New York droht Amazon wegen Kündigung kritischer Mitarbeiter

Sind Amazons Mitarbeiter in New York hinreichend vor Corona geschützt? Hat Amazon einen Mitarbeiter entlassen, weil er protestiert hat?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 20 Kommentare lesen
Szene aus Amazon-Lager

(Bild: Amazon)

Lesezeit: 3 Min.

Christian Smalls wurde Ende März entlassen. Er hatte für Amazon in einem New York Lager gearbeitet. Smalls hatte gemeinsam mit Kollegen seine Arbeit niedergelegt, um der Forderung nach vorübergehender Schließung des Lagers zwecks tiefgehender Corona-Reinigung bei Lohnfortzahlung Nachdruck zu verleihen. Laut Amazon war das aber nicht der Grund für seine Entlassung. Dennoch droht die New Yorker Staatsanwältin Letitia James dem Konzern.

Mehr zum Coronavirus:

Das berichtet National Public Radio (NPR) unter Berufung auf einen der Rundfunkanstalt vorliegenden Brief. In dem Schreiben vom 22. April bringt James demnach "schwerwiegende Besorgnis" vor, "dass Amazon Smalls entlassen haben könnte, um seine Beschwerden zum Verstummen zu bringen, und eine drohende Botschaft an andere Beschäftige zu senden, dass sie bezüglich jeglicher Gesundheits- und Sicherheitsbedenken schweigen sollen." Eine dadurch motivierte Beendigung des Arbeitsverhältnisses könnte gegen ein Gesetz zum Schutz von Whistleblowern verstoßen

Die Behörde untersuche neben dem Fall Smalls' noch "andere Fälle möglicherweise illegaler Vergeltung." Die Staatsanwältin fordert die Wiedereinstellung des Mannes. Zudem hat sie Amazon aufgetragen, alle Aufzeichnungen interner Kommunikation seit 1. Februar über Beschwerden, gewerkschaftliche Aktivitäten, Proteste und Demonstrationen von Mitarbeitern zu übergeben.

Laetitia James wurde 2018 zur Staatsanwältin des Staates New York gewählt.

(Bild: NY)

Außerdem verlangt die Staatsanwältin bessere Schutzmaßnahmen für Amazon-Mitarbeiter gegen Corona-Ansteckung. Teilergebnisse einer laufenden Untersuchung hätte zu ihrer Sorge geführt, "dass Amazons als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie getroffenen Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen so inadäquat sind, dass sie mehrere (rechtliche Bestimmungen) verletzen könnten".

Amazon lässt beide Vorwürfe nicht auf sich sitzen. Das Unternehmen respektiere das Recht der Belegschaft zu Protestkundgebungen, betone eine Sprecherin gegenüber NPR. Smalls sei wegen Missachtung von Sicherheitsvorschriften gefeuert worden. Er soll nach Kontakt mit einer infizierten Kollegin die vorgeschriebene zweiwöchige Quarantäne nicht eingehalten haben. Smalls stellt das offenbar nicht in Abrede, sieht sich aber ungleich behandelt; andere Kollegen hätten viel längere Kontakte mit der infizierten Frau gehabt.

Ebenso weist Amazon den Vorwurf unzureichender Schutzmaßnahmen im Lager zurück: "In Wahrheit sind Masken, Fiebermessungen, Handdesinfektionsmittel, Abstandhaltung, zusätzliche Freizeit, Gehaltserhöhungen und mehr Standard (bei Amazon), weil wir Gesundheit und Sicherheit unserer Mitarbeiter sehr ernst nehmen", teilte die Sprecherin mit, "Wir fordern jeden auf, die Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen Amazons, und das Tempo ihrer Umsetzung während dieser Krise, mit anderen Einzelhändlern zu vergleichen."

Zusätzliches Öl in Feuer gießen durchgesickerte Unterlagen einer Sitzung, an der sogar Amazon-Chef Jeff Bezos selbst teilgenommen hat. Dabei schlug Amazons Justiziar David Zapolsky vor, den entlassenen Smalls zur Zielscheibe zu machen: "Er ist nicht smart, nicht redegewandt", weshalb er als Teil der PR-Strategie Amazons "zum Gesicht der gesamten Gewerkschaftsbewegung" gemacht werden solle. Das hat VICE am 2. April berichtet

Mehr Infos

Amazon

"Wir sollten den ersten Teil unserer Antwort (auf negative Medienberichte und Forderungen nach behördlichen Untersuchungen) dazu verwenden, darzulegen, warum das Verhalten (Smalls) unmoralisch, inakzeptabel, und wohl illegal war, im Detail, und erst dann unsere üblichen Punkte zur Mitarbeitersicherheit bringen", zitiert VICE den Chefjuristen, "Machen wir ihn zum interessantesten Teil der Geschichte, und, wenn möglich, machen wir ihm zum Gesicht der gesamten Gewerkschaftsbewegung."

So sieht dieses Gesicht aus:

(ds)