Transparente Algorithmen: Barley will Regelung auf EU-Ebene
Die Bundesjustizministerin will Verbraucher darüber aufklären, warum ein Algorithmus im Internet sie in eine bestimmte Kategorie einsortiert.
Die Bundesministerin für Justiz und Verbraucherschutz Katarina Barley (SPD) will sich auf EU-Ebene für mehr Transparenz bei Algorithmen im Internet einsetzen. "Algorithmen werden benutzt, um Menschen zu kategorisieren und in bestimmte Schubladen zu stecken", sagte Barley der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Das könne für den Einzelnen gravierende Auswirkungen haben.
Verbraucher keine "bloßen Objekte von Rechenoperationen"
"Wenn ich zum Beispiel in einer Wohngegend mit vielen verschuldeten Haushalten lebe, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein Algorithmus im Internet, der meinen Wohnort erkennt, davon ausgeht, dass auch ich finanzielle Schwierigkeiten habe", sagte sie. "Und dann kann ich Probleme haben, im Internet einen Kredit zu bekommen." Sie mahnte: "Wir müssen verhindern, bloße Objekte von Rechenoperationen zu werden."
Verbraucher hätten ein Recht darauf, zu wissen, warum ein Algorithmus sie in eine bestimmte Kategorie einsortiere. "Sie müssen die Chance haben, sich dagegen zu wehren. Und dazu braucht es Institutionen, die solche Prozesse hinterfragen können." Einzelheiten nannte sie dazu nicht.
Offenlegen von Beurteilungen
Gleichzeitig müssten Unternehmen offenlegen, auf welcher Basis Kunden bestimmte Angebote im Netz angezeigt würden, sagte Barley. "Dafür brauchen wir europäische Regelungen." Deswegen habe sie das Thema im Kreis der EU-Justizminister auf die Tagesordnung gesetzt.
"Wir müssen verstehen, wie die eingesetzten Algorithmen funktionieren und dafür brauchen wir Transparenz", betonte sie. "Es geht mir nicht um die Rechenoperationen an sich." Barley hatte bereits im Zuge des Datenskandals um Facebook und Cambridge Analytica gefordert, dass Algorithmen transparent werden müssten. Außerdem verlangte sie Datensouveränität für die Bürger und ethische Maßstäbe für die Digitalwirtschaft. Auch bei der Interoperabilität von Messengern wie WhatsApp sollte es offene Schnittstellen sowie hohe Datenschutzstandards geben. (tiw)