Akku-Killer: Welche iOS-Apps zu viel Strom verbrauchen

Seite 2: Vorbildfunktion

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Aber es gibt auch vorbildliche Anwendungen. Die offizielle Twitter-App und die soziale Netzwerk-App Socialcast kamen bei uns im Test gänzlich ohne Hintergrundaktivität aus, ebenso wenig machten die E-Mail-Clients AltaMail, Gmail und Seed von wiederkehrenden Tasks Gebrauch. Stattdessen nutzen diese Apps normale Push-Nachrichten, um etwa auf eine neue E-Mail aufmerksam zu machen.

Diese stromsparende Technik kann aber nicht alle Anwendungsfälle abdecken. Wenn zum Beispiel für eine App neue Inhalte im Netz bereitstehen, dann schaute man vor iOS 7 durch die Finger und musste sich selbst um den Download kümmern. Mit der neuen Hintergrundaktualisierung können Apps nun von sich aus tätig werden und etwa frische Podcasts herunterladen. Der Client Castro arbeitet so, ebenso Apples eigene Podcast-App. Auch der „Lies-mich-später“-Dienst Instapaper sieht regelmäßig nach, ob es neue Artikel gibt, die noch nicht in der Offline-Leseliste gespeichert sind, und holt das gegebenenfalls nach. Die Tagebuch-App Day One wiederum aktualisiert auf diese Art in der Dropbox gespeicherte Einträge.

Einer anderen Variante der Hintergrundaktualisierung bedient sich die in Deutschland populäre SMS-Alternative WhatsApp: Sobald eine neue Nachricht eintrifft, lädt die App sie zunächst im Hintergrund herunter und macht erst anschließend darauf aufmerksam. Öffnet der Nutzer die App, wartet die Nachricht bereits auf ihn. Dankenswerterweise verbraucht diese Methode in der Praxis nicht sonderlich viel Energie, wobei es allerdings auf die Anzahl der empfangenen Nachrichten ankommt. Ähnlich verhält sich etwa auch der Notizen-Synchronisierer Evernote, allerdings mit einem Clou: Die App nutzt sogenannte „stille Benachrichtigungen“. Erstellt man beispielsweise über das Web-Interface eine neue Notiz, wacht wenige Sekunden später die iOS-App auf und lädt diese ­herunter. Bestimmte Szenarien lassen sich mit dem Dienst und der zugehörigen App IFTTT (If this, then that) kombinieren: Seit dem neuesten Update unterstützt sie das stromsparende Geofencing und kann zum Beispiel eine neue Evernote-Notiz erstellen, sobald das System sie über eine gröbere Positionsänderung informiert.

Versteckte Verbraucher entlarvt die CPU-Time-Ansicht, obwohl die schuldige App aktuell brav im Hintergrund schlummert.

Das alles passiert im Hintergrund, ohne dass die Apps gesondert darauf aufmerksam machen. Bei häufigen Aktualisierungen und großen Dateien kann sich dieses Verhalten klar auf die Akku-Laufzeit auswirken, bei moderatem Einsatz überwiegt jedoch die Tauglichkeit in der Praxis: Wer in einem Funkloch gefangen ist, kann dennoch auf die zuletzt übertragenen Notizen, Mails oder Podcasts zugreifen, ohne weiter darüber nachzudenken. Hier scheint Apple einen guten Kompromiss zwischen Benutzerfreundlichkeit und Ressourcen-Verwaltung gefunden zu haben. Möchte man aber ein paar Prozentpunkte Akku gewinnen und kann auf den Komfort verzichten, lässt sich Apps dieses Verhalten über die Einstellung „Hintergrundaktualisierung“ abgewöhnen.

Generell ist es bei vielen verwendeten Apps jedoch schwierig, intuitiv den Schuldigen ausfindig zumachen. Um der Problematik auf den Grund gehen zu können, hilft es zu verstehen, wie es zu unterschiedlichem Energieverbrauch aufgrund der genutzten Apps kommen kann.