Facebook-Geschäftsführerin soll Datenskandal im Bundestag "wirklich restlos aufklären"
Abgeordnete sind schwer enttäuscht von einer Anhörung von Facebook-Abgesandten zur Datenaffäre im Bundestag, da das Unternehmen nur Vertreter des Berliner Büros geschickt hatte. Sie wollen nun Sheryl Sandberg laden.
"Harte Antworten" auf ebensolche Fragen hatten Mitglieder des Bundestagsausschuss Digitale Agenda am Freitag von einer frühmorgendlichen nicht-öffentlichen Runde mit Abgesandten von Facebook zum Datenskandal mit Cambridge Analytica erwartet. Aufschluss erhofften sie sich vor allem, inwiefern auch Profilinformationen deutscher Nutzer an die Big-Data-Firma weitergeleitet und für Manipulationen missbraucht worden sein könnten. Dies sei ihr bislang nicht bekannt, ließ sich eine Vertreterin des Berliner Büros des US-Konzerns nach mehrmaligem Nachhaken der Parlamentarier entlocken. Dem widersprach der Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar: Bei 50 Millionen betroffenen Personen sei das sehr wahrscheinlich: "Was passiert ist, war absehbar."
Im Notizdienst des Bundestags heißt es, dass im Anschluss an das Gespräch eine "fraktionsübergreifende Unzufriedenheit über die Auskünfte des Digitalkonzerns" feststellbar gewesen sei. Die überwiegendes Mehrheit der Fragen sei in der einstündigen Sitzung offen geblieben. "Wie sich Facebook hier verhält, finde ich unterirdisch", monierte der Digitalexperte der CDU/CSU-Fraktion, Thomas Jarzombek. "Sie haben uns eine halbe Stunde genommen, indem sie uns Pressetexte vorlesen."
Dringender Klärungsbedarf
Er kündigte an, dass die Volksvertreter daher nach Ostern Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg in den Ausschuss einladen würden. Es müsse dringend geklärt werden, ob neben dem von Cambridge Analytica genutzten Persönlichkeitsquiz vergleichbare Apps auf Deutsch eingesetzt und mit daraus gewonnen Erkenntnissen etwa Wähler beeinflusst worden seien.
"Fassungslos" machte die zutage getretene "Schlampigkeit von Facebook beim Datenschutz" die grüne Netzexpertin Tabea Rößner. Die Kalifornier hätten die Gefahr des massenhaften Datenmissbrauchs ignoriert und mutwillig hingenommen. Die Probleme seien seit Jahren bekannt, alle Kritik und Mahnungen bei dem sozialen Netzwerk auf taube Ohren gestoßen. Laut Rößner war den Aussagen zu entnehmen, dass es noch zahlreiche weitere Fälle wie den von Cambridge Analytica geben könnte und viele Apps übermäßig datengierig sein dürften. Semjon Rens von Facebook Deutschland versprach nach der Sitzung im ZDF, dass es für den Konzern jetzt höchste Priorität habe, den Fall "wirklich restlos aufzuklären". Es müsse sichergestellt werden, dass sich so etwas nicht wiederhole. (anw)