Gebrauchter Mini-PC für 70 Euro: Thin Client Fujitsu Futro S740

Der gebrauchte und stille Thin Client mit sparsamem x86-Prozessor ist ein Glückstreffer. Wir zeigen, was Sie beim Umbau für Ihre Bedürfnisse beachten müssen

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 268 Kommentare lesen
,
Lesezeit: 9 Min.
Inhaltsverzeichnis

Gebrauchte Thin Clients mit x86-Prozessoren können eine prima Hardwarebasis für Bastelprojekte sein. Man muss jedoch sofort das richtige Gerät ergattern, dessen CPU, RAM und Massenspeicher zum geplanten Zweck passen, denn Auf- und Umrüsten ist bei vielen Thin Clients nur sehr eingeschränkt möglich. Sie sind absichtlich abgespeckte Rechner nach dem Motto: Was nicht vorhanden ist, kostet auch nichts, verheizt keinen Strom, geht nicht kaputt und schleppt keine Sicherheitslücken ein.

Letztlich sind nur wenige gebrauchte Thin Clients für Schrauber attraktiv. Zu den Sahneschnittchen gehört der seit 2018 produzierte Fujitsu Futro S740. Zufällig war er Mitte Januar 2023 für 69 Euro bei eBay erhältlich. Wir haben mehrere gekauft und getestet, um an seinem Beispiel die typischen Stolperfallen bei der Nachnutzung alter Thin Clients aufzuzeigen.

Herzstück des Futro S740 ist der 2017 von Intel vorgestellte Celeron J4105, eine Quad-Core-CPU der 10-Watt-Klasse. Weil er so sparsam ist, lässt er sich ohne Lüfter kühlen und kommt mit einem billigen 65-Watt-Netzteil aus – im Grunde würden schon 35 Watt reichen. Anders als ältere Celerons der Familien N und J sowie alte AMD-GX-Chips liefert der Celeron J4105 Rechenleistung, die noch für einen einfachen Mini-PC reicht – zumindest für geduldige Nutzer. Typische Heimserver-Aufgaben stemmt er locker und ähnliche "Gemini Lake"-CPUs stecken auch in vielen NAS, die heute noch verkauft werden.

Mehr Mini-PCs und Barebones

Zweiter Vorteil des Futro S740: Der Arbeitsspeicher ist nicht fest aufgelötet, sondern man kann ein DDR4-SODIMM mit bis zu 16 GByte einstecken. Unser Testgerät war mit 8 GByte bestückt – das reicht schon für vieles. Bei einem anderen Futro waren es magere 4 GByte. Ein 8-GByte-Modul der Klasse DDR4-2666 (oder -3200) kostet ab 22 Euro.

Das Gehäuse des Futro S740 ist rasch aufgeschraubt, um SODIMM und M.2-SSD auszutauschen. Am besten nimmt man eine M.2-SATA-SSD im Format 2242. Der WLAN-Adapter ist bei manchen gebrauchten Futros bestückt.

Dritter Vorteil: Während einige Thin Clients aufgelötete Flash-Chips (etwa eMMC-Flash) als Massenspeicher nutzen, hat der Futro S740 eine M.2-Wechselfassung für eine SATA- oder NVMe-SSD. Darin saß bei unserem Gerät eine 16-GByte-SSD mit SATA-Controller in der 4,2 Zentimeter langen Bauform 2242. Die ließ sich problemlos gegen die NVMe-SSD WD SN520 mit 256 GByte tauschen oder auch gegen eine Transcend 430S (SATA). Aber Achtung: Es passen nur M.2-SSDs mit der Kodierkerbe "B-Key" im Anschlusskamm. Die meisten aktuellen NVMe-SSDs haben jedoch den M-Key. Über Onlinepreisvergleicher finden sich M.2-2242-SATA-SSDs mit B-Kerbe mit immerhin bis zu 1 TByte.

Eine längere SSD lässt sich nur mit Gemurkse befestigen, weil sich der Gewindebolzen für die Position 2260 kaum entfernen lässt und der für die Position 2280 derselbe ist wie der für den WLAN-Adapter. Eine NVMe-SSD bringt keine nennenswerten Vorteile, weil der M.2-Slot nur mit einer einzigen PCIe-2.0-Lane beschaltet ist, die mit knapp 500 MByte/s sogar weniger Daten pro Sekunde schaufelt als SATA 6G mit bis zu 580 MByte/s. Die USB-Buchsen lieferten ebenso den erwarteten Durchsatz wie der Gigabit-Ethernet-Netzwerkchip.

Vierter Futro-Vorteil: Die abgehangene Hardware im S740 benötigt keine exotischen Treiber. Proxmox und Ubuntu 22.10 liefen problemlos, auch Windows 11 ließ sich installieren – inklusive Secure Boot und TPM 2.0. Fujitsu produziert den Futro S740 zwar nicht mehr, stellt aber noch Windows-Treiber, BIOS-Updates und Datenblätter bereit. Windows-11- funktionierte mit Windows-10-Treiber klaglos. Unser Exemplar kam mit der BIOS-Version R1.10.0, wir haben R1.13.0 eingespielt. Der Futro S740 bootet nur im UEFI-Startmodus; Secure Boot lässt sich abschalten.

Achtung: Ein Beispiel eines weniger tollen Thin Clients ist der Futro S720, den man manchmal zu Spottpreisen findet. Darin rechnet der vor zehn Jahren vorgestellte AMD GX-210HA, der nur zwei steinalte CPU-Kerne mit 1 GHz hat.