Ethernet unter Spannung

WLAN-Funknetze arbeiten keinesfalls drahtlos, denn ihre Basisstationen hängen über ein Kabel am Daten- und weiteres am Stromnetz. Das zweite kann mit Power over Ethernet entfallen.

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Von
  • Benjamin Benz
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WLAN-Basisstationen oder Überwachungskameras sitzen oft an unzugänglichen Stellen, an denen die fachgerechte Installation einer 230-Volt-Steckdose aufwendig und teuer wäre. Bei IP-Telefonen stört ein Steckernetzteil zwar nicht besonders, jedoch sollen sie auch bei einem Stromausfall funktionieren, und eine zentrale unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) kostet erheblich weniger als dezentrale Lösungen. Mit einer Stromversorgung über das Datenkabel kann der Administrator sich außerdem viele Fußwege ersparen, wenn er Geräte an- oder abschalten beziehungsweise kaltstarten will.

Der Hauptvorteil von Power over Ethernet (PoE) besteht darin, dass es die bestehende Netzwerkverkabelung nutzt, typischerweise CAT5-Twisted-Pair-Kabel. Der PoE-Standard IEEE 802.3af berücksichtigt die physischen Grenzen der Twisted-Pair-Kabel, denn diese weisen wegen ihres geringen Querschnitts relativ hohe Leitungswiderstände auf. Deshalb eignet sich die Energieversorgung aus dem Datennetz nur für Stromverbraucher, die mit rund 15 Watt auskommen.

Brandneu ist die Idee hinter 802.3af nicht: Früher war die Stromversorgung über Ethernet schon mit proprietären Lösungen möglich. Cisco hatte ein Verfahren, um IP-Telefone mit Energie zu versorgen, andere Firmen versuchten sich mit unterschiedlichen Entwurfsversionen des IEEE-Standards. Manche Hersteller von Billig-Hardware bieten sogar Netzteile an, die einfach die bei 10BaseT und 100BaseT ungenutzten Aderpaare 4/5 und 7/8 unter Spannung setzen.

Im August 2003 verabschiedete das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) nach mehrjähriger Debatte eine Erweiterung zum Standard 802.3, der Ethernet spezifiziert. Dort schreibt das IEEE sowohl für Verbraucher (Powered Devices, PD) als auch für die Stromversorger (Power Source Equipment, PSE) detailliert vor, unter welchen Voraussetzungen wieviel Strom über das Netzwerkkabel fließen darf. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Schutz von Altgeräten, die 802.3af nicht kennen und keinesfalls von PoE-Stromquellen beschädigt werden dürfen.