ver.di geht auf Konfrontationskurs mit der Telekom
Im Konflikt mit der Telekom um die Ausgliederung von 50.000 Beschäftigten kündigt die Dienstleistungsgewerkschaft eine härtere Gangart an. Nach Presseberichten will Telekom-Chef Obermann die Festnetzsparte vollständig zerschlagen.
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat im Streit mit der Telekom um die Ausgliederung von 50.000 Beschäftigten, längere Arbeitszeiten und eine schlechtere Bezahlung die Tonlage verschärft. Der Konzern steuere mit seinen Plänen in vielen Bereichen auf Armutslöhne zu, sagte ver.di-Chef Frank Bsirske am gestrigen Samstag in Lübeck auf der Landesbezirkskonferenz der Gewerkschaft.
In einem Interview mit dem Nachrichtmagazin "Der Spiegel" kündigte ver.di-Bundesvorstand und Telekom-Aufsichtsratsmitglied Lothar Schröder eine härtere Gangart an: "Wir werden alle Mittel der Tarifpolitik bemühen, um in diesem Konflikt weiterzukommen, und kein vernünftiger Tarifpolitiker schließt das Mittel des Streiks aus."
Auf einer Aufsichtsratssitzung am vergangenen Mittwoch hatte das Kontrollgremium gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter den Vorstandsplänen zugestimmt, rund 50.000 Mitarbeitern in eine Tochterfirma mit dem Namen T-Service auszugliedern.
Diese Maßnahme entbehre jeder Grundlage. "Die neue Gesellschaft wird den Service bei der Telekom nicht verbessern", sagte Schröder dem Magazin. Der Service sei deshalb so schlecht, weil in der Vergangenheit schon tausende Menschen aus diesem Bereich abgezogen worden sein.
Schröder rechnet damit, dass die Abschiebung der Beschäftigten in die T-Service nur der erste Schritt eines weit reichenden Konzernumbaus sein wird. "Wir befürchten einen desintegrativen Ansatz, bei dem man erst Geschäftseinheiten verkapselt und dann später verkauft, statt bei neuer Technologie in neue Geschäftsfelder zu investieren", betonte Schröder. Am Ende müsse man sich fragen, was von der Telekom überhaupt noch übrig bleibe.
So berichtete die "Wirtschaftswoche", dass Telekom-Chef René Obermann die Festnetzsparte ganz zerschlagen will. Die Pläne des Unternehmens gingen weit über das hinaus, was bislang bekannt sei. So bereite Obermann die komplette Auflösung von T-Com vor. Durch die Gründung einer eigenständigen Netzgesellschaft mit fast 25.000 Mitarbeitern, die derzeit bei der T-Com, T-Systems und T-Mobile mit der Netzplanung und dem -betrieb beschäftigt sind, ließen sich weitere Kosten einsparen. Die Telekom nehme zu Spekulationen keine Stellung, sagte ein Konzernsprecher.
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(dpa) / (uma)