Geburtstagsständchen für MP3-Erfinder
Das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS), an dem unter anderem das Audiokompressionsformat MP3 entwickelt worden ist, feiert heute seinen 20. Geburtstag.
Das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen (IIS), an dem unter anderem das Audiokompressionsformat MP3 entwickelt worden ist, feiert heute gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie (IISB) seinen 20. Geburtstag. Nach der offiziellen Festveranstaltung mit Grußworten unter anderem vom bayerischen Staatsminister Dr. Günther Beckstein und Ministerialrat Manfred Dietrich vom Bundesministerium für Bildung und Forschung will man sich am morgigen Freitag in einem Symposium zu "Anwendungen der Mikroelektronik in der Informations- und Kommunikationselektronik" wieder mehr der Technik zuwenden.
Mit 450 Beschäftigten und einem Budget von 52 Millionen Euro ist das IIS nach eigenen Angaben das größte Institut in der Fraunhofer-Gesellschaft. Der Standort Nürnberg wird bis Ende des Jahres um 20 auf insgesamt 80 Mitarbeiter ausgebaut und entwickelt sich in den nächsten Jahren zu einem eigenständigen Fraunhofer-Institut.
Getreu dem 1973 entwickelten Fraunhofer-Prinzip wird das Budget -- bis auf eine Grundfinanzierung in Höhe von 20 Prozent -- aus der Auftragsforschung finanziert. Dass die Erfolgsgeschichte der "Ideenschmiede" jedoch immer auch stark von Zufällen geprägt war, lässt sich gerade am Beispiel MP3 gut zeigen: Eigentlich sollte das Format nur dazu dienen, die Übertragung digitaler Audiodaten guter Qualität mit möglichst geringer Bandbreite -- zum Beispiel für DAB oder Satellitenübertragungen -- zu ermöglichen.
Die Veröffentlichung eines Players samt Beispieldateien auf der Internetseite des IIS sollte lediglich "möglichst viele Nutzer von der Qualität des Kompressionsverfahrens überzeugen", schreibt Institutsleiter Heinz Gerhäuser in seinem Aufsatz "Beethoven aus dem Siliziumchip". "Die für die Datenkompression erforderlichen Encoderprogramme wurden nur verschlüsselt gegen Lizenzgebühren abgegeben. Der Schutz dieser Software war jedoch für erfahrene Computer-Hacker nicht ausreichend mächtig", lautet das lapidare Fazit Gehäusers.
"Es dauerte nicht lange, bis die ersten illegalen Kopien des Encoders im Netz auftauchten ... Die Lawine war nicht aufzuhalten". Immerhin erhielten die Fraunhofer-Forscher für das Kompressionsformat den Zukunftspreis 2000. Auch wenn in Erlangen und den anderen Standorten an einer Weiterentwicklung der Audiokompression, MP3 Surround oder an einem System zur Funkortung im Nahbereich gearbeitet wird -- ein vergleichbarer Coup wie mit MP3 ist dem IIS bislang noch nicht wieder gelungen.
Das 20-jährige Bestehen feiern die Forscher des IIS gemeinsam mit dem Schwesterinstitut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie Erlangen. Im IISB beschäftigen sich rund 100 Mitarbeiter mit der Mikro- und Nanoelektronik etwa für Handy, Computer oder Auto -- angefangen von der Materialentwicklung bis hin zur Computersimulation und Fertigungstechnik. (wst)