Grüner Komet: Mit diesen Tipps gelingt die Kometenjagd mit der Kamera

Seite 3: Den Kometen fotografieren

Inhaltsverzeichnis

Haben Sie mithilfe der Apps einen möglichst dunkeln Fotospot gefunden, können Sie Ihre Ausrüstung zusammenpacken. Zu Ihrer Kamera wählen Sie am besten ein Objektiv mit längerer Telebrennweite. Welche Kombination Sie hier einsetzen, entscheidet darüber, wie groß Sie den Kometen und seinen Schweif aufs Bild bekommen.

Der Spielraum liegt hier zwischen 100 Millimetern an einer Vollformatkamera und 200 Millimetern an einer APS-C-Kamera. Hier einmal zum Vergleich, wie unterschiedlich die Abbildung des Kometen bei verschiedenen Brennweiten in Abhängigkeit von der Kamera wirken:

200 Millimeter Brennweite eignen sich bestens, um den Kometen C/2022 E3 (ZTF) deutlich auf dem Bild zu erkennen. Bei 100 Millimetern wird dies schon etwas schwieriger

Je nach Brennweite und Belichtungszeit machen Sie den grünen Kopf des Kometen oder sogar dessen Schweif sichtbar. Eine Herausforderung ist neben den recht geringen Helligkeiten des Kometen die Erdrotation. Sie begrenzt die Belichtungszeit je nach Brennweite auf wenige Sekunden, bevor die Sterne als Strichspuren verschwimmen. Dieses Problem ist typisch für die Deep-Sky-Fotografie. Normalerweise arbeitet man hier daher mit mehreren Belichtungen, die man kombiniert (Stacking-Verfahren), um die Gesamtbelichtungszeit und die Detailtiefe zu erhöhen.

Man kann C/2022 E3 (ZTF) – wie Sie im folgenden Bild sehen – aber auch mit nur einer Aufnahme einfangen. Zu viel dürfen Sie dann von Ihrem Bildergebnis allerdings nicht erwarten. Die Sensorempfindlichkeit beziehungsweise die ISO-Zahl müssen Sie selbst bei einem lichtstarken Objektivs vergleichsweise hochsetzen, um bei den kürzeren Belichtungszeiten arbeiten zu können. Die hohen ISO-Werte sorgen allerdings für starkes Rauschen, was die Bildqualität drückt. Da Sie das Foto später stark aufhellen müssen, um den Kometen überhaupt zu sehen, sollten Sie unbedingt im Raw-Modus Ihrer Kamera arbeiten. Hier haben Sie deutlich mehr Spielraum als beim einfachen JPEG.

Auf Grund der kurzen Belichtungszeit von nur 2,5 s musste beim Kometen C/2022 E3 (ZTF) mit einer hohen ISO-Zahl und Nachbelichtung der Aufnahme gearbeitet werden, was ein recht starkes Rauschen hervorruft. Die Aufnahme stammt vom 19. Januar 2023, 2:30 Uhr.
Canon 6D | 200 mm | ISO 6400 | f/2.8 | 2,5 s | +1 EV

Wollen Sie mehr vom Kometen und seinem Schweif einfangen, benötigen Sie ein weiteres Hilfsmittel: eine Reisemontierung, die Sie zwischen Stativ und Kamera schrauben. Die darin integrierte Nachführung hilft Ihnen dabei, die Erdrotation auszugleichen und auch bei höheren Brennweiten und Belichtungszeiten von mehreren Sekunden oder sogar Minuten runde Sterne aufzunehmen. Mit den oben genannten Brennweiten können Sie noch gut mit einer Reisemontierung arbeiten. Reisemontierungen mit Motor gibt es ab etwa 200 Euro. Modelle ohne Motor, die quasi wie eine Eieruhr funktionieren, bekommt man unter 150 Euro. Wie es der Name schon sagt, sind sie so klein und leicht, dass man sie gut unterwegs im Rucksack transportieren kann.

