Angetestet: Cortex-M3-Entwicklungsboard

Seite 2: Entwicklungsumgebung

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Die IDEs aller drei Compiler unterscheiden sich nur im Detail.

Zum Test bekamen wir das knapp 200 Euro teure mikroPascal mitgeliefert. Borland-Delphi-Kenner werden sich sofort heimisch fühlen, auch bezüglich der IDE – was nicht ganz von ungefähr kommt, denn die Compiler-IDEs wurden laut Marketing Manager Marko Jovanovic in Delphi geschrieben. Besondere Stärke der Compiler sind die umfangreichen Peripherie-Libraries, die sämtliche Bausteine des Boards und noch einiges mehr abdecken, etwa ein FAT-Dateisystem für den Micro-SD-Kartenslot oder Grafikroutinen für verschiedene LCD-Controller. Wegen der notwendigen Kompatibilität zum mikroC sind viele Library-Routinen aber C-üblich über Pointer parametriert. Einen Software-Simulator, wie ihn beispielsweise das AVRCo-Pascal für Atmel-Controller anbietet, gibt es angesichts der unüberschaubaren Stellaris-Vielfalt nicht.

Eine Demo-Version mit max. 8 KByte Code-Größe kann bei MikroElektronika heruntergeladen werden; die Freischaltung auf vollen Funktionsumfang erfolgt entweder per Key-File oder per USB-Dongle. Der Hardware-Debug-Modus ist fest in der Compiler-IDE integriert, wobei die Auswahl von überwachten Variablen (Watchlist) bei umfangreicheren Projekten etwas unübersichtlich gerät. Ein Projekt-Wizard erleichtert die ersten Schritte bei der Programmierung, auch die keineswegs triviale Initialisierung der unzähligen Konfigurations- und Peripherie-Register des Stellaris-ARM übernimmt komplett der Compiler, solange man für den angedachten Zweck die eingebauten Libraries verwendet.

Visual TFT erleichtert die Gestaltung einer Touchpanel-Bedienoberfläche.

Ebenfalls in unserer Testlieferung enthalten war das "Visual TFT"-Paket für rund 90 Euro, das die Entwicklung von grafischen Bedienoberflachen mit Touchpanel-Unterstützung erleichtern soll. Auch hier ist eine Ähnlichkeit mit dem Delphi-Objektinspektor unverkennbar. Visual TFT erstellt praktisch eine schlüsselfertige Anwendung mit allen notwenigen Libraries, in die man nur noch einziehen muss – sprich: Die Funktions-Forwards bzw. Prototypen müssen noch möbliert werden. Uns gelang es, ein simples Progrämmchen mit grafischer Oberfläche innerhalb einer guten halben Stunde zu erstellen.

Ein allzu luxuriöses Sortiment an Bedienelementen darf man von Visual TFT allerdings nicht erwarten: Es gibt abgerundete und eckige Buttons (sogar mit einem netten Helligkeits-Verlauf) und Kästen, Text-Labels und importierbare Bilder. Schon bei Slidern oder Progress-Balken Fehlanzeige – aber die kann man sich mit wenigen Zeilen Code aus den Button-Primitiven zusammenbasteln. Trotzdem schön, dass man sich um die Touchpanel-Eventbehandlung nicht explizit kümmern muss.

Unsere Freude wurde durch kleinere Reibereien zwischen der IDE und Visual TFT getrübt: Normalerweise merken beide Programme, wenn man im Source-Fenster des jeweiligen "Partners" Änderungen durchführt. Beim Kompilieren führte das auf unserem Windows-7-System aber zu Klemmern und bedrohlichen Warnungen seitens Visual TFT, das sich regelmäßig am Rand eines Absturzes wähnte. Auch schien uns der Source-Editor der IDE bei Drag&Drop-Kopieraktionen und der zeilenweisen Auswahl etwas nervös zu sein.

"mikroMedia for ARM"-Modul

Wer das Board nicht zum Dollar-Kurs in Serbien direkt bestellen will, erhält es beispielsweise beim Distributor Tigal in Österreich. Dort gibt es auch ein weiteres Schmankerl von MikroElektronika: Das 89 Euro teure mikroMedia-Board mit dem Touchpanel-TFT des EasyMx-Boards und dem LM3S9B95-ARM-Controller nebst einiger Peripherie auf einem kompakten Modul mit den Abmessungen 61 × 81 mm, das aus einer einzelnen Lithium-Zelle versorgt werden kann und auch gleich die passende Lade-Elektronik mitbringt. (cm)