Betrug rund um Coronavirus blüht

Betrug floriert in der Corona-Pandemie. US-Zahlen zeigen stark steigende Schäden. Betroffen sind sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen.

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Dreirädriges Fahrzeug mit Blautlicht und Aufschrift "NYPD - Police"

Einsatzfahrzeuge der Polizei der Stadt New York (Symbolbild)

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Kriminelle nutzen die Coronavirus-Pandemie für neue Betrugsmaschen. Die Fallzahlen sind so hoch, dass die US-Handelsbehörde FTC ihre Statistik sogar werktäglich aktualisiert. Von Jahresbeginn bis Ostersonntag haben sich 16.788 Betroffene bei der FTC gemeldet und Schäden von 12,78 Millionen US-Dollar (11,7 Millionen Euro) gemeldet. Die Dunkelziffern sind vielfach höher.

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Dabei steigen die gemeldeten Betrugsfälle rasch an. Bis Ende März waren erst 7.800 Anzeigen mit einer Gesamtschadenssumme von 4,77 Millionen Dollar erstattet worden. Also sind mehr als die Hälfte aller Anzeigen und fast zwei Drittel der Schadenssumme in den ersten zwölf Apriltagen gemeldet worden. Die Kriminellen arbeiten meist online sowie per SMS und Telefonanruf.

Das US-Justizministerium hat eine Liste der besonders verbreiteten Betrugsmodelle veröffentlicht:

  • Automatisierte Telefonanrufe mit Feilbieten von Masken, die nie geliefert werden
  • Betrügerische Spendenaufrufe, beispielsweise in sozialen Netzwerken
  • Falsche Versprechen staatlicher Hilfszahlungen, wenn das Opfer Daten übermittelt
  • Verkauf falscher Testkits, COVID-19-Heilungen, Immunitätspillen oder Schutzausrüstung
  • Betrügerische Angebote kostenfreier COVID-19-Tests, wenn das Opfer Krankenversicherungsdaten preisgibt. Diese Daten werden dann für betrügerische Anträge gegenüber der Versicherung genutzt.
  • Datensammlung durch echte Gesundheitsdienstleister, die dann mit der Versicherung weitere, gar nicht erbrachte Leistungen abrechnen

Mit geringerer Häufigkeit aber überdurchschnittlich hohen Schadenssummen kommt es zu Attacken auf Unternehmen. Beispielsweise geben sich Betrüger als Vorgesetzte aus und ordnen die Bezahlung angeblicher Rechnungen an. Im Homeoffice ist es oft schwieriger, Verdacht zu schöpfen oder die Authentizität solcher Anordnungen zu verifizieren.

Die FTC-Statistik über Meldungen von Corona-Kriminalität bis 12. April weist rund 9.400 Betrugsanzeigen im engeren Sinne aus. In fast der Hälfte dieser Fälle ist den Opfern ein finanzieller Schaden erwachsen. Auf diese Vorfälle bezieht sich die Schadenssumme von umgerechnet rund 11,7 Millionen Euro. Der Medianwert pro Schadensfall liegt bei 570 Dollar (522 Euro).

Dazu kommen über 1.000 Fälle von bereits bemerktem und gemeldetem Identitätsdiebstahl sowie rund 1.200 Meldungen über Telefonanrufe bei denen Einträge in die Sperrliste (Do-Not-Call) ignoriert wurden. Die Anrufer werben nicht nur um Bestellungen oder vorgebliche Garantieverträge für bereits getätigte Käufe. Verbreitet sind auch Belästigungen durch angebliche Behörden, Gesundheitsdienstleister oder Familienmitglieder. Andere Täter behaupten beispielsweise, im Auftrag von Geldinstituten beim Schuldenmanagement "helfen" zu wollen.

Schließlich hat die FTC noch mehr als 5.300 "sonstige" Anzeigen zu bearbeiten. Dazu gehören tausende Beschweren mit Bezug zu Stornierungen und fehlenden Rückerstattungen im Reisebereich, gefolgt von diversen Problemen beim Einkauf im Internet.

Am Montag haben FTC und Justizministerium den Arbeitgebern die Rute ins Fenster gestellt. Die Gesetzeshüter warnen vor Kartellbildung auf dem Arbeitsmarkt. Koordinierte Reduktion von Arbeitsstunden oder Gehältern sowie Übereinkommen gegen das Abwerben von Mitarbeitern sollen insbesondere dort streng geahndet werden, wo Arbeitskräfte betroffen sind, die für den Einsatz gegen die Coronavirus-Pandemie essenziell sind. (ds)