Data Storytelling: Datenerkenntnisse sichtbar machen

Seite 2: Handlung: Was macht eine gute Geschichte aus?

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Jede gute Geschichte – auch eine, die als sogenannte Data Story der Vermittlung von Daten dient – ist kontextgerecht aufbereitet und strukturiert, hat einen klaren Fokus und bedient sich erzählerischer und visueller Mittel, die für die Zielgruppe leicht verständlich sind. Wie in einer gewöhnlichen Geschichte fungieren einzelne Teile des Datenbestandes beziehungsweise die gewonnenen Erkenntnisse als Protagonisten, während die anderen den Rahmen für den Handlungsverlauf bilden.

Daten als Hauptfiguren einer Data Story (Abb. 5)

(Bild: The Guardian Datablog)

Beim Aufbau der Handlung kommt auch im Data Storytelling oft die bewährte Drei-Akt-Struktur zum Einsatz: Exposition, Konfrontation und Auflösung des Konflikts. Der Anfang der Geschichte schildert das Thema der Untersuchung und die Ausgangssituation. Dazu gehören der Kontext der Analyse, die Beschaffenheit der Daten, die angewandten Methoden und die Herausforderungen.

Im zweiten Akt, der Zuspitzung des Konflikts, stehen die Thesen beziehungsweise die Hauptfrage der Untersuchung. Die Auflösung präsentiert schließlich die gewonnenen Erkenntnisse mit Handlungsempfehlungen und Entscheidungsvorlagen. Neben dem einfachen Schema mit drei Akten lassen sich beim Storytelling auch komplexere Strukturen nutzen, wie etwa Gustav Freytags fünfteiliges Pyramidenmodell [1] oder die Heldenreise nach Joseph Campbells [2].

Handlungsverlauf in drei Akten, angepasst für eine Data Story (Abb. 6)

Die Zielgruppe einer Data Story ist der mit Abstand wichtigste Aspekt, wenn es gilt, die Geschichte und deren kontextuellen Rahmen zu entwickeln. In der Geschäftswelt versteht man unter dem Kontext den eigentlichen Datenanalyseauftrag mit seinem speziellen Ziel und Zweck sowie die Perspektive der Zielgruppe. Der Geschichtenerzähler versetzt sich also in die Lage sowohl des Auftraggebers als auch des Betrachters der Analyse und geht auf deren Ausgangssituation und Bedürfnisse ein.

Um einen entsprechenden Fluss der Geschichte aufzubauen, sollte sich der Erzähler die folgenden Fragen stellen: Wer soll meine Botschaft hören? Wie viel Vorwissen ist dabei vorhanden? Was genau soll ich dem Empfänger vermitteln? Welche Daten untermauern meinen Standpunkt und auf welche Art? Im Kontext eines Unternehmens sind dabei das Verständnis der zu analysierenden Geschäftsdaten und die Schlussfolgerungen auf das Unternehmen zu übertragen.

Der Einfluss des Kontexts ist im Projekt der Autorinnen zur Visualisierung der Onlinenutzung in Deutschland zu erkennen, die auf Studien der ARD basiert (PDF der Onlinestudie). Ziel war es, zu verstehen und darzustellen, wie viel Zeit Internetnutzer in Deutschland online verbringen und womit sie diese Zeit füllen.

Dem Aufbau der Geschichte liegt eine Zielgruppe zugrunde, die selbst gerne mit den Daten interagiert. Um die Effektivität zu erhöhen, umfasst der Fragenkatalog visualisierte Antworten. Ein Dialog in natürlicher Sprache soll den Zugang zum Datentool erleichtern und den Unterhaltungsfaktor steigern. Die Kombination von Nutzerinteraktionen mit fließenden Animationen verstärkt bei den Anwendern das Gefühl von einem sich entwickelnden Dialog.

Data Story zur Onlinenutzung in Deutschland 2017, geleitet durch gezielte natürlichsprachige Fragen (Abb. 7)