heise meets… Mit KI stehen wir an der Schwelle eines neuen Zeitalters

Dr. Stenkamp, TÜV Nord, sagt: "Wir stehen an der Schwelle eines neuen Zeitalters. KI übernimmt Aufgaben schneller und fehlerfreier, als Menschen das könnten."

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Gisela Strnad

Derzeit kennt ein großer Teil der Bevölkerung bereits Spracherkennungssysteme, hier ist der Durchbruch und die Akzeptanz längst gelungen. Zugleich kommt Künstliche Intelligenz allerdings auch in immer mehr sicherheitskritischen Bereichen zum Einsatz oder gefährdet bei ihrer Nutzung bürgerliche Grundrechte. Laut einer repräsentativen Umfrage des TÜV-Verbands fordern daher 80 Prozent der befragten Bürger ein von einer unabhängigen Stelle vergebenes Prüfsiegel.

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Vertrauen in KI-basierte Geräte könne nur aufgebaut werden, wenn es in der Bevölkerung ein Gefühl von Sicherheit gebe, erklärte Dr. Dirk Stenkamp. Dafür seien standardisierte Verfahren notwendig. "Es wird künftig auch ein Qualitätsmerkmal für Künstliche Intelligenz sein, sich Prüfschemata und Zertifizierungen unterzogen zu haben", sagte der Vorstandsvorsitzende der TÜV Nord Group Hier könne Europa eine Vorreiterrolle einnehmen. Zudem könnten mit entsprechenden Zertifizierungen bei Kundinnen und Kunden auch Kaufentscheidungen beeinflusst werden.

Dr. Dirk Stenkamp, Vorstandsvorsitzender TÜV Nord AG, sagt: "Wir stehen an der Schwelle eines neuen Zeitalters. KI übernimmt Aufgaben schneller und fehlerfreier, als Menschen das könnten."

Stenkamp zufolge muss immer wieder darauf geachtet werden, dass KI-basierte Geräte ethischen Grundsätzen entsprechen und diskriminierungsfrei sind. Bereits bei Trainingsdaten für die Algorithmen müsse darauf geachtet werden, ob der Algorithmus auch für die Anwendung geeignet ist. Es gebe sehr "entscheidungsfreudige Algorithmen". Am Ende müssten aber moderate Entscheidungen getroffen werden. "Eine zentrale Frage wird sein: Fühle ich mich als Mensch mit meinen Werten sicher und gut aufgehoben?", erläutert Stenkamp.

Es gebe zwar bereits Prüfverfahren, die auch teilweise schon standardisiert seien. "Es gibt aber noch keine gesetzliche Grundlage, wie und durch wen zu prüfen ist." Auf EU-Ebene sei im Februar 2020 in einem Weißbuch beschrieben worden, dass es eine EU-weite Regulierung geben soll. Aktuell wird nun ein "AI (Artificial Intelligence) Act" im Europäischen Parlament diskutiert, der von der EU-Kommission erarbeitet wurde. Darin würden verschiedene Risikoklassen unterschieden, erläuterte Stenkamp. Er bezeichnete es als sinnvoll, dass es darunter auch Risikoklassen geben werde, in denen Zertifizierungen durch externe Prüfdienstleister verbindlich festgeschrieben würden.

In bestimmten Anwendungsfällen, wie zum Beispiel dem teilautonomen Fahren oder bei KI-basierten Fahrspurassistenten, gebe es bereits heute bestimmte Regularien, in denen Prüfungsschritte vorgeschrieben seien. Hier sei EU-Recht schon in der Anwendung. Dennoch: Erst der europäische AI-Act werde eine verbindliche Rechtsstruktur bringen, die die Länder dann in ihre nationalen Systeme überführen müssten. Das werde auch Produkte betreffen, die aus dem Ausland importiert würden. Schon heute ließen Stenkamp zufolge aber viele Unternehmen ihre Produkte freiwillig zertifizieren, weil dadurch das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher in die Produkte deutlich gesteigert werde.

Künstliche Intelligenz werde auch die Hauptuntersuchung bei Autos künftig nicht überflüssig machen. Schon bei der Einführung des Elektroautos sei die Frage zur Zukunft der HU diskutiert worden, erinnerte sich Stenkamp. "Interessanterweise hat sich die Zahl der Prüfpunkte durch die Elektromobilität aber sogar gesteigert. Statt eines Abgassystems gibt es jetzt zum Beispiel Prüfungen an der Batterie." Stenkamp sprach von einer Transformation in eine andere Art der Prüfung.

(bme)