Die Netzwerkumgebung von Windows im Griff

Seite 2: Grüppchenbildung

Inhaltsverzeichnis

Jede Arbeitsgruppe hat ihren eigenen Browser, und die sprechen nicht miteinander, sodass Arbeitsgruppen mit verschiedenen Namen getrennt bleiben. Daher sollten die Arbeitsgruppennamen auf allen PCs gleich lauten. Dummerweise benutzt Windows je nach Sprache und Version unterschiedliche Standardnamen. Für welchen man sich entscheidet, ist egal, nur einheitlich sollte er sein.

Nun ist Geduld gefragt, denn der Master Browser fügt nur die Rechner in seine Liste ein, die sich von selbst melden. So ein "Host Announcement" verschicken sie aber im laufenden Betrieb nur alle zwölf Minuten – zwischendrin ein Tässchen Kaffee zu schlürfen, ist bei Windows-Netzwerkproblemen immer eine gute Idee.

Wer dennoch ungeduldig ist, kann das Host Announcement auch erzwingen, nämlich mit dem Programm browstat aus den Windows XP Support Tools (siehe Link am Artikelende). Es funktioniert auch auf Vista-Rechnern, produziert jedoch unter Windows 7 nur eine Fehlermeldung. Nach der Installation öffnet man über den Eintrag "Command Prompt" in der Support-Tools-Gruppe im Startmenü eine Eingabeaufforderung im richtigen Verzeichnis. Der Befehl mode con cols=132 zieht das Fenster in die Breite, denn die Ausgaben von browstat sind sehr lang.

Das Kommando browstat status zeigt den Status des Browser-Dienstes für die eigene Arbeitsgruppe und verrät dabei unter anderem, wer gerade Master Browser ist. Die eventuell aufgeführten Backup Browser synchronisieren ihre Listen mit dem Master und beantworten ebenfalls Anfragen von den Clients, damit die Last auf dem Master nicht zu groß wird.

Fast alle anderen browstat-Kommandos fordern als Parameter die Netzwerkschnittstelle, die sie benutzen sollen. In der Hilfe zu den Kommandos (die man mit /? aufruft) ist diese als <Transport> vermerkt. Mit browstat dumpnet holt man sich die Schnittstellenliste und verwendet dann die Zahl vor dem passenden kryptischen Namen. Bei mehreren Schnittstellen hilft ausprobieren.

Browstat kennt mehr undokumentierte Befehle auf seiner Kommandozeile als dokumentierte. Eine Liste aller Befehle, die wir gefunden haben, stellen wir über den Web-Code zur Verfügung. Doch Vorsicht: Einige können das Windows-Netz schwer beeinträchtigen. Probieren Sie daher unbekannte Befehle auf keinen Fall in einem produktiv genutzten Netzwerk aus!

Zu jedem Kommando gibt es auch eine Abkürzung. Der Befehl, der das Host-Announcement erzwingt, heißt lang FORCEANNOUNCE, kurz FA:

browstat fa 1 workgroup

sendet über die erste NetBIOS-taugliche Schnittstelle die Aufforderung an alle PCs, ein Host-Announcement abzugeben, sofern sie sich der Arbeitsgruppe "workgroup" zugehörig fühlen. Die Groß- und Kleinschreibung spielt keine Rolle.

Der Aufruf browstat getmaster 1 workgroup verrät, wer gerade als Master Browser fungiert. Denn das machen die PCs dynamisch untereinander aus, in einem "Election" genannten Verfahren. Dabei vergleichen sie unter anderem ihre Betriebssystem-Arten (Server oder Workstation), die Laufzeit seit dem Einschalten und ihre derzeitige Rolle im Browser-Service. Der neue Master Browser schickt dann die Nachricht an alle anderen, dass sie nun höchstens noch als Backup Browser zu dienen haben. Eine mutwillige Election für die Gruppe Workgroup löst der Befehl browstat elect 1 workgroup aus.

Das Kommando browstat vw 1 (vw für view) fragt nach der Browse-Liste der auf dem Rechner eingestellten Arbeitsgruppe, tut also im Prinzip dasselbe wie net view. Man kann auch einen Browser direkt fragen, welche Arbeitsgruppen der denn kennt und so Hinweise auf uneinheitliche Gruppennamen sammeln. Wenn der PC mb heißt, lautet der Befehl browstat vw 1 \\mb /domain. Die Ergebnisse arbeitet man dann wiederum mit browstat vw 1 AndereGruppe durch, um zu sehen, auf welchen Rechnern der falsche Name gesetzt ist.

Der Browser-Dienst benutzt ausgiebig UDP-Broadcasts, also Pakete, die an alle Rechner eines Netzwerksegments gehen. Daher tauchen in der Netzwerk-Übersicht einer Arbeitsgruppe nur die Rechner auf, die in demselben Netzwerksegment liegen, denn nur sie bekommen die Broadcasts mit. Besteht das LAN zum Beispiel aus den Segmenten 192.168.1.0 und 192.168.2.0 jeweils mit der Netzwerkmaske 255.255.255.0, entstehen zwei getrennte Arbeitsgruppen, selbst wenn überall derselbe Arbeitsgruppenname eingetragen ist.

Dagegen gibt es nur zwei Mittel: entweder die Netze zusammenlegen (durch Umnummerieren oder Ändern der Netzwerkmaske) oder ein Server-Windows kaufen und damit eine Windows-Domäne einrichten. Darin sammelt der Domain Controller die Browser-Adressen und Listen der Segmente. Doch nur um die Netzwerkübersicht zu stabilisieren, ist eine Windows-Domäne totaler Overkill.