Indien: Mobiles Internet in Kaschmir wieder zugänglich – aber nur mit 2G
Die Regierung des indischen Teils von Kaschmir hat das mobile Internet teilweise wieder freigegeben. Aber nur für 2G und für wenige Hundert Websites.
Die Regierung im indischen Teil Kaschmirs hat am Wochenende nach monatelanger Sperre den mobilen Internetzugang in rudimentärer Form wieder freigegeben – und am Sonntag gleich wieder gekappt. Das berichtet die Nachrichtenseite The Wire und erklärte, diese erneute "temporäre Blockade" sei mit dem Republic Day begründet worden, an dem Indien der Unabhängigkeit gedenkt. Zuvor sei in der Region der 2G-Mobilfunk mit dem Zugriff auf insgesamt 301 Webseiten freigegeben worden – nach anfangs nur 153 Internetseiten auf der Whitelist. Soziale Netzwerke bleiben für die Bevölkerung dort gesperrt, aber beispielsweise auch Youtube.
Viel zu langsam zum Surfen
Die Internet-Sperre und Telekommunikationsblockade im indischen Teil Kaschmirs war Anfang August 2019 von der indischen Regierung verhängt worden. Damit sowie mit Verhaftungen und einer massiven Aufstockung der Militärpräsenz wollte sie wohl Unruhen vorbeugen. Die waren nach einer umstrittenen Entscheidung zum Ende des verfassungsmäßig garantierten Sonderstatus' der Region befürchtet worden. Offiziell begründen die Behörden die Sperrung mit der Gefahr, dass übers Netz aufgehetzt werde. In der Zwischenzeit war in einigen besonderen Gebäuden wie Krankenhäusern wieder Internet verfügbar gemacht worden und auch einige Mobilverbindungen funktionierten. Die breite Bevölkerung kam aber nicht mehr online und das seit inzwischen 176 Tagen.
Anfang Januar hatte dann der Oberste Gerichtshof des Landes geurteilt, dass die Blockade in ihrer damaligen Form rechtswidrig war. Wohl auch deswegen sah sich die lokale Administration nun veranlasst, die Sperrung etwas zu lockern. Angesichts der geringen Geschwindigkeit in den nun verfügbaren Netzen dürfte sich an der Situation der Menschen jedoch nicht viel ändern. "Es dauert Ewigkeiten, eine Website zu öffnen", zitiert The Wire einen Betroffenen: "Was sollen wir mit so geringen Geschwindigkeiten in Zeiten von 4G und 5G?" Da dürfte es wenig helfen, dass zu den wieder zugänglichen Websites auch die von Netflix und einiger lokaler sowie internationaler Zeitungen gehören, darunter etwa die der New York Times oder des Guardian. (mho)