heise meets… Digitale Bildung muss für alle zugänglich und interessant sein

Wirtschaftliche und politische Rahmenbedingungen müssen gewährleisten, dass Jung und Alt durch Bildung selbstbestimmt an der digitalen Welt teilnehmen können.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Gisela Strnad
Inhaltsverzeichnis

Die Bereichsleiterin Bildungspolitik des Bitkom e.V., Elisabeth Allmendinger, setzt sich für die erforderlichen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein. Der DigitalPakt Schule (2019 bis 2024) ist ein positiver Gamechanger, der allerdings lange überfällig war. Vor Corona beschlossen, hat der Lockdown schonungslos die Schwachstellen offengelegt. Durch schnell beschlossene drei Sonderpakte sollte der Prozess beschleunigt werden. Heute kann festgestellt werden, dass es Schulen gibt, die individuelle, kreative und pragmatische Lösungswege bei der digitalen Bildung gefunden haben. Andererseits fehlt immer noch, bei 80 Prozent der Schulen, ein zuverlässiges WLAN und ein stabiler Internetzugang.

Aus dem DigitalPakt Schule sind zwischen 2019 und 2022 nur 11,8 Prozent der Mittel abgeflossen und bislang wurden 61,1 Prozent bewilligt. "Diese Zahlen können nicht zufriedenstellen. Es muss schnellstens ein Evaluierungsprozess erfolgen, um festzustellen, wo wir heute stehen und warum es so lange gedauert hat", so Elisabeth Allmendinger. Für den geplanten Digitalpakt 2.0 wäre ein Zwischenbericht hilfreich, um aus den Fehlern zu lernen und Schulen besser beraten und unterstützen zu können.

Elisabeth Allmendinger, Bereichsleiterin Bildung, Bitkom e.V.

Die ständige wissenschaftliche Kommission fordert, dass Schüler und Schülerinnen besser auf die Aufgaben einer digitalen Welt vorbereitet werden müssen. Digitale Bildung sei eine Querschnittsaufgabe für alle Fächer und es könne nicht nur um IT-Unterricht gehen. Lehrkräfte müssten qualifiziert werden und pädagogische Konzepte stärker im Fokus stehen. Informatikunterricht könne bereits im frühkindlichen Alter auf dem Lehrplan stehen.

Innerhalb der Bundesländer gebe es riesige Unterschiede – Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen seien bereits sehr weit. Hessen und Bremen hätten bislang noch kein Angebot. Laut der 21st Entry School Studie sagt jedes 4. Elternteil in Deutschland, dass digitale Geräte und Anwendungen im Unterricht ihres Kindes noch gar nicht zum Einsatz kämen und 42 Prozent der Eltern geben an, dass die Schule ihres Kindes mit digitalen Unterrichtsmethoden überfordert sei. Eltern und Schüler leben in einer digitalen Welt, zu viele Schulen bewegten sich zuweilen aber noch in den 90er-Jahren.

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Der Bitkom hat im Rahmen des Digitalgipfels vor einigen Jahren das "Smart School"-Netzwerk ins Leben gerufen. Hier werden Schulen und Lehrer etwa für Ihre individuellen Konzepte prämiert. Zudem solle der Wettbewerb Sichtbarkeit schaffen und eine Austauschplattform für andere Schulen und Lehrer sein. Schulen müssten mehr Eigenverantwortung übernehmen und neue Lernräume schaffen. Gemeinsam mit dem Bitkom sollten gute Ideen auf Messen, Konferenzen und für die Politik sichtbar gemacht werden.

"Unser Ziel ist es, dass gute Ideen auch an anderen Schulen, die mit ihren Konzepten und ihrer Umsetzung noch nicht so weit sind, Einsatz finden. "Smart Schools" könnten zur Modellschule ausgebaut werden", so Elisabeth Allmendinger, "Leider bremst der Föderalismus den digitalen Fortschritt an Schulen, da jedes Bundesland seinen eigenen Weg selbst erfinden will." Bundesweite technische Mindeststandards wären hilfreich. Dieses sollte beim Digitalpakt 2.0 bedacht werden.

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Der größte Teil der Schulen sehe die Chancen, die die digitale Bildung eröffnet. "Wir müssen aber aufpassen, dass es nicht kippt. Themen wie ein Verzicht auf weitere Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie, Lehrkräftemangel, fehlende digitale Qualifizierung bei Lehrkräften könnten dazu beitragen, dass wieder auf Bewährtes zurückgegriffen wird", mahnt Allmendinger.

"Ich bin zuversichtlich, dass der Digitalpakt 2.0 kommt. Er muss aber auch rechtzeitig kommen, um Anschlussfinanzierungen zu gewährleisten. Zudem sollte es ein Experimentierbudget geben, das unbürokratisch abgerufen werden kann. Auch messbare bildungspolitische KPIs sind zwingend erforderlich, um digitale Fort- und Rückschritte sichtbar zu machen."

Artikelserie "Schule digital II"

Wie sollte die Digitalisierung in unseren Schulen umgesetzt werden? Wie beeinflusst die Coronavirus-Pandemie das Geschehen? Was wurde im Schuljahr 2020/2021 erreicht - wie ging es 2021/2022 weiter? Das möchte unsere Artikelserie beleuchten.

Das Update der nationalen Weiterbildungsstrategie beschreibe den heutigen Status. Die politischen Rahmenbedingungen für lebenslanges Lernen müssten daher schnellstens festgelegt werden. Vor dem Hintergrund von 96.000 offenen IT-Stellen in Deutschland, mit steigender Tendenz, sollten Qualifizierungsangebote für Quereinsteigende angeboten werden. Derzeit sei das Weiterbildungsangebot noch sehr undurchsichtig, daher wäre es hilfreich, in Zukunft bestehende Angebote breiter zu kommunizieren, Parallelstrukturen abzubauen und darauf zu achten, dass sich angebotene Maßnahmen ergänzten.

Sinnvoll wäre auch, die Diversität in den Zielgruppen durch einen niederschwelligen Zugang zu gewährleisten. Dabei müsse auch auf Familiensituationen und Arbeitszeiten Rücksicht genommen werden. Ein großes Potential für digitale Technologien schlummere noch in der aktiven Einbindung von Frauen und Mädchen, hier müsse aber erst eine starke IT-Begeisterung geschaffen werden. Auch Stereotype müssten zukünftig abgebaut werden und die Einstellung der Nutzer sich ändern. Lebenslange Qualifizierung müsse proaktiv angegangenen werden. "Wir müssen alle neugierig und wissbegierig durchs Leben gehen und ein Leben lang lernen", so Elisabeth Allmendinger.

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