Archäologische Funde: Hotel kombiniert Übernachtung und Museum

In der türkischen Stadt Antakya hat ein Hotel eröffnet, das es so auf der Welt kein zweites Mal gibt.

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Übernachten im Museum

Aus dem Hotel haben die Gäste freie Sicht auf die Ruinen früher Zivilisationen.

(Bild: Cemal Emden)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Die Familie Asfuroğlu staunte nicht schlecht, als zu Beginn des Baus ihres Hotels in der türkischen Stadt Antakya 30.000 wertvolle archäologische Artefakte und mit ihnen der größte zusammenhängende Mosaikteppich zum Vorschein kam, der aus dem 4. Jahrhundert stammt. Die Architekten mussten angesichts dieses außergewöhnlichen Fundes ihre Pläne für ein dreistöckiges 400-Zimmer-Hotel komplett umgestalten. Nun öffnete Anfang Januar mit dem Museum Hotel Anatakya ein Haus, das die Annehmlichkeiten eines Hotels mit den historischen Funden kombiniert. Darüber berichtet Technology Review in seiner neuen Februar-Ausgabe (ab sofort im Handel).

TR 2/2020

Der wertvollste Teppich des Hotels liegt nach dem neuen Entwurf nun nicht dort, wo man ihn vielleicht erwarten würde: in der Luxussuite "Nas Konut" der Fünf-Sterne-Unterkunft. Seine gewellten Falten erstrecken sich über eine Fläche von 1.050 Quadratmetern stattdessen im Erdgeschoss und zeugen dort von der Bedeutsamkeit, die Antakya genoss, als es noch Antiocchia hieß und Schnittpunkt mehrerer Handelsrouten war. Die weiteren historischen Funde stammen von insgesamt 13 Zivilisationen – etwa der griechischen, römischen, byzantinischen, christlichen, arabischen und ägyptischen. Darunter war beispielsweise die erste vollständig erhaltene Marmorstatue des Gottes Eros.

Der Bau des Hotels war damit nicht ganz einfach, denn: Wie baut man ein dreistöckiges 400-Zimmer-Hotel auf einem Gelände, auf dem man mit jedem Schritt wertvolle Artefakte zerstören könnte und sich kaum bewegen darf? Zunächst benötigten Archäologen, Restauratoren, wissenschaftliche Berater und Arbeiter ein ganzes Jahr für die Restauration aller Funde. Dann erst begann der eigentliche Hotelbau. Um dem Museumsgedanken gerecht zu werden, musste das Architekturbüro Emre Arolat von der Hälfte der ursprünglich geplanten 400 Zimmer absehen.

The Museum Hotel Antakya (7 Bilder)

Während des Baus: Das Architekturbüro Emre Arolat musste seine Pläne für das Hotel in Antykya angesichts der archäologischen Funde neu denken.
(Bild: Cemal Emden)

Das Erdgeschoss beherbergt jetzt das Museum mit Brücken und Rampen zwischen den Sehenswürdigkeiten. Diese sind durch Glasböden auch aus der Lobby im ersten Stock und teilweise auch von höheren Etagen zu sehen. Das Gebäude darüber besteht im Wesentlichen aus einem Stahlgerüst. Dazu wurden zunächst 66 Säulen in Lücken zwischen den archäologischen Funden platziert. Verankert sind sie in 25 bis 30 Meter tiefen Schächten – von Hand gegraben aus Rücksicht auf die archäologischen Funde. Stahlträger verbinden die unterschiedlich weit entfernten Säulen.

Über der Lobby liegen drei Stockwerke mit 185 Zimmern und 15 Suiten. Ebenfalls eine Stahlkonstruktion: Mehrere Zimmer sind in quaderförmigen Stahlmodulen zusammengefasst. In ein Gerüst eingefügt, sind sie durch offene Flure sowie Brücken verbunden. Statt Klimaanlagen kühlt ein passives Ventilationssystem die Zimmer.

"Das Design der gestapelten Kistenelemente ist eine Hommage an das erstaunliche Mosaik, die Bäder und Piazzas, die bei den ersten Bohrungen entdeckt wurden", sagt Sabiha Asfuroğlu Abbasoğlu, Geschäftsführerin der Tourismus und ­Hotel Division der Asfurolu Group. Im obersten Stockwerk befinden sich neben Ball- und Kongresssälen unter anderem auch mit Bäumen bepflanzte offene Terrassen.

Diese und weitere spannende Artikel lesen Sie in der neuen Februar-Ausgabe von Technology Review (jetzt im gut sortierten Zeitschriftenhandel).

(jle)