Reporter ohne Grenzen: 49 Journalisten weltweit getötet

Journalisten leben weiterhin gefährlich. Laut dem Jahresbericht von Reporter ohne Grenzen wurden weltweit 49 getötet, 389 sitzen im Gefängnis.

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Reporter ohne Grenzen: 49 Journalisten weltweit getötet

(Bild: wk1003mike/Shutterstock.com)

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Von
  • Simon Koenigsdorff

Fast die Hälfte der weltweit 389 Journalisten hinter Gittern ist nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) allein in China, Ägypten und Saudi-Arabien inhaftiert. Dort hätten die Regierungen den Druck auf Medienleute weiter verschärft, erklärte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske anlässlich der Jahresbilanz zur Pressefreiheit in Berlin.

Laut ROG sind in China allein 120 Medienschaffende im Gefängnis. Mehr als 40 Prozent davon seien Bürgerjournalisten, die trotz der verschärften Zensur versucht hätten, über die sozialen Netzwerke unabhängige Informationen zu verbreiten. Die meisten der 2019 hinzugekommen Gefangenen gehörten der muslimischen Minderheit der Uiguren an.

Mindestens 49 Journalisten und andere Medienschaffende wurden laut ROG seit Jahresbeginn weltweit wegen ihrer Arbeit getötet – weit mehr als die Hälfte von ihnen in fünf Ländern: Syrien, Mexiko, Afghanistan, Pakistan und Somalia. Zwar seien deutlich weniger Medienschaffende in bewaffneten Konflikten ums Leben gekommen als in früheren Jahren. "Ein Land im Friedenszustand wie Mexiko ist für Journalistinnen und Journalisten ebenso gefährlich wie das Bürgerkriegsland Syrien", sagte Rediske weiter. Im Vorjahreszeitraum 2018 waren es insgesamt 86 Getötete gewesen. Die Organisation betrachtet jeweils die Zeitspanne von Jahresbeginn bis 1. Dezember, der auch Stichtag für die Zahl der gefangenen Journalisten ist.

Die Länder mit den meisten getöteten Journalisten waren Syrien und Mexiko mit jeweils zehn getöteten Medienschaffenden, wobei die Zahl in Syrien damit auf den niedrigsten Stand seit Beginn des Bürgerkriegs 2011 gesunken ist. In der Auflistung folgen Afghanistan (5), Pakistan (4) und Somalia (3). In ganz Lateinamerika wurden 14 Journalisten getötet, dazu kommen jedoch mindestens acht weitere Fälle, die noch nicht vollständig aufgeklärt sind.

Nach Angaben des ROG-Berichts sind 31 der 49 getöteten Medienschaffenden "wegen ihrer Arbeit vorsätzlich getötet" worden, die übrigen 18 kamen im Einsatz in Kriegsgebieten oder durch Unglücksfälle ums Leben.

Derzeit seien 389 Medienschaffende aufgrund ihrer Tätigkeit im Gefängnis, 12 Prozent mehr als im Vorjahr, teilte die Organisation in Berlin weiter mit. Von den inhaftierten Journalisten sitze fast die Hälfte in drei Ländern hinter Gitter: In China (120), Ägypten (34) und Saudi-Arabien (32), wie aus der Jahresbilanz hervorgeht. Rund 8 Prozent der Inhaftierten seien Frauen, insgesamt 137 seien Bürgerjournalisten. In Syrien zählte ROG 26 Medienschaffende in Haft, merkte aber an, dass es wahrscheinlich deutlich mehr Fälle gebe, über die man jedoch nicht genug gesicherte Informationen habe. Nach eigenen Angaben zählt ROG nur Fälle von inhaftierten oder getöteten Medienschaffenden, in denen ein klarer Zusammenhang mit ihrer journalistischen Arbeit vorliegt.

In Ägypten und Saudi-Arabien seien die meisten Inhaftierten ohne Urteil oder Anklage im Gefängnis. In der Türkei seien zwar im Laufe des Jahres Dutzende Journalisten nach Haftstrafen freigelassen worden. Doch mehrere von ihnen wurden nach kurzer Zeit wieder inhaftiert. Das Risiko einer strafrechtlichen Verfolgung sei sogar gestiegen, heißt es im ROG-Bericht, da zu häufigen Vorwürfen wie "Terrorpropaganda" inzwischen auch "Beleidigung des Präsidenten" hinzugekommen sei.

Weltweit waren bis zum 1. Dezember 57 Medienschaffende entführt, vor allem in Syrien (30), Jemen (15), Irak (11) und Ukraine (1). Die Huthi-Rebellen im Jemen und die Separatisten im Osten der Ukraine behandelten Geiseln als "Häftlinge", denen sie schwere Verbrechen anlasteten und die sie zu hohen Strafen verurteilten. Zehn Journalisten, die sei 2015 von den Huthi-Rebellen gefangen gehalten werden, drohe die Hinrichtung. Laut ROG werden die meisten Geiseln (24) von der Terrogrupe "Islamischer Staat" gefangen gehalten, meist als "Verhandlungsmasse" oder zu Propagandazwecken. (Mit Material der dpa) / (siko)