Anleitung: HiFi-Verstärker restaurieren, Teil 1

Seite 2: Umschalter und Potentiometer

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Kratzende Geräusche bis hin zu Tonausfällen bei Betätigung sind die klassischen Fehlerbilder von Schaltern und Potentiometern. Ein Potentiometer (Poti) besteht aus einem Schleifer (Gleitkontakt), der auf einer Widerstandsbahn (Kohlebahn) verschoben wird. Ein typisches Beispiel für den Einsatz von Potis ist die Lautstärke- und Klangeinstellung.

Potentiometer in verschiedenen Bauformen erschweren die Reparatur. Bei einem Poti handelt es sich um einen einstellbaren Widerstand. In Verstärkern werden diese Bauelemente für die Lautstärke- und Klangeinstellung benötigt.

Die sauberste Lösung wäre ein Austausch. Die Bauform variiert meist pro Hersteller-Firma. In sehr vielen HiFi-Geräten befinden sich Bauelemente des Herstellers Alps. Es handelt sich oftmals um kundenspezifische Konstruktionen, die im normalen Elektronikhandel für den Endkunden nicht erhältlich sind. Sollte man es dennoch schaffen, einen von der Bauform her passenden Ersatz zu finden, so steht man hinterher oft vor dem Problem, dass der Bedienknopf nicht zur Achsenform passen will. Ein Austausch mit Originalersatzteilen vom Gerätehersteller ist teuer. Und viele dieser Bauelemente sind gar nicht mehr lieferbar.

Dreh-, Kipp-, Schiebe- und Druckschalter sind häufig in Verstärkern anzutreffen. Sie werden zur Quellenwahl oder für Filtereinstellungen verwendet. Alle haben mit steigendem Alter Probleme mit den mechanischen Kontakten. Eine Beschaffung von Ersatzteilen ist oftmals problematisch.

Sprays aus dem Elektronikhandel können die Lösung für die Probleme sein. Vor dem Besprühen sollte man die Umschalter und Potis ausbauen. Das ist nicht immer so ganz einfach. Bei Verstärkern aus den 90er Jahren sitzen die betroffenen Bauelemente meist verlötet auf einer Platine. Das bedeutet, dass man diese für die Reinigung mit ausbauen muss. Wer beim Zerlegen von Geräten dieser Art nicht so geübt ist, sollte gelegentlich ein Foto vom Originalaufbau machen, damit hinterher beim Zusammensetzen nicht zu viele Schrauben übrigbleiben. Eine Hilfe kann ein Servicemanual sein. In den meisten Fällen ist eine Explosionszeichnung des mechanischen Geräteaufbaus enthalten. Es ist ratsam, einfach mal nach der Typenbezeichnung des Geräts und dem Begriff "servicemanual" im Web zu suchen. Man sollte allerdings darauf achten, dass die Anbieter von Gratis-Manuals sich in einer rechtlichen Grauzone bewegen. Servicemanuals unterliegen dem Copyright der Hersteller.

Sprays von Kontakt Chemie: Wer viel mit älterer Elektronik arbeitet, sollte diese Produkte zur Hand haben.

Hat man die Platine ausgebaut, sollte man sie als Nächstes auf "Kalte Lötstellen" prüfen. Das ist eine schlechte beziehungsweise nicht vorhandene Verbindung zwischen Bauelement und Platine. Alle Lötstellen, bei denen entweder das Lötzinn ungleichverteilt ist oder es erkennbare Risse in den Lötaugen gibt, sollte man nachlöten. Das gilt auch für Lötstellen mit anderen Auffälligkeiten. Die Übergänge zwischen Potentiometern oder Schaltern zur Platine sind oftmals mechanisch stark belastet und sollten daher besonders gut geprüft werden.

Lötstellen von Potentiometern und Schaltern werden mechanisch oft stark beansprucht und sollten geprüft werden.

Nun kann die Reinigung beginnen. Zuerst muss man für eine ausreichende Belüftung des Arbeitsplatzes und Atemschutz sorgen. Das Einatmen der Sprays ist nicht gerade angenehm und sollte vermieden werden. Bitte darauf achten, dass nicht das ganze Gerätbeziehungsweise die Platine mit der Chemikalie geflutet wird, sondern nur die entsprechenden Kontaktflächen.

Das Stereo-Potentiometer eines Verstärkers. Durch Drehung der Achse werden hier gleichzeitig zwei Widerstände auf zwei Kohlebahnen verändert. Eine mögliche Anwendung ist die Lautstärkeeinstellung. Unten rechts ist die Sprühöffnung zu erkennen

Einige Sprays dieser Art haben eine ätzende Wirkung und können auf lange Sicht beispielsweise Leiterbahnen und Kondensatoren angreifen. Also immer Taschentücher oder Haushaltsrollen zum Abdecken und Aufsaugen griffbereit halten! Die vollgesaugten Tücher eignen sich übrigens bestens, um anschließend die Anschlussbuchsen des Gerätes wieder blitzblank zu putzen. Die meisten Potentiometer und Schalter haben kleine Öffnungen, in die man die Sprays sprüht, beziehungsweise aus denen die gelösten Substanzen herauslaufen können. Kurz danach sollte man die Komponente mehrfach betätigen und dann erneut besprühen, damit sich alles gut verteilen kann. In einigen seltenen Fällen sind die Bauteile gekapselt. Hier hilft leider nur der Austausch.

Bei leichten Kontaktproblemen sollte Tunerspray verwendet werden. Dieses reinigt zwar weniger stark, greift dafür aber die Elektronik nicht an. Schmierstoffe, die die Reibung zwischen den Elementen des Potis verringern sollen, werden hierdurch leider ebenfalls entfernt. Beim Drehen fühlt sich das Poti nach der Behandlung häufig kratzig an. Um die Reibung zwischen Kohlebahn und Schleifer möglichst gering zu halten, sollte man mit Vaselinespray nachsprühen. Es schützt die gereinigten Kontakte vor erneuter Korrosion und erhöht die Leichtgängigkeit von Potentiometern und Schaltern.

Der Quellenumschalter eines Verstärkers dient zur Auswahl des zu verstärkenden Eingangssignals, also CD, Tuner, Tape oder Phono. Rechts neben der Achse ist eine Sprühöffnung erkennbar.

Falls ein Poti oder Schalter nach der oben beschriebenen Reinigung noch nicht zufriedenstellend arbeitet, kann man zu Kontakt 60 greifen. Da dieses Spray eine ätzende Wirkung hat, muss man mit Kontakt WL nachsprühen. Die gelösten Verunreinigungen werden mit diesem Spray herausgespült und der Ätzvorgang gestoppt. Falls Kontakt 60 auf den Kohlebahnen von Potentiometern verbleibt, so besteht die Gefahr, dass diese mit der Zeit weggeätzt werden. Dies wäre ein Totalschaden des Bauelementes. Nach der Reinigung und einer kurzen Trockenphase sollte auch in diesem Falle mit Vaselinespray nachgesprüht werden.

Austausch von Potentiometern:

Die elektrischen Parameter Nennwiderstand und Kennlinie sind zu beachten und dürfen bei einem Austausch nicht verändert werden. Sie sind in der Regelauf einem Poti aufgedruckt. In einem Verstärker sind Nennwiderstände von 1ˇkOhm bis 100ˇkOhm üblich Die Kennlinie kann linear (Aufdruck lin oder keine besondere Kennzeichnung) oder logarithmisch (Aufdruck log) verlaufen. Mit einem Multimeter im Widerstandsmessbereich lassen sich die Parameter im Zweifelsfall bestimmen.