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Die Reisemontierung muss auf den Himmelspol ausgerichtet werden und führt die darauf montierte Kamera exakt mit der Erddrehung nach. Auf diese Weise können Sie nun Fotos mit längerer Belichtungszeit anfertigen. Es lohnt sich, gleich mehrere länger belichtete Aufnahmen des Kometen anzufertigen, um sie später im sogenannten Stacking-Verfahren zu verarbeiten.

Eine solche Reisemontierung (hier der "iOptron SkyTracker Pro") bietet durch die Nachführung der Kamera die Möglichkeit, auch im Telebereich für mehrere Sekunden oder sogar Minuten bei runder Sternabbildung belichten zu können.

Dabei legt eine Software wie "Sequator" für Windows oder dem "Starry Sky Stacker" für MacOS mehrere Bilder exakt übereinander und addiert sie vereinfacht gesagt. Da das Bildrauschen in jedem Bild zufällig verteilt ist, ergibt sich durch die Addition der Einzelbelichtungen im Ergebnisbild ein besseres Signal-Rausch-Verhältnis. Mit einem erhöhten Umfang der Nutzinformationen bei minimiertem Bildrauschen holen Sie so in der anschließenden Bearbeitung mehr aus Ihrem Bild heraus. Schon wenige Aufnahmen (20 bis 50) mit einer vergleichsweise kurzen Belichtungszeit von nur 30 bis 45 Sekunden genügen, um die Qualität deutlich zu steigern.

Nun wirkt weder ein Einzelbild noch ein unbearbeiteter Stack besonders spektakulär. Wie eigentlich immer in der Astrofotografie müssen Sie auch Ihr Kometenbild noch nachbearbeiten. Wenn Sie sich das einfach machen möchten, können Sie gut mit fertigen Filtern und Aktionen in Adobe Photoshop arbeiten. So entfernt das Plug-in "GradientXTerminator" mögliche Farb- und Helligkeitsverläufe (auch: Gradienten) im Bild und sorgt für einen neutral grauen Himmelshintergrund.

Beim Herausarbeiten des Kometenschweifs helfen die "Astronomy Tools" – eine Sammlung von Aktionen, die auf Knopfdruck bestimmte Bearbeitungsschritte auf das Bild anwenden. Insbesondere die Aktionen "Lighten Only DSO and Dimmer Stars" sowie "Enhance DSO and Reduce Stars" ("DSO" steht hierbei für "Deep Sky Object") leisten hier in Verbindung mit einer Tonwertkorrektur und den Gradationskurven in Photoshop gute Arbeit.

Natürlich können Sie die Aufnahme und Bearbeitung eines Kometen noch wesentlich professioneller und aufwändiger gestalten. Es beeindruckt jedoch durchaus, was schon mit diesen einfachen Mitteln möglich ist.

Mit wenigen Schritten lässt sich aus einem gestackten Kometenbild bereits einiges in Adobe Photoshop herausholen. Aufgenommen wurde dieses Foto des Kometen C/2022 E3 (ZTF) am 19. Januar 2023 gegen 4 Uhr.
Canon 70D | 200 mm | ISO 2000 | f/2.8 | 30 s | Stack aus 46 nachgeführten Einzelbildern

Auch wenn der Grüne Komet nicht an die Helligkeit des Kometen Neowise herankommt, gibt er uns wieder eine "fantastischen Gelegenheit, eine persönliche Verbindung mit einem eisigen Besucher aus dem fernen äußeren Sonnensystem herzustellen." So treffend schreibt es die NASA.

Sollten wir in den nächsten Jahren wieder einmal das Glück eines hellen Kometen wie Neowise haben, so ist die Aufnahme und Bearbeitung deutlich einfacher. In diesem Fall reicht ein Weitwinkelobjektiv, um den Kometen mit seinem prächtigen Schweif auch ohne Nachführung beeindruckend einzufangen.

(ssi)