Abgas-Tierversuche: VW beurlaubt ersten Spitzen-Manager

VW versucht den Imageschaden durch die Abgas-Tierversuche zu minimieren und beurlaubt den Generalbevollmächtigten Thomas Steg.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 172 Kommentare lesen
Abgas-Tierversuche: VW beurlaubt ersten Manager

(Bild: pixabay.com)

Lesezeit: 2 Min.

Volkswagen hat aufgrund der an die Öffentlichkeit geratenen Abgas-Tierversuche einen ersten Spitzenmanager beurlaubt. Dabei handelt es sich um Chef-Lobbyist Thomas Steg, der den Posten "Leiter der Außenbeziehungen und Nachhaltigkeit" bekleidet. Volkswagen zufolge ist Steg VW-Generalbevollmächtigter, er werde bis zur vollständigen Aufklärung der Vorgänge von seinen Aufgaben entbunden.

Kommissarisch vertreten wird Steg von Jens Hanefeld, der sich bei VW für den Bereich Internationale und Europäische Politik verantwortlich zeichnet. VW-Chef Matthias Müller erklärte in einer Pressemitteilung: „Wir sind dabei, die Arbeit der 2017 aufgelösten EUGT genau zu untersuchen und alle nötigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Herr Steg hat erklärt, die volle Verantwortung zu übernehmen." Die EUGT war eine mittlerweile stillgelegte, von der Automobilindustrie finanzierte Lobbyorganisation.

Ende Januar berichtete die New York Times über eine von den deutschen Automobilunternehmen Volkswagen, BMW und Daimler finanzierte Studie, bei der zehn Makakenaffen in luftdichten Kammern den Abgasen eines dieselbetriebenen VW Beetle über mehrere Stunden ausgesetzt wurden. Damit wollte man zeigen, dass aktuelle Diesel-Autos sauberer arbeiteten als ältere Modelle.

Chronologie des Abgas-Skandals (78 Bilder)

Mitte September 2015:  Die US-Umweltschutzbehörde EPA beschuldigt den Volkswagen-Konzern, Diesel-PKWs der Baujahre 2009 bis 2015 mit einer Software ausgestattet zu haben, die die PrĂĽfungen auf US-amerikanische Umweltbestimmungen austrickst. Zu ähnlichen Untersuchungsergebnissen ist auch das California Air Resources Board (CARB) gekommen. Beide Behörden schicken Beschwerden an VW. (Im Bild: Zentrale der EPA in Washington D.C.)
(Bild: EPA
)

Das bei den im Jahr 2014 durchgeführten Experimenten verwendete Fahrzeug war über eine spezielle Abschalteinrichtung (defeat device) manipuliert, die den Schadstoff-Ausstoß speziell im Labor-Prüfstand begrenzte. Die Ergebnisse seien so bewusst manipuliert worden, schreibt die New York Times. Dass VW Millionen von Motoren mit derartigen Software-Abschalteinrichtungen ausgestattet hat, wurde nach Ermittlungen der US-Umweltbehörde erst im Jahr 2015 bekannt (Dieselgate).

Volkswagen, BMW und Daimler verteidigten laut New York Times zunächst die Forschergruppe, distanzierten sich allerdings kurze Zeit später. Volkswagen erklärte, dass Tierversuche den ethischen Standards widersprächen und entschuldigte sich "für das Fehlverhalten und den Mangel an Urteilsvermögen einzelner Personen". Daimler kündigte eine Untersuchung an und BMW erklärte, dass man keinen Einfluß auf die Planung und Methodik gehabt habe. (mfi)