Funk-Nachbrenner

Seite 6: Channel Bonding

Inhaltsverzeichnis

Eine vielfach als hemdsärmelig titulierte Methode ist das vom Chipsatzhersteller Atheros angebotene Channel Bonding. Dabei belegt das Signal einfach die doppelte Bandbreite, nämlich 40 statt 20 MHz auf dem Funkkanal. Da hinein passt die doppelte Menge von OFDM-Unterträgern. Auch bei der Nutzdatenrate fällt ein glatter Faktor zwei ab, weil man in dieser Betriebsart zusätzlich verkürzte SIFS/DIFS-Zeiten verwendet. Atheros kombiniert Channel Bonding mit Kompression, Paketbündelung (Fast Frames) und Bursting zur Super A/G-Lösung, mit der die beworbenen Nutzdatenraten von über 60  MBit/s durchaus erreichbar sind.

Channel Bonding hat allerdings nicht nur Vorteile, sondern auch gewichtige Nachteile: Der üblicherweise im 2,4-GHz-Bereich zur Verfügung stehende Frequenzblock lässt lediglich Platz für ein einziges Turbo-Netz. Neben diesem kann kein normales WLAN störungsfrei funken. Atheros' Konkurrenten verteufeln Channel Bonding folgerichtig als Bandbreitenverschwender.

Des Weiteren ist der gleichzeitige Betrieb von Stationen mit und ohne Channel Bonding in einer Funkzelle schwierig. Die verwendete Modulation ist mit der regulären von 802.11a/g nicht kompatibel, weshalb ein Access Point im Mischbetrieb den Baseband-Prozessor seines WLAN-Moduls ständig umschalten muss – oder die komplette Funkzelle auf Normalbetrieb zurückfallen lässt, sobald eine Station ohne Channel Bonding Einlass begehrt.

Im 5-GHz-Band, das deutlich mehr Platz bietet, ist Channel Bonding besser aufgehoben und wird mit Erfolg beispielsweise auf Richtfunkstrecken eingesetzt. Denn dort kommt es nicht auf Allgemeinkompatibilität an, weil nur zwei fest konfigurierte Partner kommunizieren müssen. Bereits der untere 5-GHz-Block (5,15 bis 5,35 GHz) kann drei unabhängige 40-MHz-Kanäle beherbergen; im auch für Outdoor-Betrieb freigegebenen Band (5,47GHz bis 5,725 GHz) finden weitere vier Platz. Leider sorgen die etwas schwammigen Vorgaben im für Europa maßgeblichen ETSI-Standard immer wieder für Diskussionen, ob Channel Bonding auf 5 GHz überhaupt zulassungsfähig ist. Momentan scheint es, als ob die Regulierungsbehörden Channel Bonding dulden, sofern WLAN-Geräte störungsminimierende Mechanismen verwenden (DFS und TPC aus 802.11h).