie noch einen weiteren Tipp zum Umgang mit dem Autofokus: Bei den meisten Kameras haben Sie die Möglichkeit zwischen verschiedenen Autofokusmodi zu wählen, und zwar mindestens zwischen einem Auto­fokus, der für statische, sich nicht bewegende Objekte geeignet ist und einem, der die Schärfe bei Objekten die sich bewegen, nachführt.

Diese beiden Modi haben verschiedene Namen bei den unterschiedlichen Herstellern. Der Autofokus "AF-S" bei Nikon (Einzel- oder Singleautofokus) oder "One Shot" bei Canon ist für unbewegte Motive geeignet. In der Regel ist es so, dass, wenn man den Auslöser nur bis zum ersten Druckpunkt durchdrückt, der Autofokus AF-S beziehungsweise One Shot scharf stellt und über ein akustisches und/oder optisches Signal meldet, wenn das anvisierte Motiv scharf ist. Nun erst kann ausgelöst und damit das Foto gemacht werden. Man spricht hier auch von einer Schärfepriorität. Der gefundene Schärfepunkt wird aber auch dann von der Kamera beibehalten, wenn sich die Entfernung zum Motiv nach der Fokussierung ändert. Erst ein Loslassen und danach erneutes Drücken des Auslösers führt zu einer neuen Fokussierung.

Beim anderen Autofokus-Modus, nämlich dem "AF-C" (Kontinuierlicher Autofokus) bei Nikon bzw. "AI-Servo" bei Canon wird, wenn der Auslöser bis zum ersten Druckpunkt durchgedrückt ist, die Schärfe bei einem sich auf Sie zubewegenden oder von Ihnen wegbewegenden Motiv, von der Kamera automatisch nachgeführt. Bei der Standardeinstellung der meisten Kameras können Sie bei AF-C/AI-Servo jederzeit auslösen, auch wenn auf das Motiv eventuell noch gar nicht scharf gestellt ist. Hier spricht man von Auslösepriorität.

Sollte sich beim AF-S/One-Shot das Tier, nachdem Sie es mit dem Autofokus anvisiert haben, annähern oder entfernen, wird die Aufnahme mit dem zunächst gespeicherten Wert gemacht, auch wenn das Tier inzwischen näher auf Sie zugelaufen ist. Um hier zu einer scharfen Aufnahme zu kommen, müssten Sie also zunächst wieder erneut den Auslöser antippen und dann auslösen – in der Hoffnung, dass das Tier in der Zeit zwischen Anmessen und Auslösen nicht wieder aus dem gemessenen Fokusbereich heraustritt. Bei ständiger Bewegung des Tieres wären Sie somit mit ständigem erneutem Fokussieren beschäftigt.

Beim AF-C/AI-Servo dagegen regelt die Kamera die Schärfe nach, sollte sich Ihr Motiv bis zur Aufnahme weiter weg oder näher an Sie heranbewegen. Und zwar solange Sie den Finger auf dem Auslöser lassen und bis zum ersten Druckpunkt gedrückt halten. Wenn Sie jetzt mit der Reihenaufnahme/Serienaufnahme auslösen und mehrere Fotos hintereinander machen, führt der Autofokus die Schärfe nach und Sie brauchen nicht jedes Mal neu anzumessen, wie es beim AF-S/One Shot der Fall wäre.

Ein Nachteil beim AF-C/AI-Servo kann sein, dass Sie einige unscharfe Bilder aufgenommen haben, wenn der Autofokus für die Bewegung des Tieres nicht schnell genug ist und die Schärfe deshalb nicht passend nachführen kann. Aber Sie werden sicher einige scharfe Aufnahmen von dem bewegten Motiv haben, die Sie vielleicht mit der Einstellung AF-S/One Shot nicht bekommen hätten.

Im fünften Teil unserer kleinen Grundlagenserie für Einsteiger geht es um Belichtungsprogramme

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Dieser Artikel ist ein Auszug aus "Grundlagen Tierfotografie", erschienen im humboldt-Verlag

(keh)