10 Gigabit pro Sekunde über Kupfer

Seite 7: Wer braucht, wer bekommt 10 GbE?

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Zwar schafft die alte Kupfertechnik mit reichlich Tricks und Kniffen den Sprung in die 10-Gigabit-Liga, doch ist das nicht solch ein Sonntagsspaziergang wie beim Übergang von Fast- auf Gigabit-Ethernet. So werden wohl einige Administratoren feststellen müssen, dass ihre existierende Twisted-Pair-Verkabelung den 10GBASE-T-Anforderungen nicht gerecht wird. Für die Kabelhersteller kommt 10GBASE-T freilich gerade recht, denn sie werben seit Jahren nicht uneigennützig für CAT7 als Basis eines zukunftsorientierten TP-Systems.

Bei aller Euphorie bleibt die Frage, wer eine Datenrate von 10 GBit/s über Kupfer tatsächlich braucht. Bei aktuellen Arbeitsplatz-PCs mit PCI Express bleibt die Festplatte das Nadelöhr, denn irgendwo müssen die mit 10GBASE-T möglichen 1000 Megabyte pro Sekunde ja her- oder ankommen. Schnelle Festplatten kratzen zwar schon an der Gigabit-Grenze, doch nur beim linearen Lesen oder Schreiben.

So kommt 10GBASE-T vorerst nur für Server und Highspeed-Switch-Verbindungen im Unternehmens-Backbone in Frage. Bei den 10GE-Karten für Server gilt TCP-Offload als wichtiges Merkmal: Die lokale Bearbeitung des TCP/IP-Protokollstapels auf der Karte entlasten die Server-Prozessoren erheblich, damit mehr CPU-Zeit für die Applikationen bleibt und die Antwortzeit sinkt. Schließlich könnte sich 10GE über TP-Kabel zur Konkurrenz für Infiniband entwickeln. Diese pro Kanal 2,5 GBit/s schnelle Verbindung dient in HPC-Clustern (High Performance Computing) oder SANs (Storage Area Networks, abgesetzte Massenspeichersysteme) als I/O-Verbindung. Ein 10GE-Link entspricht vier gebündelten Infiniband-Verbindungen mit SDR (Single Data Rate) oder einer mit QDR (Quad Data Rate).

10GBASE-T wird der Verbreitung von 10-Gigabit-Ethernet gewiss Schub verleihen. Doch selbst wenn die Kosten pro Port in den nächsten Jahren sinken, bleibt offen, ob ein vergleichbarer Preissturz wie nach der Gigabit-Einführung einsetzt. (ssu)