Ethernet unter Spannung

Seite 4: In freier Wildbahn

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Bislang gibt es nicht besonders viele Geräte, die ihre Versorgungsspannung aus dem Netzwerk beziehen. Aber auf Seiten wie www.poweroverethernet.com finden sich in letzter Zeit immer mehr Produktankündigungen.

Wohl am offensichtlichsten ist der Nutzen von PoE bei WLAN-Access-Points. Diese können dank der Netzspeisung wesentlich freier und vor allem kostengünstiger – man bedenke den Stundenlohn eines Elektrikers – positioniert werden. Im Einsteigersegment sucht man oft vergeblich nach Unterstützung für 802.3af – im Profibereich hingegen scheint der Mehrwert durch PoE den Aufpreis zu rechtfertigen.

PoE-gespeiste Überwachungskameras wie Sonys SNC-CS50P wenden sich mit einem Preis jenseits von 1000 Euro an Profinutzer. Axis' Modell 210A ist mit rund 500 Euro eher erschwinglich. Viele Steuer- und Messgeräte aus dem Embedded-Bereich benötigen sowieso einen Netzwerkanschluss und kommen problemlos mit den 12 bis 15 Watt von PoE aus. Die Energieversorgung solcher Geräte übers LAN dürfte in absehbarer Zeit immer mehr Verbreitung finden.

Auch im Heimbereich bleibt Raum für Innovationen: Festplatten, die übers Ethernet-Kabel ihren Strom beziehen, oder Streaming Clients, die dank PoE an jeder LAN-Dose im Haus Musik wiedergeben. Selbst Geräte, die keine Datenverbindung benötigen, können per PoE Energie beziehen, sofern sie eine gültige Signatur besitzen.

Häufig gibt es in Büros weniger Netzwerkdosen als anzuschließende PCs: Die Bauform der Fünf-Port-Switches 3CNJ105 und 3CNJ225 erlaubt eine Montage direkt auf einem Kabelkanal. Da sie ihre Energie aus dem Datenkabel beziehen können, braucht man kein zusätzliches Netzteil. An einem der Ports schleifen die Switches die Stromversorgung für weitere Verbraucher durch. Schließt man dennoch ein Netzteil an, arbeiten sie selbst als PoE-Stromquelle, allerdings nur auf einem Port und mit einer Speiseleistung von sieben Watt. Dies bedeutet aber keine Verletzung des Standards, da sie Endgeräte, die mehr Strom ziehen, abschalten. Beide Switches unterstützen Authentifizierung per 802.1X sowie Priorisierung. Der managebare 225er beherrscht zusätzlich Fernüberwachung (SNMP), VLANs (802.1q) und Rate Limiting.

Um große Installationen wie WLANs mit vielen Access Points mit Energie zu versorgen, lohnt der Einsatz von Multiport-Injektoren. Diese benötigen für jeden Port zwei RJ45-Buchsen (jeweils Ein- und Ausgang), da sie nicht über die Fähigkeiten eines Ethernet-Switches verfügen.

Beispielsweise speist der D-Link DWL-P1012 auf zwölf Ports Verbraucher mit Energie und lässt sich über eine spezielle Netzwerkschnittstelle per SNMP und Webinterface überwachen und konfigurieren. Interessant dürften dabei nicht nur die für jeden einzelnen Port regelbaren Strombegrenzer, sondern auch das Ein- und Abschalten der Verbraucher aus der Ferne sein. Weil er bis zu 185 Watt (12 Ports × 15,4 Watt) Speiseleistung liefert, braucht er aktive Kühlung. Der 8-Port-Gigabit-Switch AT-GS900/8POE von Allied Telesis kann zwar auf allen acht Ausgängen Verbraucher versorgen, muss dabei aber mit seinen Kräften haushalten.

Auch der 3C17205 aus 3Coms Superstack-Reihe kann nicht alle seiner 24-Ports mit dem benötigtem Strom versorgen. Über SNMP oder die Management-Konsole legt der Administrator fest, wie die verfügbare Leistung von 150 Watt auf die einzelnen Anschlüsse verteilt wird. Dabei kann er wählen, ob er Obergrenzen für bestimmte Ports vergibt oder ihnen eine bestimmte Leistung reserviert.

Der Standard schreibt für das Management von Power Source Equipment vor, wie die einzelnen Datenfelder aussehen müssen. Im Dezember hat die Internet Engineering Taskforce (IETF) eine vereinheitlichte MIB-Datei für SNMP-Software herausgegeben.