Flugtaxis & Co.: Scheuer will "Mobilitätszentrum der Zukunft" in München

Verkehrsminister Scheuer plant für 500 Millionen Euro ein Großprojekt mit Forschern und Praktikern, um "Mobilität und Digitalisierung" zusammenzubringen.

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Flugtaxis & Co.: Scheuer will "Mobilitätszentrum der Zukunft" in München

(Bild: fuyu liu/Shutterstock.com)

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Nicht nur die Internationale Automobilausstellung (IAA) soll München künftig zur heimlichen Hauptstadt für neue Verkehrsentwicklungen machen. Der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur kündigte jetzt an, in der Metropolregion an der Isar auch für 500 Millionen Euro ein "Mobilitätszentrum der Zukunft" ansiedeln zu wollen. Dort sollen Experten laut dem CSU-Politiker auf Basis neuer technologischer Möglichkeiten Antworten darauf finden, "wie sich Menschen in Zukunft fortbewegen wollen und wie Waren transportiert werden".

Unter dem Dach des Großprojekts will Scheuer ein Forschungszentrum mit Werkstätten, ein Lehrinstitut sowie einen Praxiscampus zusammenfassen, erklärte er dem Münchner "Merkur" vom Samstag. "Wir wollen die Mobilität und die Digitalisierung zusammenbringen", betont der Minister. Insgesamt 200 Fachleute könnten "im Kernbereich" an dem Mobilitätszentrum einmal arbeiten. Dort solle es vor allem um die Entwicklungen von alternativen Kraftstoffen gehen, um die Stadtentwicklung von morgen und um neue Mobilitätskonzepte.

Die Tüftler sollten etwa die Frage behandeln, "welche Hauptbahnhöfe ertüchtigt werden müssen, damit auch Drohnen und Flugtaxis landen können", brachte der 45-Jährige ein Beispiel und wandelte so auf den Spuren von Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU). Der Einsatz von "Wasserstoffzügen" könnte ein weiterer Bereich sein. "Wir haben viele kreative Köpfe, unglaublich gute Initiativen, Wissenschaftler, Startups, die Industrie und den Mittelstand", erläuterte Scheuer, "Jetzt brauchen wir einen großen Wurf, der das alles verbindet mit globaler Strahlkraft und einzigartig in Europa."

Auch im Hinblick auf die Klimaziele, die Deutschland just vor allem aufgrund der hohen CO2-Emissionen im Verkehrssektor wohl nicht erreicht, soll das Zentrum dem Minister zufolge "in den nächsten Jahren zu einem Leuchtturm aufgebaut werden". Er könne sich vorstellen, dass das von ihm geleitete Ressort etwa Lehrstühle speziell im Bereich der Künstlichen Intelligenz im Mobilitätssektor unterstütze. Das Ziel sei "eine klimaschonende Mobilität ohne Einschränkungen".

Scheuer steht nicht nur wegen seiner mauen Bilanz beim Klimaschutz in der Kritik, sondern auch wegen seiner Handhabe des Dieselskandals und der Mautkrise. Als "Befreiungsschlag" oder Ablenkungsmanöver will er seine neue Initiative aber nicht sehen: "Ich bin rastlos und ruhelos, wenn es um die Mobilität der Zukunft geht."

Die Mittel für das Vorhaben sollen dem Ressortchef zufolge aus dem Bundeshaushalt kommen. Aus den Klimaprogrammen gebe es "gute Fördermöglichkeiten für alternative Antriebe und alternative Kraftstoffe". Er habe das Thema daher schon mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) besprochen "und auch seine Unterstützung bekommen". Mit Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) habe er darüber noch nicht gesprochen, gehe aber davon aus, "dass man sich in der Landeshauptstadt sehr freuen wird".

Die Region München bietet sich für den aus Passau stammenden Christsozialen an, da diese mit der IAA ein weiteres "internationales Schaufenster" bekomme und bereits viele einschlägige Einrichtungen in den Bereichen Industrie, Hightech und Wissenschaft besitze. Ferner kennzeichneten das Gebiet "Herausforderungen des Verkehrs" und "bei der Schadstoffbelastung". Er sei sich sicher, "dass wir in Bayern auch eine starke Dynamik bei der Realisierung des Zentrums erleben". (tiw)