Sofatutor-Gründer: Ukrainisches Online-Bildungsangebot dient als gutes Beispiel

Stephan Bayer von Sofatutor ist sich sicher, dass die Lage in Deutschland in vergleichbarer Situation für Schülerinnen und Schüler schlechter aussähe.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht

(Bild: insta_photos/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das deutsche Bildungssystem könne sich ein Beispiel an der Digitalisierung der ukrainischen Bildungsangebote nehmen, meint Sofatutor-Gründer Stephan Bayer. Innerhalb der Pandemie habe die Ukraine eine Vielzahl "toller digitaler Angebote" entwickelt, die das Lernen in der Distanz ermöglichen. Dieses Angebot stehe nun auch in Kriegszeiten zur Verfügung. Es sei "bitter", festzustellen, dass in Deutschland "viele Familien nach wie vor" in vergleichbarer Situation auf sich allein gestellt wären. Sofatutor ist ein Online-Nachhilfeanbieter.

Wie Bayer gegenüber heise online erklärt, hätten private Bildungsanbieter während der Pandemie zwar ihre Angebote zum Teil frei zugänglich gemacht, aber die Verzahnung von "Politik, Verwaltung und digitalen Angeboten" sei in Deutschland "noch nicht so ausgebaut wie derzeit in der Ukraine".

Die Ukraine habe unter anderem mit der landeseigenen Online-Schule für die Jahrgänge fünf bis elf neben Video-Tutorials und Tests auch Materialien zum selbstständigen Arbeiten in 18 Hauptfächern erstellt. Menschen, die ukrainische Geflüchtete in Deutschland aufgenommen haben, berichten gegenüber heise online häufig davon, dass Familien mit Kindern schnell nach einem Internetzugang fragen, damit die Kinder mit ihrem Unterricht online fortfahren können.

Bayer hält es für wichtig, dass Kinder und Jugendliche aus der Ukraine weiterhin Anschluss an das ukrainische Bildungssystem erhalten und auch in Deutschland ihre Abschlüsse erreichen können. Der Aufenthalt der meisten ukrainischen Familien sei vermutlich nur temporär, auch wenn aktuell noch nicht abzusehen sei, wie lang dieser Zustand andauern werde. Es gelte deshalb, "einen Mittelweg zwischen dem deutschen und ukrainischen Lehrplan zu finden".

Sofatutor-Gründer Stephan Bayer

(Bild: Sofatutor/Gina Walkowiak)

Ähnlich hatten sich zuletzt Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Barcamps "Ukrainische Geflüchtete im Bildungsbereich" geäußert. Wünschenswert sei, dass ukrainische Schulkinder das "sowohl als auch" leben könnten: Einerseits die Integration in bereits bestehende Klassenverbände, andererseits weiterhin muttersprachlicher Unterricht und das Erreichen von ukrainischen Schulabschlüssen.

Sofatutor plane seinerseits keine spezialisierten Angebote für ukrainische Schülerinnen und Schüler, arbeite aber an einer Linksammlung von Lernangeboten, die ihre Inhalte jetzt kostenlos zur Verfügung stellen, damit die Kinder trotz des Krieges weiterlernen können. Zudem erhielten etwa Lehrkräfte einen kostenlosen Zugang für Sofatutor, bei denen diese die Lerninhalte mit den Schulkindern ebenfalls kostenlos teilen können.

Artikelserie "Schule digital II"

Wie sollte die Digitalisierung in unseren Schulen umgesetzt werden? Wie beeinflusst die Coronavirus-Pandemie das Geschehen? Was wurde im Schuljahr 2020/2021 erreicht - wie ging es 2021/2022 weiter? Das möchte unsere Artikelserie beleuchten.

Mittels seiner Angebote könne das Unternehmen derzeit nicht feststellen, ob Kinder aus der Ukraine nun die deutsche Online-Nachhilfe nutzten, da nur Komplett-Zugänge möglich sind, bei denen Abonnenten Zugriff auf alle Klassen und alle Fächer haben. Eine größere Nachfrage etwa für das Fach Deutsch ließe sich dadurch nicht so einfach erkennen. Für den Spracherwerb empfiehlt Bayer aber auch eher die Nutzung von speziellen Sprachlern-Apps.

Klar sei für Bayer, dass jedes Kind ein Recht auf Bildung habe. Man habe sich bei Sofatutor deshalb auf die Fahne geschrieben, alles zu tun, um Kindern auch in schweren Zeiten Bildung zu ermöglichen. Außerdem bemühe man sich um Sach- und Geldspenden und suche den Kontakt zu Schulen, um weitere Bedarfe zu ermitteln. Man bemerke im Kontakt mit deutschen Bildungsexpertinnen und -experten "eine riesen Solidarität".

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(kbe)