10 Gigabit pro Sekunde über Kupfer

Seite 6: Normkonform

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Eine 10GBASE-T-Infrastruktur muss den Spezifikationen mehrerer internationaler Normen genügen: ISO/IEC-11801 (Informationstechnik – Anwendungsneutrale Standortverkabelung, entspricht EN50173-1:2002), EIA/TIA 568B (Commercial Building Telecommunications Cabling Standard) und ISO/IEC TR-24750 (Information technology – Assessment and mitigation of installed balanced cabling channels in order to support 10GBASE-T). Zum Lieferumfang von Neuinstallationen gehört deshalb stets eine Abnahmemessung.

Allerdings gibt es bislang noch keinen Standard für die AXTLK-Messung. Die meisten Messgerätehersteller bieten jedoch inzwischen Messgeräte für die Messung von 10GBASE-T-Links an, welche sich nach den jeweiligen Normenentwürfen richten und später per Firmware-Upgrade angepasst werden können. Ein Beispiel ist das Alien-Crosstalk-Analyzer-Kit für die Testlösung DTX-1800 von Fluke Networks. Die AXTLK-Messung ist aufwendig, da man streng genommen gegen alle unmittelbar benachbarten Leitungen messen muss. Ferner können sich die Messwerte wesentlich ändern, wenn man die Patchkabel austauscht. Dennoch kommen erste Testlösungen heraus, die nach den TIA586B-Anforderungen prüfen können.

Für 10GBASE-T-taugliche Verkabelung bieten zahlreiche Hersteller, etwa ADC Krone oder Kerpen, Produkte an. Zentrales Element sind geschirmte RJ45-Buchsen und Spezialwerkzeug für die Konfektionierung. Als Leitungen kommen vornehmlich PiMF-Kabel zum Einsatz, bei denen die Adern paarweise geschirmt sind.

Die gesteigerten Anforderungen enden jedoch nicht beim TP-Kabel, sondern ziehen sich durch die gesamte Infrastruktur. So empfiehlt beispielsweise die EN-50174-2-Norm bestimmte Kabeltrassen, einen maximalen Kabelfüllgrad innerhalb der Trassen und ein geeignetes Erdungskonzept. Für die Trassen sollen möglichst geschlossene Konstruktionen anstelle von Gitterstäben oder langlochgeschlitzten Blechen zum Einsatz kommen, denn offene oder gelochte Varianten wirken zu wenig gegen Einstreuungen von außen.

Patchpanels für 10GBASE-T tragen ihre RJ45-Buchsen versetzt. Dadurch steigt der Abstand, und das Übersprechen zwischen den Leitungen (Alien Crosstalk) geht zurück. Bild: ADC Krone

Die Trasse soll nur bis zur Höhe ihrer Seitenwände mit Kabeln belegt werden und idealerweise einen Deckel erhalten, der Störungen durch oder gegen andere Systeme weiter reduziert. Verschiedene Dienste (Telefonie, Kabel-TV, Netzwerk) separiert man mittels metallischer Trennwände. Bei Unterbrechungen wie Wanddurchbrüchen sind die Trassenteile niederohmig zu verbinden, etwa mit einem Erdungsband.

Bei typischen Trassen liegen stets mehrere Netzwerkkabel übereinander, entweder gebündelt oder ungebündelt. Hier entscheidet, wie gut die einzelnen Leitungen geschirmt sind. Der Ausrüster Fluke empfiehlt beispielsweise bei CAT6-Kabeln, nicht mehr als zwei Dutzend lose zu bündeln. Kabelbinder sollen nicht näher als 60 Zentimeter (zwei Fuß) beieinander angebracht sein, weil sie die Leitungen stets etwas zusammenpressen und dadurch der Alien Crosstalk zunehmen kann.