Arcor will ländliche Regionen mit WiMax erschließen
Der Telekom-Konkurrent sucht eine Alternative zu den Anschlussleitungen des Ex-Monopolisten. Netzinvestitionen könnten in den nächsten 24 Monaten erfolgen.
Der Anbieter von Sprach- und Datendiensten im Festnetz Arcor prüft, mit WiMax Kunden außerhalb von Ballungszentren drahtlos mit Breitbanddiensten zu versorgen. Das berichtet das Handelsblatt in seiner heutigen Ausgabe. In dünn besiedelten Regionen sind kaum DSL-Anschlüsse erhältlich. Hierfür gibt es vor allem technische Gründe, da sich über eine Kupferleitung mit zunehmender Länge immer weniger Daten via DSL übertragen lassen. Die Zeitung zitiert Arcor-Chef Harald Stöber: "Mit Wimax gibt es eine Technologie, die uns in ländlichen Regionen weiterbringt." Im Falle einer Entscheidung wolle sein Unternehmen innerhalb der nächsten 24 Monate mit enstprechenden Netzinvestitionen beginnen. Ein Arcor-Sprecher bestätigte diese Darstellung gegenüber heise online.
Die nichtzelluläre Breitbandtechnik Worldwide Interoperability for Microwave Access (WiMAX) ist für bis zu 48 Kilometer Reichweite und maximal 70 MBit/s ausgelegt. Zu den Mitgliedern des WiMAX-Forums zählen neben zahlreichen Hardwareherstellern auch klassische Telcos wie British Telecom oder France Télécom. In Deutschland gibt es seit der Öffnung der TK-Märkte 1998 immer wieder Auseinandersetzungen um den Preis der so genannten Teilnehmeranschlussleitung (TAL). Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) legt mit den Entgelten für die TAL die Preise fest, zu denen die Konkurrenten der Deutschen Telekom die Anschlussleitungen des Ex-Monopolisten mieten können. So betreiben zahlreiche DSL-Anbieter lediglich ein "Resale" von T-DSL-Anschlüssen, die sie unter neuem Label und mit eigener Rechnungsstellung weiterverkaufen.
Dieser Resale schränkt nicht nur die Produktpalette der Telekom-Wettbewerber ein, vielmehr bringt jeder "untervermietete" DSL- oder Telefonanschluss auch dem Ex-Monopolisten Deutsche Telekom Umsatz. Frühere Versuche der Telekom-Konkurrenz, ihre Kunden mit alternativen, drahtlosen Techniken anzuschließen, waren entweder technisch oder wirtschaftlich nicht erfolgreich: Die Bandbreite der gescheiterten Versuche reicht von Reihenhaussiedlungen, die testweise via DECT an das Telefonnetz angeschlossen worden waren, bis zur PMP-Richtfunkversorgung (Punkt-zu-Multi-Punkt). Im Jahr 2000 wurde diese Technologie von verschiedenen Carriern als Wireless Local Loop (WLL) vermarktet -- etwa, um von einem Frankfurter Wolkenkratzer Gewerbegebiete im umliegenden Taunus drahtlos zu versorgen. Zu den ambitioniert auftretenden Anbietern zählte seinerzeit auch die Arcor-Tochter ArcTel, die sich jedoch -- wie die PMP-Mitbewerber -- während der Krise im TK-Markt ab 2001 aus dem Markt verabschiedet hatte. (ssu)