x86-Prozessormarkt: Wachstum bisher noch kräftig, Ausblick düster

Laut IDC hat Intel vor allem dank Mobilprozessoren stärker vom Wachstum profitiert als AMD; wie es weitergeht, lässt sich aber kaum einschätzen.

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Trotz beginnender Finanzmarktkrise herrschte im dritten Quartal 2008 auf dem Markt der x86/x64-Prozessoren für Desktop-PCs, Notebooks und Server noch Business as Usual, meinen die Marktforscher von IDC: Das sequenzielle Wachstum der Prozessor-Stückzahlen im Vergleich zum zweiten Quartal habe 14 Prozent betragen, im Vergleich zum dritten Quartal 2007 seien 15,8 Prozent mehr verkauft worden. Die Umsätze sollen um 7,6 Prozent (sequenziell) beziehungsweise 4,1 Prozent gestiegen sein, nämlich auf insgesamt 8,3 Milliarden US-Dollar. Diese Wachstumsraten bei den Prozessoren liegen laut IDC nur unwesentllich niedriger als in den Vorjahren; der Ausblick auf das vierte Quartal 2008 und das Jahr 2009 sei wegen der Finanzkrise allerdings düster. In den am vergangenen Freitag von der US-Börsenaufsicht veröffentlichten, vollständigen Quartalsbericht (Formular 10-Q) hat Intel eine ausdrückliche Risikowarnung wegen der Finanzmarktkrise geschrieben; so könnten etwa Intel-Kunden nicht genügend Kredite für Einkäufe erhalten oder wichtige Zulieferer durch Insolvenz ausfallen.

AMD hatte für das dritte Quartal in der Sparte Computing Solutions 1,391 Milliarden US-Dollar Umsatz gemeldet, bei Intel waren es insgesamt 7,456 Milliarden US-Dollar (4,069 Milliarden im Bereich Desktop-Rechner und Server plus 3,387 Milliarden für Mobilprozessoren, hinzu kommen noch 2,543 Milliarden für Chipsätze, Mainboards und Sonstiges). Die Differenz zwischen den von AMD und Intel zusammen gemeldeten 8,847 Milliarden US-Dollar und den von IDC ermittelten 8,3 Milliarden US-Dollar kann an der unterschiedlichen Art der Datenerfassung liegen, außerdem ist unklar, welchem Posten des Quartalsberichts Intel beispielsweise die Lizenzzahlungen von AMD und VIA zurechnet – und wie hoch diese sind.

Laut IDC musste AMD Marktanteile an Intel und an VIA abgeben; Intel hält (nach Stückzahlen) nun insgesamt 80,8 Prozent (plus 1,1 Punkte), AMD 18,5 Prozent (minus 1,2 Punkte) und VIA 0,6 Prozent. Mercury Research hatte kürzlich der US-Presse Marktanteile von 81,2 Prozent (Intel) und 17,7 Prozent (AMD) genannt. Nach Umsatz gerechnet liegt der Intel-Anteil noch höher, weil Intel durchschnittlich höhere CPU-Preise (Average Sales Prices, ASP) erzielt.

Bei den Serverprozessoren, die allerdings nur einen sehr geringen Stückzahlanteil am Gesamtmarkt haben, konnte AMD zulegen, nämlich laut IDC um 0,6 Prozentpunkte auf jetzt 14,4 Prozent; der Rest entfällt auf Intel. Besonders schwach ist AMD ausgerechnet in dem am stärksten wachsenden Marktsegment aufgestellt, nämlich bei den Mobilprozessoren. Hier konnte sogar VIA auf Kosten von AMD wachsen, nämlich um 0,3 auf jetzt 1,2 Prozent. AMD verlor 1,1 Punkte und steht nun bei 11,5 Prozent, Intel liefert mit 87,4 Prozent den Löwenanteil aller Mobilprozessoren.

IDC hebt ausdrücklich den Effekt der Intel-Billigprozessorfamilie Atom hervor. Diese hätten das Stückzahlwachstum deutlich beflügelt – statt um 15,8 Prozent im Jahresvergleich (die Atoms gibt es erst seit der CeBIT 2008 beziehungsweise der Computex) wären die CPU-Stückzahlen ohne Atoms nur um 8,7 Prozent gewachsen.

Intel hat nach eigenen Angaben im dritten Quartal rund 200 Millionen US-Dollar Umsatz (von insgesamt 10,217 Milliarden) mit den Atoms und den zugehörigen Chipsätzen erzielt; wie der Marktführer allerdings ebenfalls betont, mindern die Billigprozessoren den mittleren CPU-Verkaufspreis. Ohne die Atoms wäre der ASP laut Intel stabil geblieben. Dennoch konnte Intel die Profitmarge steigern; das gelingt unter anderem deshalb, weil sich die Atoms dank ihrer vergleichsweise winzigen Chip-Fläche viel billiger fertigen lassen als beispielsweise Celerons. AMD hat bisher keinen Atom-Konkurrenten im Angebot. (ciw)