aCar – ein Elektro-Nutzfahrzeug (nicht nur) für Afrika

Ein elektrisches Nutzfahrzeug, das sich die Menschen im ländlichen Afrika leisten können: Das ist das Entwicklungsziel von Forschern an der TU München. Im September wollen sie ihr Gefährt auf der IAA präsentieren.

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aCar – ein Elektro-Nutzfahrzeug für Afrika

(Bild: tum.de)

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An der TU München wird seit vier Jahren an einem Elektro-Nutzfahrzeug gearbeitet, das auf die Bedürfnisse des ländlichen Afrika der Subsahara zugeschnitten sein soll. Herausgekommen ist das aCar, das für den Personen- und Gütertransport konzipiert wurde und auch für den europäischen Automobilmarkt interessant sein soll. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wollen ihren jüngsten Prototyp vom 12. bis 15. September 2017 auf der internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt zeigen (Halle 4.1, Stand A11).

Das zweisitzige, 3,7 m lange, 1,5 m breite und 2,1 m hohe Gefährt hat eine Leistung von 2 × 8 kW. Die Battariekapazität von 20 kWh soll für eine Reichweite von maximal 80 Kilometer sorgen. Die Batterie kann an einer normalen Haushaltssteckdose mit 220 Volt innerhalb von 7 Stunden vollständig geladen werden. Dazu kommen Solarmodule auf dem Dach.

Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 60 km/h. Zum Leergewicht von 800 kg ist eine Zuladung von bis zu 1000 kg vorgesehen. Für die überwiegend nicht asphaltieren Straßen in Afrika ist Allradantrieb ein Muss, schreiben die Forscher. Der Preis für das Basis-Fahrzeug soll langfristig unter 10.000 Euro liegen.

Prof. Markus Lienkamp, Leiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik an der TUM, erläutert: "Es handelt sich um ein Fahrzeug, das sich die Menschen dort finanziell leisten können, es ist geländegängig und kann große Lasten transportieren. Der modulare Aufbau erlaubt außerdem noch weitere Nutzungen wie zum Beispiel Wasseraufbereitung."

aCar – ein Elektro-Nutzfahrzeug für Afrika (21 Bilder)

So sieht das aCar in der Computergrafik aus …
(Bild: acar.tum.de)

"Ein Elektroantrieb ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch technisch die bessere Lösung, da er wartungsarm ist und sein volles Drehmoment direkt beim Anfahren entfalten kann", erklärt Martin Šoltés, der gemeinsam mit Sascha Koberstaedt das Projekt am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik leitet. Die Batterie könne auch als Energiequelle oder zur Nutzung leistungsstarker Verbraucher, wie etwa einer Seilwinde verwendet werden. Mithilfe weiterer Module kann sich das Auto unter anderem in eine mobile Arztpraxis oder eine Wasseraufbereitungsstation verwandeln.

Der erste Prototyp war im Mai 2016 fertig. Im Juli 2017 verschifften die Forscher das Auto zu einem Testlauf nach Ghana. "Es war sechs Wochen im Container unterwegs, wir haben es ausgeladen, eingeschaltet und es hat bis zum letzten Erprobungstag einwandfrei funktioniert", berichtet Koberstaedt. Ein weiterer wichtiger Punkt war, den Einfluss der höheren Temperaturen und der Luftfeuchtigkeit auf die Elektrik zu prüfen. Das Auto habe alle Anforderungen erfüllt und ihre Erwartungen sogar übertroffen, beteuern die Forscher.

(anw)